Hier sollen bald 285 Meter hohe Windkraftanlagen stehen. Oder kommt alles doch ganz anders? Foto: Stephan Wegner

„Nicht einverstanden“ mit der Errichtung von fünf Windkraftanlagen im Feurenmoos sind eine Reihe von Anwohnern. Die Stellungnahme an die Stadt Schramberg zum Beteiligungsverfahren wurde von Jochen Oehler aus Sulgen unterzeichnet.

Er und weitere Anlieger wollen sich den Bau der Windkraftanlagen nicht gefallen lassen. Auf mehr als 20 Seiten werden fein säuberlich – mit Verweisen auf Quellen und wissenschaftliche Studien – viele Argumente aufgelistet, die gegen den Bau sprechen.

 

Die Forderung der Anwohner lautet: „Wir bitten Sie, uns dabei zu unterstützen, dass das Vorranggebiet Feurenmoos als Festlegung aus der Planung des Regionalverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg entfernt wird“, heißt es an die Adresse von Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und die Gemeinderäte.

Schutzgut Boden

Zunächst einmal sei das Feurenmoos ein einzigartiges, sensibles und überaus schützenswertes Waldgebiet mit einem Moorgebiet und sehr hochwertigen Böden. Unter anderem heißt es in einer Stellungnahme von Naturschutzverbänden zum Regionalplan anlässlich der Windkraftanlagen: „Böden mit hoher Bedeutung innerhalb der Vorranggebiete und Sonderstandorte (z.B. Moore) sind von Eingriffen auszunehmen“.

Zudem speise das Feurenmoos eine Vielzahl von Quellen und Biotope, heißt es von den Anwohnern weiter. Es leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Wasserversorgung und -speicherung sowie für das komplette Ökosystem. Unter anderem werde so auch der Gründlesee – ein Ökogebiet der Stadt Schramberg – gespeist.

Flächenversiegelung

Die „gigantischen Fundamente“ würden Boden unwiederbringlich schädigen und Flächen versiegeln. Bei fünf Windrädern komme man auf einen Flächenverbrauch von 26 320 Quadratmetern, was fünf Fußballfeldern entspreche. Hinzu kommen würden 7,50 Meter breite Zufahrtswege und 1736 Lkw-Ladungen Beton.

Dimensionen

Die Windkraftanlagen seien nicht mit Windrädern wie in Tennenbronn vergleichbar, heißt es weiter. Die Nabenhöhe betrage 199 Meter, die Gesamthöhe 285 Meter. Der Stahlbetonturm sei 135 Meter hoch und wiege 2800 Tonnen.

Umweltgefährdende Stoffe

Hier befürchten die Anwohner Probleme durch die „Ewigkeitschemikalie PFAS“, die durch den Abrieb der Beschichtung der Rotorblätter in den Boden gelange. Diese Stoffe würden den Boden und das Grundwasser kontaminieren. Verwiesen wird auf Veröffentlichungen von Professor Martin Scheringer von der ETH Zürich, der vor den Gefahren von PFAS warnt. Weitere PFAS würden 2026 von der EU verboten.

Wasser

Das Feurenmoos grenze an Wasserschutzgebiete (WSGZ) II und III. Im Umweltbericht zu den Windkraftanlagen heißt es: „Das Regierungspräsidium weist darauf hin..., dass in Zonen II der Wasserschutzgebiete generell Bautätigkeiten per Rechtsverordnung verboten sind und damit auch der Bau von Windkraftanlagen nicht zulässig ist“. Eine Befreiung werde nur erteilt, wenn keine nachteilige Veränderung des Grundwassers zu besorgen sei. Da das WSGZ II nur 400 Meter entfernt sei, dürfte das laut Anwohnern negative Auswirkungen auf das Wasser haben.

Und weiter: Bei einem Unfall könnten umweltgefährdende Stoffe wie Öl, Kühl- oder Isolierflüssigkeit ins Erdreich gelangen und so zu schweren Grundwasserverunreinigungen führen.

Mensch

Das Bundesverwaltungsgericht habe geurteilt, dass von den Drehbewegungen der Rotoren eine optisch bedrängende Wirkung ausgehe – und das habe sich auf bedeutend kleine Windenergieanlagen als die hier geplanten bezogen. Zudem sei die Wohnbebauung deutlich weiter entfernt gewesen. Zudem wird auf laut Studien gesundheitsgefährdende Auswirkungen des nicht hörbaren Infraschalls verwiesen.

Auch Eiswurf könne ein Problem werden – so drohten mehrere Kilo schwere Eisbrocken mehr als 800 Meter weit geschleudert zu werden – unter anderem liege ein Spielplatz in diesem Erfassungsbereich.

Schattenwurf und Lärm könnten gesundheitliche Probleme wie Schlafstörungen oder Herz-/Kreislaufprobleme bewirken.

Tiere und Pflanzen

Die Artenvielfalt im Feurenmoos sei in Gefahr. So brüteten dort jedes Jahr Rotmilane und es gebe Fledermäuse. Hinzu kommen unter anderem Turmfalken, Mäusebussarde, Habichte, Eulen und Uhus.

Landschaft

Schönheit der Landschaft, hohe Lebensqualität und Attraktivität für den Tourismus werden durch den Bau ohne Not zerstört, heißt es im Schreiben. Und weiter: „Und dies alles nur aus wirtschaftlichen Interessen einiger weniger Personen“. Auch für den Tourismus werden Rückgänge befürchtet. Ein Moor binde auch CO₂, weshalb der Bau der Windkraftanlagen auch Zielen des Klimaschutzes zuwider laufen würden.

Verwiesen wird auch auf ökologische Probleme durch die Windenergieanlage hinter dem Flugplatz Winzeln. Dort würden Flächen trotz Pflege nicht mehr nachwachsen.

Auch das Baugebiet Schoren Süd könne durch die ganzen Effekte deutlich unattraktiver werden.

Die Schlussfolgerung aus all den Argumenten: „Das Feurenmoos muss für eine Windkraftnutzung absolut tabu sein“. Es wird an die Stadt appelliert, Interessen der Bürger zu schützen und Umwelt und Gesundheit nicht zu gefährden.

Die Einspruchsfrist beim Regionalverband läuft noch bis 14. Februar. Das Thema wird am 20. Februar im Gemeinderat besprochen.