Durfte nicht lange im französischen Tal der Affen toben: Gorilla Mädchen Claudia mit Pflegerin Majorie Vermeer Foto: Vermeer

Der Umzug nach Frankreich ist gescheitert: Gorillamädchen Claudia ist wieder in der Wilhelma.

Stuttgart - Es war ein Versuch. Er ist gescheitert. Gorillamädchen Claudia ist wieder in der Wilhelma. Die Gorilladame Gaja im Tierpark Tal der Affen in Frankreich hat für das einjährige Kind keine mütterlichen Gefühle entwickelt. Am Dienstagabend kam Claudia zusammen mit ihrer Pflegerin Bea Jarczewski nach langer Reise in Stuttgart an.

 

"Toleranz und freundliches Interesse waren zwar vorhanden, sind aber für eine Integration in die Familie eben nicht genug", so eine Sprecherin der Wilhelma. Dabei habe sich Claudia sehr aufgeschlossen gezeigt, sei gar nicht ängstlich gewesen und habe auch mit Gajas älteren Kindern herumgetollt. Claudia ist ohne den Schutz einer Mutter für die Integration in eine Gorillagruppe aber noch zu klein. Jetzt soll das Affenmädchen in der Aufzuchtstation mit den Gorillajungen Monza (3) und Upala (2) auf ihr Leben in einer Affengruppe vorbereitet werden. Und Besucher der Wilhelma können Claudia ab sofort wieder in der Aufzuchtstation beobachten.

Claudia bleibt vorerst in Obhut der Menschen

Die Voraussetzungen waren eigentlich gut für das Wagnis. Auch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) hatte den Schritt unterstützt, obwohl normalerweise Affenkinder drei Jahre lang in der Aufzuchtstation bleiben, bevor sie in einen anderen Zoo umziehen und sich dort eingewöhnen. Bei Claudia jedoch wollte die Wilhelma eine Ausnahme machen. Im Vallée des Singes, dem Tal der Affen unweit der französischen Atlantikküste, schien eine ideale Gorillagruppe gefunden. Dort leben rund 30 Primatenarten auf einem riesigen Gelände fast wie in Freiheit. Als mögliche Adoptivmutter wurde die 38-jährige Gorilladame Gaja ausgewählt, die ihre beiden leiblichen Kinder auch dann wieder akzeptierte und bemutterte, nachdem sie monatelang in der Betreuung von Pflegern waren. Teil der Gruppe, zu der zwei weitere Weibchen und fünf Jungtiere zählen, ist Silberrücken Yaounde. Er ist 27 Jahre alt und äußerst friedlich - keineswegs eine Selbstverständlichkeit bei Gorillamännchen.

Für Claudia bedeutet die gescheiterte Integration, dass sie vorerst in der Obhut der Menschen bleibt und vor allem von den Gorillajungen Monza und Upala lernen soll, wie man sich verhält. Erst vor gut sieben Monaten war das Affenkind aus Münster nach Stuttgart gekommen. Seine Mutter Gana war zuvor gestorben. Hier lernte Claudia auch für kurze Zeit ihre Halbschwester Mary Zwo kennen. Was Claudia noch bevorsteht, hat die schon geschafft. Sie lebt mittlerweile im Zoo in Zürich.