Das Archivbild von 1951 zeigt eine Spitzhacke, die auf einen großen unidentifizierten Fußabdruck im Schnee des Himalaya deutet Foto: dpa

Chinesen verfolgen in ihren letzten noch unberührten Urwaldgebieten den "Wildmenschen".

Pekin - Jetzt wollen es die Chinesen wirklich wissen. Nach einer Reihe von fehlgeschlagenen Versuchen soll der legendäre Yeti endlich aufgespürt werden. Nur ein Problem gibt es noch: Für das teure Projekt fehlen noch Sponsorengelder.

Die Schotten lauern Nessie auf, die Amerikaner suchen nach versteckten Marsbewohnern. Die Chinesen verfolgen in ihren letzten noch unberührten Urwaldgebieten Shennongjia den "Yeren", Chinas legendären "Wildmenschen". Das Superwesen soll nach schriftlichen Überlieferungen im Nordwesten der mittelchinesischen Provinz Hubei seit mehr als 2000 Jahren sein Unwesen treiben. Das behauptet Zhu Houlun, Leiter des Shennongjia-Forstbezirks. "Der Wildmensch ist älter als das Loch-Ness-Ungeheuer" zitiert ihn Chinas Presse. Schon der Altdichter Qu Yuan (340 v. Chr. bis 278 v. Chr), der in der Jangtse-Region lebte, notierte einen "Berggeist". Andere Klassiker schrieben profaner von "Zottelwesen".

Eine Hundertschaft an Forschern soll nun den Wilden aufspüren. Der 75 Jahre alte Archäologe und Humanforscher Wang Shancai des Hubei-Provinzinstituts für Archäologie hat dafür eine Wissenschaftlervereinigung gegründet. Sie plant die Groß-Expedition von Mai bis November 2011. Für sie sollen weltweit 25- bis 40-jährige Mitglieder des Suchteams rekrutiert werden, meldete die Nachrichtenagentur Xinhua. Wang und Luo Baosheng, Vizepräsident des Hubei-Forschungsvereins für Wildmenschen, wollen mit drei großen Teams gleichzeitig in drei Gebieten nach dem Yeren suchen, darunter ein von Menschen noch nie betretenes, mehrere Hundert Quadratkilometer jungfräuliches Urwaldgebiet, und dort auch Beobachtungskameras installieren. Voraussetzung ist allerdings, ob sich genügend Sponsoren für die rund zehn Millionen Yuan (1,2 Millionen Euro) teure Expedition finden.

Leider hatte keiner einen Fotoapparat dabei

Drei Forschergruppen der Pekinger Akademie der Wissenschaften hatten zwischen 1974 und 1981 Wald- und Berggebiete von Shennongjia schon einmal durchkämmt. Sie fanden Fellhaare, große Fußspuren, Exkremente und ein nestartiges Schlaflager, aber keinen Wildmenschen. Die erneuten Wald-Yetisucher hoffen nun auf das Missing Link zwischen Mensch und Affe oder wenigstens auf eine unbekannte Großbärenart zu stoßen. Immerhin haben sie mehr als 400 Augenzeugenberichte von Schullehrern, Bauern, Soldaten oder Waldarbeitern ausgewertet, die in den vergangenen vierzig Jahren Begegnungen der dritten Art mit dem Zottelunhold hatten, meldete die Chongqing-Abendzeitung.

Leider hatte keiner einen Fotoapparat dabei. Laut Xiong Wei, Leiter des Wildmensch-Museums von Shennongjia, beschreiben die Augenzeugen den Yeti als einen auf zwei Beinen gehenden Affenmenschen, mit rotem oder braunem Haar, der extrem schnell spurten könne. Das Museum hat eine Figur des Yeren nach den Aussagen modelliert. Die Beweisstücke der Augenzeugen wie lange faserige Haare oder 30 Zentimeter lange Fußabdrücke, die auf ein 2,60 Meter hohes Waldwesen schließen lassen, hielten wissenschaftlichen Überprüfungen allerdings nicht statt.

Theoretisch könnten in den 3253 Quadratkilometer großen Shennongjia-Wäldern, die im Durchschnitt 1700 Meter hoch liegen und aus denen fast 30 über 2500 Meter hohe Berge herausragen, durchaus unbekannte fossile Tierarten überlebt haben, so wie in Sichuan die Pandabären. Die mit knapp 80.000 Menschen nur an ihren Rändern besiedelten Naturgebiete stehen seit 1986 als Naturreservat unter Schutz. Für Pflanzen- und Tierforscher sind sie mit 2762 bisher entdeckten Vegetationsarten und mit Weißbären, Riesensalamandern und weißen Schlangen auch ganz ohne Wildmenschen eine Fundgrube der Natur.