Bisher geht es mit der Windkraft im Südwesten noch nicht so recht voran Foto: dpa

Umweltminister Untersteller vermeldet 62 Genehmigungen für Windräder im Jahr 2014 und sieht darin einen großen Fortschritt. Der politische Gegner grätscht dazwischen: Nur sieben Anlagen wurden gebaut.

Stuttgart - Die Zahl von 62 neu genehmigten Windkraftanlagen im vergangenen Jahr ist für Umweltminister Franz Untersteller der Beleg dafür, dass der Ausbau der Windenergienutzung im Südwesten vorangeht. „Das sind mehr als doppelt so viele wie die insgesamt 29 Anlagen in den Jahren 2011 bis 2013 zusammen“, erklärte der Grünen-Politiker in einer Mitteilung.

Er räumte jedoch ein, dass im vergangenen Jahr nur sieben Anlagen in Betrieb gingen. Natürlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn alle 62 genehmigten Kraftwerke bereits gebaut worden wären und ihren Betrieb aufgenommen hätten, heißt es weiter: „Allerdings verstreicht aufgrund von Bau- und Lieferzeiten zwischen Genehmigung und Inbetriebnahme erfahrungsgemäß rund ein Jahr.“

Wegen der bundesweit erhöhten Nachfragen hätten sich außerdem die Lieferzeiten verlängert: „Aber entscheidend ist, dass sich aktuell rund 60 Anlagen auf der Zielgeraden befinden“, so der Grünen-Politiker.

Der CDU-Energiepolitiker Paul Nemeth nannte dies jedoch gegenüber unserer Zeitung einen „Treppenwitz“. Baden-Württemberg sei in Wirklichkeit weiterhin das Schlusslicht beim Bau von Windkraftanlagen.

Derselbe Minister, der 2014 zum Jahr des Durchbruchs beim Bau von Windkraftanlagen erklärt habe, müsse nun eingestehen, dass lediglich sieben ans Netz gingen. Nemeth: „Die Landesregierung ist unfähig, ihre Versprechungen einzuhalten.“ Der CDU-Politiker macht für das langsame Tempo beim Kraftwerkbau das grün-rote Landesplanungsgesetz verantwortlich.

Auch FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sagte: „62 Genehmigungen sind noch keine 62 neu gebauten Anlagen.“ Ob die Windräder trotz Rotmilan, Flugsicherheit und anderer Eventualitäten überhaupt gebaut würden, stehe in den Sternen. Rülke: „Mit Luftschlössern ist die Energiewende nicht zu machen.“

Für Untersteller markieren die Zahlen jedoch eine Trendwende. Den Genehmigungsbehörden im Land lägen momentan Anträge für insgesamt 263 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 700 Megawatt vor. Die installierte Leistung im Land sei in den Jahren von 2011 bis 2014 von 472 auf 560 Megawatt gestiegen. Zum Vergleich: Im Nachbarland Rheinland-Pfalz stehen gegenwärtig Anlagen mit 2446 Megawatt Leistung, in Bayern sind 1261 Megawatt installiert.

Der Nabu-Vorsitzende von Baden-Württemberg, André Baumann, begrüßte den Ausbau der Windkraft, mahnte jedoch Kommunen und Investoren, dabei so früh wie möglich Naturschutzaspekte zu berücksichtigen. „Der Ausbau wird nicht durch Rotmilan und Schwarzstorch behindert, sondern durch den Umgang mit windenergiesensiblen Vogel- und Fledermausarten“, so Baumann.

Es sei niemandem geholfen, wenn Genehmigungsverfahren wegen berechtigter Einsprüche schleppend verlaufen und am Ende von Gerichten eingefangen würden. Der Windkraftausbau werde zudem vielfach durch kurzsichtige Planungen von Gemeinden behindert.