Hätte ein Windpark im Großen Hau 30 Millionen Euro gebracht? Zwei Vertrauensleute des Bürgerentscheids sprechen von einer viel geringeren Rendite.
Marcel Uhl und Birgit Sayer, zwei Vertrauensleute der Bürger, die gegen Windkraft im Wald auf städtischen Flächen sind, heben im Vorfeld des am 30. November stattfindenden Bürgerentscheids die Bedeutung des heimischen Walds hervor und kritisieren die vom scheidenden Oberbürgermeister Rosenberger genannten Zahlen zum angeblichen Gewinn, der der Stadt bereits entgangen sei.
Das Thema Windkraft im Wald sei keine Chance für den Wald; er werde davon nicht profitieren, teilt Birgit Sayer mit. „Wir haben hier viele wertvolle Mischwälder mit vielfältiger Naturverjüngung, die wesentlich stabiler wächst als Ausgleichsmaßnahmen und Aufforstungen. Diese können kein intaktes Ökosystem adäquat ersetzen.“
„Starkes Signal“ erhofft
Sayer erhofft sich von dem Bürgerentscheid ein „starkes Signal der Bürger, dass sie keine Windräder in den (kommunalen) Wäldern wollen“. Dies könne auch private Waldbesitzer bei deren Entscheidung für oder gegen Windräder beeinflussen. Sayer bezweifelt die Wirtschaftlichkeit, wenn einzelne Windräder in den Wald gebaut würden. Die Kosten für Leitungen und Straßen könnten zu hoch sein.
Sayer argumentiert: „Wir zerstören große Waldflächen für Windräder und gleichzeitig weiß jeder, welche wichtigen Aufgaben unsere Wälder beim Klimawandel erfüllen. Wir errichten 285 Meter hohe Windräder im Wald, die aufgrund geringer Windhöffigkeit in Baden-Württemberg und Bayern notwendig sind, um wenigstes geringe Erträge zu erzielen.“
Unzutreffende Zahlen?
Marcel Uhl hält die vom scheidenden OB Peter Rosenberger genannte Summe, die der Stadt wegen der Ablehnung des Windparks im Großen Hau entgangen sei, für „utopisch“. 25 bis 30 Millionen habe die Stadt Horb seit 2013 eingebüßt, sagte Rosenberger in einem Interview mit unserer Redaktion.
Drei Ministerien und das RP haben damals die Windparkpläne der Stadt Horb ausgebremst – zusammen mit der BI Waldjuwel. Uhl argumentiert: „Die Planungs- und Genehmigungsphasen dauerten damals unter vollkommen anderen gesetzlichen Voraussetzungen fünf bis acht Jahre – mindestens! Ein aktuelles Beispiel, dass es auch viel länger dauern kann: Der Windpark Grömbach Vertragsabschluss 2008, geplante Inbetriebnahme 1. Dezember 2024, nachzulesen bei www.enbw.com – Wenn überhaupt, hätte also die Stadt Horb frühestens 2020 Erträge aus ihrem Windpark gehabt. Das können bis heute niemals 30 Millionen sein.“
Uhl nennt ein Zitat von Rosenberger in der Rundhalle: „Hätten wir damals zehn Windräder gebaut, hätten wir heute 30 Millionen Euro mehr im Säckel“. „Das ist einfach nicht richtig!“, so Uhl. Auch die Pachteinnahmen der möglicherweise kommenden Windräder seien geringer als erhofft.