Eine von neun Blitzanlagen-Imitationen an der Kreuzung zwischen Flöschle, Forststraße und Oberjettinger Straße Foto: Roller

Verkehr belastet Einwohner. Derzeit erhöht Umleitung Leidensdruck. Vor-Ort-Termin am Freitag.

Wildberg-Sul - In der Sulzer Bevölkerung verbinden sich Humor und Traditionsbewusstsein offensichtlich mit hohem Leidensdruck in Sachen Verkehrspolitik. Man staunte nicht schlecht, als am Morgen des 1. Mai olivgrüne Blitzanlagen über Nacht wie Pilze aus dem Boden geschossen waren.

Neun originalgetreu nachgebaute "Blitzer" standen plötzlich an den Durchgangsstraßen in Sulz am Eck.

Allerdings war das nicht nur ein ebenso kreativer wie aufwendiger Maienstreich, sondern soll durchaus als politisches Statement verstanden werden – unterstrichen durch mehrere Plakate mit Aussagen wie: "Bußgeld statt Gewerbesteuer – Bürger finanzieren die Gemeinde".

Schon 2017 wurde zwischen Sulz und Kuppingen ein "Bootsverleih" installiert mit entsprechender Botschaft, um auf den schlechten Zustand der Verbindungsstraße hinzuweisen. Immer wieder wird sie bei starkem Regen überschwemmt.

Umleitung belastet Ort zusätzlich

Derzeit ist Sulz langfristig einer zusätzlichen Verkehrsbelastung ausgesetzt, da eine Umleitungsstrecke von Nagold Richtung Calw durch den Ort führt. Zudem haben Geschwindigkeitsmessungen jüngst ergeben, dass viele Autos zu schnell fahren. Auch Fahrer, die rücksichtslos den Zebrastreifen auf dem Weg zu Schule und Kindergarten ignorieren, sind vielen Eltern ein Ärgernis und eine Gefahr für die Kinder. So wird die Verkehrspolitik aus Sicht der Sulzer Bürger offenbar in vielerlei Hinsicht als Katastrophe empfunden: Viel Verkehr und schlechte Straßen.

Neben dem Statement der anonymen Blitzanlagen-Nachbauer haben diese Verhältnisse auch Uli Gerber dazu gebracht, sich "als bisher nicht politisch aktive Privatperson" in das Geschehen einzumischen.

Er ist zwar inzwischen im Ruhestand und muss nicht mehr jeden Tag zu seinem Arbeitgeber nach Sindelfingen fahren – und doch hat er es sich zur Aufgabe gemacht, politischen Druck bezüglich der Verbindungsstraße nach Kuppingen aufzubauen, die täglich von hunderten Fahrzeugen benutzt wird. Über 2100 Unterschriften hat er innerhalb eines Vierteljahres gesammelt und zusätzlich noch Politiker angeschrieben, um auf den äußerst maroden Zustand der durch Verkehr und Überschwemmungen geschädigten Landesstraße hinzuweisen. Zwar sei dies allen Verantwortlichen bewusst gewesen, doch Gerber hatte den Eindruck, dass einfach nichts voranging. Sein Fazit nach drei Monaten Engagement: Es gibt kaum Antworten von den Politikern und es sei eine mitunter sehr schlechte Abstimmung zwischen den Ämtern der beteiligten Landkreise sowie Baden-Württembergs zu erkennen: "Der eine weiß nicht, was der andere macht." Und doch ist er zuversichtlich: "Die Unterschriftenaktion hat schon etwas bewegt."

Wegen Bauarbeiten auf Calwer Seite gesperrt

Tatsächlich scheint die Initiative gefruchtet zu haben: Morgen (4. Mai) wird ein als "Protestaktion" titulierter Vorort-Termin um 10 Uhr auf der nun wegen Bauarbeiten (allerdings nur auf der Seite des Calwer Landkreises) komplett gesperrten Straße an der Kreisgrenze stattfinden, zu dem Bürgermeister Ulrich Bünger, die beiden Ortsvorsteher aus Sulz und Kuppingen sowie drei Landtagsabgeordnete ihre Teilnahme zugesagt haben. Vermutlich werden es sich viele Bürger nicht nehmen lassen, Gerbers Aufruf zu folgen und durch ihre Anwesenheit ein Statement zu setzen – und nicht nur in Nacht-und-Nebelaktionen aktiv zu werden.

So darf man gespannt sein, ob sich in nächster Zeit Maßgebliches ändert an der Sulzer Verkehrssituation. Oder wird es nächstes Jahr wieder ein kreativ-politisches Statement nach der Maiennacht geben?