Mit einem Prisma führen Förster eine sogenannte Winkelzählprobe durch. Der Förster dreht sich dazu mit dem Prisma einmal komplett um die eigene Achse und betrachtet alle Bäume auf Brusthöhe. Durch das Prisma erscheint ein Ausschnitt des Stammes versetzt. Überlappen Ausschnitt und tatsächliches Bild, wird der Baum mit einem Wert von eins gezählt. Liegen die Kanten an, zählt der Baum mit 0,5. So wird die relative Bestandsgrundfläche von Bäumen ermittelt. Diese wiederum dient der Erhebung des Holzvorrates. Foto: Geisel

Revierförster Thomas Hingsberg und Forstrat Andreas Sturm vom Regierungspräsidium Freiburg sind im Wildberger Stadtwald unterwegs, um die nächsten zehn Jahre zu planen.

Wildberg - Die Forsteinrichtung steht alle zehn Jahre an. Dabei werden Ziele gesteckt, der Bestand erhoben und Maßnahmen geplant. Schon vor einem Jahr führte ein externer Unternehmer eine Betriebsinventur im Wildberger Stadtwald durch, deren Daten wertvoll für die Forsteinrichtung sind. Dabei werden wichtige Merkmale an fixen Stichprobenpunkten erhoben. All diese Daten dienen den Förstern bei ihren Begängen, die über mehrere Wochen erfolgen, als Grundlage. Eine Strategie ist von großer Bedeutung. Sachbearbeiter sind an dem gesamten Prozess beteiligt, mit Kommune und Gemeinderat wird vorab, mitunter bei einem Waldbegang, eine Zielsetzung erstellt. So entsteht im Rahmen der Landeswaldgesetze ein maßgeschneiderter Plan. "Das geht nicht vom Schreibtisch aus", weiß Andreas Sturm. Und es geht nicht ohne enge Zusammenarbeit.

Oft geht’s ins Unterholz

Entscheidend ist die Kombination aus lokaler Kompetenz des Revierförsters und externer Fachmeinung durch den Forstrat. Oft müssen beide ins Unterholz, um sich ein zuverlässiges Bild machen zu können. Immer mit dabei: Ein Tablet, auf dem verschiedene Luftaufnahmen des Waldes gespeichert sind. Darauf kann Andreas Sturm beispielsweise die Baumhöhen und den Untergrund ablesen, Naturschutzgebiete erkennen und alle Daten erfassen, die bei den Terminen vor Ort aufgenommen werden – was eine ganz schöne Menge ist.

Die Fachmänner arbeiten sich dabei bestandsweise vor. Ein Bestand bezeichnet die Gesamtheit ähnlicher Baumstrukturen. Auf dieser Basis werden Ziele gesteckt und Maßnahmen empfohlen. Das "Destillat" daraus, erklärt Sturm, sind Revierbuch und Revierkarte mit vielen fachlichen Auswertungen. Aus diesem Zehn-Jahres-Plan kann Thomas Hingsberg seinen Jahresplan ableiten. Beispielsweise weiß er durch die Forsteinrichtung, wo bald alte oder auffällige Bäume gefällt werden müssen, wo sich Neupflanzungen anbieten und wo Naturverjüngung gepflegt werden muss.

Waldumbau ist klares Ziel

Ein klares Ziel in Wildberg ist der Umbau des Waldes vor dem Hintergrund des Klimawandels. Die Erholungsfunktion hat ebenfalls einen hohen Stellenwert, und auch Alt- und Totholzkonzept fließt mit ein. Zudem wird ein ausgeglichener Haushalt angestrebt. Für die endgültigen Ergebnisse müssen erst noch alle Daten ausgewertet werden.

Was Hingsberg und Sturm aber jetzt schon sagen können: Es wird ein ambitioniertes Programm. Fichte und Tanne haben beide aufgrund ihrer Anfälligkeiten besonders im Blick. Wichtig ist für Sturm aber, dass nicht nur "Bedrohungsszenarien" durchgespielt werden. Der Wildberger Forst bietet auch viele Chancen, aufregende Strukturen und Artenreichtum. Dort wurde schon vor einigen Jahren mit verschiedenen exotischen Baumarten experimentiert, die den Förstern auf ihren Touren plötzlich begegnet sind und ihnen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Das müsse man jetzt nutzen, solange man die Karten noch in der Hand habe.