Beim Thema Windkraftanlagen scheiden sich die Geister. Foto: Monika Braun

Die acht geplanten Windkraftanlagen entlang der B 294 haben in Seewald für viel Wirbel gesorgt – bis hin zur Klage. Patrick Maier ist Regionalgeschäftsführer des BUND. Er macht klar, dass es in der Gemeinde auch positive Stimmen zur Windkraft gibt.

Der Bau von Windkraftanlagen trägt langfristig dazu bei, die Klimaziele zu erreichen und den Strombedarf zu decken. In der Gemeinde Seewald stehen bereits einige Windkraftanlagen, weitere sollen dazu kommen, doch daran scheiden sich die Geister.

 

Patrick Maier, Einwohner von Seewald und Regionalgeschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) Nordschwarzwald, will dazu beitragen, dass eine gewisse Objektivität in Seewald nicht verloren geht. Es gebe innerhalb der Gemeinde nicht nur eine ablehnende Haltung gegenüber weiteren Windkraftanlagen. „Ich habe den Prozess in Seewald verfolgt, kenne die Ängste und habe aber auch schon positive Stimmen gehört“, sagt er.

Energiewende notwendig

Grundsätzlich gehe es ihm nicht darum zu überzeugen, sondern Argumente auszutauschen und zu zeigen, dass es eben nicht nur Gegner in Seewald gebe. „Wir brauchen die Energiewende. Als Vater einer zweieinhalbjährigen Tochter mache ich mir Gedanken um die Zukunft. Wenn jeder es ablehnt, vor der eigenen Haustür Windkraftanlagen aufzubauen, kommen wir nicht weiter“, sagt Maier. Dass der Tourismus in Seewald durch den Bau weiterer Anlagen leide, sei für ihn kein Argument. „Die Tourismusbranche hat mit Fachkräfte- und Personalmangel zu kämpfen. Die Touristen fahren auch an die Nord- oder Ostsee, dorthin, wo seit Jahren zahlreiche Anlagen stehen.“

In Seewald fehle ihm ein echter Beteiligungsprozess, der nicht nur die Nachteile, sondern auch die Möglichkeiten aufzeige. In einem ersten Schritt zur Erreichung der Klimaziele sollen alle Regionen in Baden-Württemberg 1,8 Prozent ihrer windhöffigen Flächen als Vorranggebiete für Windenergie zur Verfügung stellen. „Diese Fläche reicht aber nur, wenn wir bereit sind, deutlich weniger Energie zu verbrauchen“, so Maier. Der Nordschwarzwald habe ein großes Windpotenzial und könnte deutlich mehr zur Energiewende beitragen als windärmere Regionen. „Die Kommunen haben sich viele Jahre darauf beschränkt, die Windkraft zu verhindern, nun weist das Land über zwölf Regionalverbände die Flächen aus.“

Im Fall von Seewald lägen die Flächen im Außenbereich, entlang der Bundesstraße, seien entsprechend windhöffig und befänden sich in den Potenzialflächen für Windenergie des Regionalverbands Nordschwarzwald.

Aktuell läuft Klage

Nachdem der Gemeinderat einstimmig das Einvernehmen versagt hatte und den weiteren Bau von Windkraftanlagen ablehnte, muss nun ein Gericht entscheiden, wie es weitergeht. „Aktuell klagt die Gemeinde vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH). Als Gründe sind unter anderem Sorgen um Wald und Artenvielfalt, Überlastungsgefühle oder Ängste vor einer Schwächung des Tourismus angegeben“, fasst es Maier nochmals zusammen.

Neben der ablehnenden Haltung gebe es aber auch viele Menschen im Gemeindegebiet, die sich neutral oder sogar positiv zur Windenergie äußern würden und auch bereit seien, Flächen dafür zu Verfügung zu stellen. „In persönlichen Gesprächen habe ich das gehört. Mir ist es einfach wichtig, auch diese Gruppe zu vertreten und ihr Gehör zu verschaffen“, erklärt Maier.

Der Geschäftsführer hat als Moderator in Hessen bereits Erfahrungen mit kontroversen Diskussionen gesammelt, daher wisse er, dass oft auch eine kleine und laute Gruppe den Diskurs dominieren könne und so in der Wahrnehmung überbewertet werde.

„Im Rahmen der Öffentlichkeitsveranstaltung im Dezember 2022 hat sich vor und in der Halle ein größerer und organisierter Block aus Windkraft-Gegnerinnen und -Gegnern gebildet“, sagt er. Eine zielführende und offene Diskussion sei dabei nicht möglich gewesen, sodass viele wichtige Fragen des Windenergieausbaus unbeantwortet geblieben seien.

Was folgt in Zukunft?

Der Gemeinderat hat deutlich gemacht, dass er die Ausbauziele kritisch sieht und entsprechende rechtsstaatliche Mittel dafür gewählt. Die Frage ist, wie es nach dem Urteil weitergeht. „Was passiert, wenn der Klage stattgegeben, und was, wenn die Klage abgewiesen wird?“, fragt sich Maier.

Denn unabhängig von der Klage stünden Gemeinderat und der neue Bürgermeister Dominic Damrath vor der wichtigen Aufgabe, den Energiewendeprozess vor Ort und gemeinsam mit der Bürgerschaft umzusetzen.