Wildwechsel-Warnschilder gilt ernst zu nehmen, rät die Polizei. Foto: Thomas Fritsch

Schätzungsweise 300 000 Wildtiere sind in Deutschland jährlich in Straßenunfälle verwickelt – das entspricht einem Wildunfall alle 90 Sekunden. Wir haben die wichtigsten Infos für den Kreis Calw zusammengefasst.

Der Winter ist vorbei, die Wildtiere begeben sich wieder aktiver auf die Suche nach Nahrung, Lebensraum und paarungswilligen Artgenossen. Durch die erhöhte Mobilität der Tiere steigt auch das Risiko für Wildunfälle. Für Autofahrer ist somit erhöhte Vorsicht geboten.

 

Wie oft es in den vergangenen Jahren geknallt hat, weiß das Polizeipräsidium in Pforzheim am besten. Laut Unfallstatistik ereigneten sich im Landkreis Calw 2024 genau 382 Wildunfälle, rund 50 weniger als im Vorjahr. Die Polizei geht dabei von einem Gesamtschaden in Höhe von 2,3 Millionen Euro aus.

Noch tiefer ins Detail geht die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württembergs, kurz FVA. Sie untersuchte die Anzahl der Wildunfälle über einen Zeitraum von vier Jahren auf ihre Häufigkeit. Das Ergebnis: Unter den knapp 76 000 Wildunfällen zwischen 2021 und 2024 im ganzen Land – 1286 im Landkreis Calw – finden sich 421 sogenannte Wildunfallstrecken.

Damit eine Strecke als solche definiert wird, müssen mindestens sechs Wildunfälle mit weniger als 200 Metern Distanz zueinander vorkommen. Für den Landkreis Calw ermittelte die FVA im Untersuchungszeitraum drei solcher Wildunfallstrecken – hinter Gechingen nahe des Lochwalds, zwischen Althengstett und Ostelsheim sowie hinter Simmozheim an der Grenze zum Landkreis Böblingen.

Besonders gefährlich seien Straßen, die durch Wälder führen, schreibt das Polizeipräsidium; kurvige Strecken bei hohen Geschwindigkeiten mit schlecht einsehbaren Fahrbahnrändern ebenso, sagt das Landratsamt.

Die FVA ergänzt: An Wald-Feld-Grenzen sei die Gefahr am größten, da die Tiere morgens zur Nahrungssuche in die Felder ziehen und abends in den Wald zurückwechselten. Generell gilt: Mit Wildtierüberquerungen sollte überall gerechnet werden.

Wildwechsel-Schild? Langsam fahren, Fernlicht aus!

Gibt es Methoden, um die Wahrscheinlichkeit eines Wildunfalls zu reduzieren? Die Polizei rät in ländlichen Gebieten langsamer zu fahren und Wildwechsel-Warnschilder ernst zu nehmen.

Außerdem müsse immer damit gerechnet werden, dass mehrere Tiere folgen könnten, sollte bereits eines aus dem Gebüsch gehüpft sein.

Auch beim Fernlicht sei Vorsicht geboten: Das Wild werde durch das helle Licht geblendet und könne auf der Straße erstarren. „Wenn sie ein Tier sehen: Abblenden, hupen und bremsbereit sein!“, heißt es von der Polizei. Von unkontrollierten Ausweichmanövern werde ebenfalls abgeraten. „Voll gebremst auf der Fahrbahn den Aufprall in Kauf zu nehmen ist sicherer, als bei einem Ausweichmanöver die Fahrbahn zu verlassen.“

Immer Notruf wählen und Abstand vom Tier halten

Sollte es trotz aller Sicherheitsvorkehrungen zum Unfall kommen, muss umgehend die Polizei informiert werden. Die Unfallstelle ist abzusichern, die Polizei rät dazu, Ruhe zu bewahren. Von den Tieren sollte unbedingt Abstand gehalten werden, ergänzt die FVA, durch den Stress könnten sie aggressiv reagieren. Kadaver könnten, wenn möglich, mit Handschuhen zur Seite geräumt werden.

Ist die Polizei vor Ort, kann sie die für die Kfz-Versicherung wichtige Wildunfallbestätigung ausstellen. Anschließend wird der zuständige Jagdpächter informiert, der das Wildtier birgt oder eine Nachsuchung anstellt. Die Kadaver werden dann an einer der vier Sammelstellen für Tierkörperbeseitigung im Landkreis entsorgt, schreibt das Landratsamt.