Bei der Windkraft in Malsburg-Marzell scheiden sich die Geister. Unser Leser Peter Müller hat dazu folgende Meinung.
Tropfen auf den heißen Stein
Keinem der Argumente von Herrn Leible kann ich zustimmen. Geht es ihm um die Energiegewinnung oder um das Klima? Wenn es um die Energieerzeugung geht, so sollte berücksichtigt werden, dass konventionelle Kraftwerke im In- und Ausland und sogar ausländische Kernkraftwerke zusätzlich weiterlaufen müssen, um genügend Energie zu liefern, und die „erneuerbaren Energien“ sogar abgeschaltet werden müssen, um die Netzstabilität zu gewährleisten.
Es wird also selbst im mittleren Zeitraum nicht möglich sein, eine Energietransformation durchzuführen. Oder geht es Herrn Leible um die Klimarettung? Die Bedeutung der Windräder für den Klimaschutz kann etwa dadurch abgeschätzt werden, indem der Anteil der von Windrädern erzeugten Energie am Gesamtenergieverbrauch Deutschlands (Primärenergieverbrauch) gemessen wird. Im Jahr 2024 haben die 30 300 Windräder an der Gesamtenergieerzeugung Deutschlands nur 4,8 Prozent beigetragen. Um also das globale Klima zu beeinflussen, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, genauer: Die deutschen Windräder haben 2021 mit unter einem Zehntel Prozent des globalen Gesamtenergieverbrauchs praktisch nichts am Klimawandel geändert.
Für Aufforstungen
Dieses Ergebnis zeigt sich anhand von Energiedaten, die im Netz für jedermann zugänglich sind. Sinnvoller Klimaschutz wären nationale und internationale Aufforstungen und Ablösungen ineffizienter Kraftwerke.
Herr Leible fragt weiterhin, was Menschen ihren Kindern und Enkeln erzählen sollen, wenn aus egoistischen und lokalen, hier Malsburg-Marzell betreffenden Gründen Windradbauten kritisch gesehen werden. Aber was wird er seinen Enkeln erzählen, wenn sie fragen, wie es ohne Einbeziehung der lokalen Bevölkerung und ohne realistische Berechnungen zu Energieeffizienz und Klimaauswirkungen möglich war, die letzten Reste der Natur deutschlandweit dauerhaft zu zerstören?
Sorge um das Leben in der Gemeinde
Und bei Malsburg-Marzell geht es nicht um einen kleinen Beitrag, sondern um alles. Die Bergkämme müssen wegen des Granits tief weggesprengt und versiegelt werden und Zuwegungen in der Breite der B 3 durch bisher unzerschnittene Wälder und über das Wasserschutzgebiet hinaus angelegt werden. Es ist meiner Meinung nach illusorisch, dass bei solchen Arbeiten die sensiblen Quellen unverändert bleiben und die sowieso schon knappe Wasserversorgung beibehalten werden kann. Auch der Abrieb der Windräder wird die Qualität des Trinkwassers vermindern.
Die Bürger von Malsburg-Marzell, die hier nur wohnen, weil ihnen die Natur wichtig ist, werden von Westen und Osten mit fast doppelt so hohen Windrädern in vermutlich fast vierfacher Menge im Vergleich zu denen von Gersbach dauerbeschallt, verstärkt durch Echo und Nebel. Wer das nicht aushält, wird wegziehen, Dienstleister und Handwerker werden folgen. Ich sorge mich, dass sich die Reha-Kliniken dann nicht halten könnten, und ich habe die große Angst, dass das Leben in der Gemeinde komplett wegbrechen könnte. Auch Herr Leible, obwohl er weit weg von Malsburg-Marzell wohnt, ist davon betroffen, denn auch seine Naherholungsgebiete werden wegfallen.
Peter Müller, Malsburg-MarzellSchreiben Sie uns: leserbriefe@schwarzwaelder-bote.de. Mit der Übersendung erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Leserbrief in der Printausgabe, im E-Paper sowie im Onlinedienst des Schwarzwälder Boten veröffentlicht wird. Wir behalten uns Kürzungen vor. Leserbriefe entsprechen nicht notwendig der Meinung der Redaktion.