Die Hauptattraktion Menschenaffen genügt nicht, um das wirtschaftliche Defizit der Wilhelma auszugleichen Foto: Leif Piechowski

Die Zoofreunde freut’s: Die Eintrittspreise für die Wilhelma bleiben, wie sie sind, teilt das Wirtschafts- und Finanzministerium in Stuttgart mit – trotz Millionendefizits.

Stuttgart - 14 Euro für Erwachsene, sieben Euro für Kinder – und bis 1. März gelten noch die zehn respektive fünf Euro des Wintertarifs. So steht es am historischen Kassenpavillon der Stuttgarter Wilhelma zu lesen. Im Klartext: Wer 2014 den Stuttgarter Zoo besucht, muss für die Tageskarte nicht mehr bezahlen als im vergangenen Jahr. Das gilt ausnahmslos für alle Kategorien von der Familienkarte bis zum Jahresticket. „Die nächste turnusmäßige Preiserhöhung ist für 2015 geplant“, sagte ein Sprecher des Wirtschafts- und Finanzministeriums gegenüber unserer Zeitung.

Der letzte Aufschlag vor einem Jahr sei an die Eröffnung der neuen Menschenaffenanlage gekoppelt gewesen, so der Sprecher weiter. Anders ausgedrückt: Das im April 2013 eröffnete, supermoderne Primatengehege hatte nach Auffassung des Landes ein Anheben der Ticketpreise gerechtfertigt. Durch die jetzt offenbarte Zurückhaltung bleibt Thomas Kölpin, seit Jahresbeginn neuer Direktor der Wilhelma, diese schlechte Nachricht zum Einstand erspart. Sein Vorgänger, Dieter Jauch, hinterlässt ihm überdies einen der meistbesuchten Zoos in Deutschland. 2013 kamen rund 2,36 Millionen Besucher in den Stuttgarter Tierpark, nach dem Rekordjahr 2008 mit Eisbärenbaby Wilbär (2,42 Millionen) das zweitbeste Ergebnis überhaupt. Eine Analyse liegt noch nicht vor, doch das neue Affenhaus dürfte dazu beigetragen haben, dass im Vergleich zu 2012 über 100 000 Besucher mehr kamen.

Neue Einnahmequellen erschließen?

Kölpin wird sich allerdings dennoch mit einem Millionendefizit befassen müssen. Aussagen zum Kassensturz 2013 seien aufgrund des noch fehlenden letzten Quartalsberichts „nur sehr eingeschränkt möglich“, heißt es zwar im Wirtschaftsministerium. Doch die Zahlen der Jahre davor lassen vermuten, dass wieder ein gewaltiger Fehlbetrag auflaufen wird: So standen im Jahr 2012 laut Ministerium rund 24,3 Millionen Euro an Ausgaben etwa 12,9 Millionen Euro an Einnahmen gegenüber. Den turnusmäßigen Zuschuss des Landes von 9,3 Millionen Euro mitgerechnet, bleiben circa zwei Millionen Euro, die „die Wilhelma selber irgendwo rausschwitzen muss“, wie es der Sprecher von Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) formuliert. Oder neue Einnahmequellen erschließen? Am Rande der Verabschiedung des langjährigen Wilhelma-Chefs Jauch vorige Woche hatte Schmid angedeutet, dass das Land vom Neuen beim Thema Defizit neue Impulse erwartet – zumal das Land für 2013 ebenfalls nur wenig mehr als 9,3 Millionen Euro gibt.

Kostentreiber sind vor allem die Ausgaben für Zoologen, Tierärzte und Pfleger. Etwa die Hälfte des jährlichen Wilhelma-Etats muss fürs Personal aufgewendet werden. Instandhaltung sowie die stetig steigenden Kosten für Heizung, Strom und Wasser seien „weitere größere Aufwandspositionen“.

Landesrechnungshof fordert von der Stadt eine Kostenbeteiligung

Wenn das Land 2015 dem Defizit mit höherem Eintrittsgeld begegnet, dürften allzu große Sprünge tabu sein. Die Wilhelma bewegt sich verglichen mit anderen, ähnlich strukturierten Zoos in Deutschland im Mittelfeld. Der Zoo in Leipzig verlangt nach seinen Millioneninvestitionen von Erwachsen 18,50 Euro pro Tag, in Köln werden 17,50 fällig, im früheren Ruhrzoo in Gelsenkirchen 12,50 Euro. Auch Berlin ist günstiger als Stuttgart: Eine Eintrittskarte für den Zoologischen Garten im Westen der Hauptstadt kostet 13, für den Tierpark im Osten zwölf Euro. Richtig teuer ist der privat betriebene und von einer Stiftung unterstützte Tierpark Hagenbeck in Hamburg mit 20 Euro.

Der Landesrechnungshof hatte sich schon vor geraumer Zeit Gedanken um die Finanzen der Wilhelma gemacht und von der Stadt Stuttgart als Hauptnutznießer des Zoos eine Kostenbeteiligung gefordert. Von einem Engagement der Landeshauptstadt ist im Finanzministerium derzeit aber keine Rede.