Sandy Grossmann pflegt vor allem junge und verletzte Wildvögel wie diese Eule. Foto: Wildtierhilfe

Wildtierhilfe im Kreis Calw kümmert sich um verschiedene Patienten. Sandy Großmann nimmt verletzte Vögel auf.

Wildberg-Schönbronn - Im Haus und Garten von Sandy Großmann in Wildberg-Schönbronn piept und fiept es in allen Ecken. Die 25-Jährige kümmert sich als Vorsitzende der Wildtierhilfe Kreis Calw um verletzte, kranke oder junge und verwaiste Wildvögel.

Die kleinen Blaumeisen strecken ihren Schnabel ganz weit auf und piepen hungrig. Die frisch geschlüpften Vögel wurden vor etwa zwei Wochen bei der Wildtierhilfe abgegeben, sie haben keine Mutter mehr, erzählt Sandy Großmann. Mit einer Pinzette füttert sie die kleinen Vögel mit Bienendrohnenlarven in ihrem provisorischen Nest. Ihr Artgenosse in der Box nebenan ist erst zwei Tage alt. Seine Augen sind noch geschlossen, aber das kleine Geschöpf hat mächtig Hunger. Alle 20 Minuten muss Großmann ihr jüngstes Findeltier füttern und schauen, dass es die kleine Blaumeise warm hat.

Verein wurde 2015 gegründet

Die 25-Jährige ist seit einem Jahr Vorsitzende der Wildtierhilfe im Kreis Calw und pflegt kranke oder verletzte Wildtiere – in erster Linie Vögel – bis sie wieder selbstständig in der Natur klar kommen. Gegründet wurde der Verein, der derzeit 52 hauptsächlich passive unterstützende Mitglieder zählt, 2015 in Bad Teinach. Großmanns erste Pflegetiere waren damals Siebenschläfer, 2017 übernahm sie den Vorsitz. Gleichzeitig wuchs die Anzahl der Tiere, die in Haus und Garten auf ihre Auswilderung warten. Derzeit pflegt Großmann neben jungen Blaumeisen und Rotschwänzchen unter anderem auch Krähen, einen verletzten Marder und eine Eule.

Erstversorgung und aufpäppeln

Etwa zwei bis drei Mal täglich wird Großmann angerufen, wenn jemand ein verletztes oder verstoßenes Jungtier findet. "Wenn man ein Wildtier findet, dann soll man am besten die Notrufnummer wählen und nachfragen, was zu tun ist", rät Großmann. "Gerade bei Jungtieren kann man viel falsch machen."

Das Vorgehen kommt dann auf das Tier und die Situation an. Manchmal komme jemand von der Wildtierhilfe, um den Patienten einzusammeln, in anderen Fällen kann der Finder das Tier vorsichtig mitnehmen und beim Verein abgeben. Bei Großmann werden hauptsächlich Wildvögel aufgepäppelt. Bei anderen Tieren leistet die 25-Jährige die Erstversorgung und vermittelt dann an Kontakte, die für die Pflege der jeweiligen Art die besten Voraussetzungen haben.

Das Wissen, das es im Umgang mit Wildtieren braucht, eignete sich die junge Frau hauptsächlich durch Kurse und Bücher an. Vieles wisse sie mittlerweile auch aus Erfahrung.

Zu dieser Jahreszeit herrscht bei der Wildtierhilfe "Full House". "Im Mai und Juni ist Hochsaision für Jungtiere, da landen mehr als üblich bei uns", erzählt Großmann. Vereine, die sich um verletzte Wildtiere kümmern, gibt es in der näheren Umgebung kaum. Die nächsten befinden sich in Stuttgart und Nürtingen. Daher kommen die gefiederten Patienten aus dem gesamten Kreis Calw, aber auch aus den Nachbarlandkreisen.

Großmann kümmert sich um all die hilfsbedürftigen Vögel ehrenamtlich neben ihrem Beruf als Erzieherin. Dennoch nimmt sie die viele Arbeit in ihrer Freizeit gerne auf sich. "Ich liebe die Tiere und möchte, dass die Vielfalt in der Natur erhalten bleibt", meint sie.

Vor der Auswilderung geht’s in die Voliere

Denn zurück in die Natur, in ein gesundes Leben unabhängig vom Mensch, das ist das Ziel der Wildtierhilfe. Bleibe ein Wildtier zu lange beim Menschen, gewöhne es sich zu sehr an ihn. Bei Großmann werden beispielsweise die kleinen Blaumeisen zwei bis drei Wochen in einer Box mit einem Textilgitter gehalten, bis sie fliegen können. Danach geht’s für die gefiederten Patienten raus in die Voliere, um im geschützten Raum Herumzufliegen. Nach weiteren ein, zwei Wochen können die gesunden und erwachsenen Tiere in die Natur entlassen werden.

"Wenn man die Tiere von klein auf aufgezogen hat, ist es das Schönste zu sehen, wie sie zurück in die Freiheit fliegen."

  Bei Notfällen, die ein verletztes Wildtier betreffen, ist die Wildtierhilfe unter Telefon 0171/2672018 erreichbar.