Kurt Lay: "Das Rathaus sieht nur die Dollarzeichen!" Foto: Lück

Richtig Gegenwind für die Windkraftpläne von Rottenburg! Bei der Info-Veranstaltung in der Halle in Seebronn prallen Befürworter und Gegner aufeinander. Neue Frage: Schadet sich Rottenburg mit dem Windpark?

Rottenburg-Seebronn - Das war konfrontativ, emotional, aber auch erhellend. Fahren die Stadtwerke ins Minus, wenn der Windpark gebaut wird? Großes Thema in der Halle in Seebronn bei der Info-Veranstaltung von der Bürgerinitiative Gegenwind. Kurt Lay meldet sich zu Wort: "Die Stadtverwaltung sieht die Dollarzeichen – die 700.000 Euro Pacht im Jahr."

Edmund Siess, Sprecher von "Gegenwind": "Im ersten Moment hört sich das lukrativ an: 700.000 Euro Pacht für die städtischen Liegenschaften. Aber: Welche Zinsen sind für die Anlagen zu zahlen? Wie hoch ist der Ertrag wirklich? Wir befüchten, dass der Ertrag so niedrig ist, dass die Stadtwerke als Betreiber des Windparks draufzahlen. Und die Stadtwerke, das sind wir!" Das könnte laut Kritiker bedeuten, dass das Defizit aus dem Windpark auf die ohnehin schon hohen Gebühren draufkommt.

Referent Richardt: So wenig bringt die Windkraft

Die "mangelnde Effizienz" der Windkraft. Der Buchautor und Kraftwerkexperte Klaus Hellmuth Richardt (71) hatte sie in seinem Vortrag aufgezeigt. Mit Daten der Windkraft-Industrie willer nachweisen: Die Strommenge, der tatsächlich aus den Anlagen kommt, sei nur ein Fünftel oder 20 Prozent der installierten Leistung. Richardt weiter: "Um die beste Leistung aus einer Windkraftanlage herauszuholen, so schreibt der Hersteller Enercon in seinem Prospekt, sind Windgeschwindigkeiten von acht Meter pro Sekunde notwendig. Das wird in Deutschland nie erreicht. Da können die Grünen noch so viel Wind machen."

"Der Flatterstrom hat mich verschrocken!"

Ein Zuhörer kritisiert den "Flatterstrom": "Die Windenenergie bringt nur 25 Prozent Strom im Jahr. In der Nordsee nur an 3000 Stunden im Jahr. Das sind nur 125 Tage – das hat mich verschrocken!" Deshalb ist für die BI Gegenwind klar: Die Windmessungen für den geplanten Windpark müssen öffentlich gemacht werden. Siess: "Das fordert auch die Bürgerinitiative Rückenwind."

Energie-Experte Richardt: "In Straubenhardt hat die Bürgerinitiative eine Studie vorgelegt, dass die Windkraft nicht ergiebig ist. Da gab es eine Gegenstudie. Jetzt kommt raus: Die Bürgerinitiative hat recht." Gegenwind-Sprecher Siess: "Straubenhardt schreibt Verlust. Die anvisierten 1,8 Millionen Euro Gewerbesteuer wurden bisher nie bezahlt!"

Sind Windparks für Trockenheit verantwortlich?

Energie-Experte Richardt legt auch eine US-Studie vor. Sie zeige, dass die Hitze in großen Windparks besonders hoch sei. Weil sich nachts mangels Wind kein Tau bilden könne: "Eine dauerhafte Erwärmung durch die Windparks von 0,8 Grad ist nicht weit entfernt von zwei Grad Erderwärmung!" Dann präsentiert Richardt Wetterkarten von 2006 bis 2021. Daneben: die Deutschland-Karte der Windrad-Dichte. Sein Ergebnis: Überall in Deutschland ist es rot vor Trockenheit. Nur ganz im Süden nicht – hier ist die Windkrafte-Dichte am geringsten, argumentiert Richardt.

Hailfinges Ortsvorsteherin Sabine Kircher steht auf und widerspricht: "Wir haben zwei Windparks besucht – mit jeweils 40 Windrädern. In den USA stehen Windparks mit 600 Turbinen. In großer Sorge wurden diese Untersuchungen auch in Deutschland gemacht. Hier hat man diesen Effekt nicht gefunden."

Hailfingens Ortsvorsteherin widerspricht

Ein Zuhörer fordert einen Bürgerentscheid. Ortsvorsteherin Kircher antwortet: "Bedenken Sie: Einen Bürgerentscheid kann es nur für ganz Rottenburg geben." Es sei damit zu rechnen, dass die anderen Bürger in der Gemarkung sagen: Wir sind für den Windpark zwischen Rottenburg, Oberndorf, Hailfingen und Wendelsheim – dann kommt er nicht zu uns.

Die Zuhörer. Befürworter und Gegner. Die Angst der Gegner: Schäden für die Natur. Das Naherholungsgebiet. Ein Zuhörer: "Hier sind Windräder von 246 Meter Höhe geplant. Die größten Windräder zu Lande in ein dicht besiedeltes Land hinzustellen und nicht zu wissen, was passiert – deshalb appelliere ich an die Ortsvorsteher, den Leuten nicht solch ein Risiko auszusetzen."

Forderung: "Verschiebt Entscheidung über Pachtverträge"

Christine Schreier, Partnerin der Falkenerin Britta Höcke, zeigt ein paar Federn: "Sie sind von einer toten Waldohreule. Hier gibt es auch Schleiereulen. Wir kümmern uns hier um unsere Nachbarn, um die Streuobstwiesen, die viele Brutmöglichkeien bieten. Und die Natur. Wenn hier die Windräder gebaut werden, ist es damit vorbei."

Nach über drei Stunden ist die Diskussion vorbei. BI-Sprecher Siess: "Mein Appell nach diesem Abend: Es kommt eine intensive Diskussion auf, das konnte man deutlich spüren. Deshalb ist mein Appell an die Entscheidungsträger und die Stadt: Die Entscheidung über die Pachtverträge für den Windpark sollte verschoben werden. Es gibt zu viele Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt!" Bisher hatte sich der Gemeinderat Rottenburg mehrheitlich für den geplanen Windpark ausgesprochen.