Wettbewerb: Schönbronnerin Karolin Scholz vom Otto-Hahn-Gymnasium erringt den Landessieg bei der Chemie-Olympiade
Von Jasmin Cools
Es ist eine Geschichte, wie man sie selten hört: Zuvor in Chemie eine Viererschülerin, macht es in der neunten Klasse bei Karolin Scholz plötzlich Klick. Sie wird zum Überflieger, Einserschüler und lässt sogar Hochbegabte hinter sich. Hier scheint die Chemie eindeutig zu stimmen.
Wildberg-Schönbronn. "Meine Mutter hat Chemie nicht drauf, mein Papa wäre begabt, hat sich aber nicht angestrengt und meinem Bruder gebe ich Nachhilfe." Nein, in die Wiege gelegt wurde Karolin das Talent wohl nicht. Umso verwunderlicher, woher die Begeisterung für Laborkittel, Bunsenbrenner und Periodensystem kommt. Wer erwarten würde, dass die 16-jährige Schülerin des Nagolder Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) schon als Kind mit dem Chemiebaukasten Kristalle gezüchtet hat, der wird enttäuscht sein. Als das Fach eingeführt wurde, stand Karolin erst einmal auf der Note vier.
Ein ungewöhnliches Hobby
Erst als es an die Redoxreaktionen ging, fand die Schönbronnerin das Fach plötzlich spannend und befasste sich näher damit. Seitdem nimmt die Chemie mit ihrem zusätzlichen Engagement beim Jugendforschungszentrum den Großteil ihrer Freizeit ein, doch das stört sie nicht. Die Jugendliche kann nicht nachvollziehen, warum sich einige Leute nur ungern an den Chemieunterricht erinnern. "Ich weiß nicht, wie man das nicht mögen kann."
Von ihrer Chemielehrerin Anna Ensslen kam schließlich die Idee, sich beim Wettbewerb "Chemie – die stimmt!" für die Klassenstufen neun und zehn zu bewerben. Dieser fand in diesem Jahr zum ersten Mal in Baden-Württemberg statt. Zur Teilnahme musste Karolin einige Verständnis- und Rechenaufgaben zu Hause lösen, sie ihrer Lehrerin zum Korrigieren geben und dann einschicken. "Das ging über den Stoff der 10. Klasse hinaus", merkt Ensslen dazu an.
Daraufhin wurde Karolin mit 27 anderen Chemie-Assen zur zweiten Runde, der Landesrunde, an die Universität Stuttgart eingeladen. Dort galt es, eine zweieinhalbstündige Klausur zu bewältigen. "Die war schon schwerer, auch deshalb, weil man keine Hilfsmittel hatte", erklärt die Zehntklässlerin. Unter den Teilnehmern waren sogar Kandidaten aus Hochbegabtenschulen.
Doch niemand konnte Karolin aufhalten. Kurzerhand schnappte sie sich den Landessieg der Stufe zehn, mit dem auch die Einladung zu einer der zwei bundesweiten Finalrunden einhergeht. Im Juni darf sie für vier Tage nach Merseburg reisen und gegen die Sieger aus Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen antreten. Insgesamt nehmen zwölf Bundesländer mit jährlich etwa 2500 Schülern an dem Wettbewerb teil. Im Finale ist dann auch die Praxis gefragt, denn vor Ort wird experimentiert. Der Preis für Karolins Landessieg war übrigens ein Chemiebuch, "und zwar genau das, das ich mir als erstes Buch im Studium gekauft habe", erzählt Ensslen.
Beeindruckender Ehrgeiz
Karolins genaue Punktzahl wurde der Lehrerin erst im Nachhinein geschickt. "Haben Sie auch meine Antworten?", fragt Karolin wissbegierig. Ihre Stärken sieht sie eindeutig im theoretischen Bereich. "Rechenaufgaben und Reaktionsgleichungen sind einfach", sagt sie. Weniger gern behandelt sie die Themen Umwelt und Kreisläufe.
"Ich finde es einfach beachtlich, wie sie sich von einer schlechten zu einer sehr guten Schülerin entwickelt hat", sagt Ensslen. Auch ihr Ehrgeiz sei beeindruckend. Druck der Eltern kennt sie nicht. "Im Gegenteil, da kommt eher Unverständnis", sagt Karolin. Ihre Eltern hätten sie auch früher gelobt, selbst wenn sie Vierer nach Hause mitgebracht hätte. Dass ihre Talente im naturwissenschaftlichen Bereich liegen, zeigen auch ihre guten Noten in Physik und Biologie. Geschichte hingegen ist ihr ein Graus.
Jetzt fiebert die 16-Jährige dem Finale entgegen. Der Wettbewerb kann schließlich sogar ein Sprungbrett zur internationalen Chemieolympiade sein. Was Karolin schon jetzt mit Sicherheit weiß, ist, dass sie später Chemielehrerin werden will.