Schon in der Sulzer Ortsmitte weisen Schilder auf die Bauarbeiten an der L 1358 in Richtung Kuppingen hin.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Straßenbau: Sanierung der L1358 beginnt / 2,8 Kilometer sollen bis Dezember umfassend erneuert werden

Endlich geht es los: Mit einem virtuellen Spatenstich ist der symbolische Startschuss für die langersehnten Sanierungsarbeiten an der Landesstraße 1358 zwischen Sulz am Eck und Kuppingen erfolgt.

Wildberg-Sulz/Herrenberg-Kuppingen. "Heute ist ein besonderer Tag", sagte der Böblinger Landrat Roland Bernhard zu Beginn der Online-Veranstaltung. Statt einem körperlichen Akt mit Schweißtropfen müsse man den Spatenstich nun leider virtuell durchführen – allerdings signalisiere die Anwesenheit der vielen Vertreter aus der Politik die Wichtigkeit dieses Ereignisses.

Dieser Tag zeige aber auch, "wie lange die Dinge dauern können", so Bernhard. Aus seiner Zeit in Calw als erster Landesbeamter erinnere er sich noch an die vielen Appelle, die Landesstraße endlich zu sanieren. Schon damals habe er für das Vorhaben gekämpft. Die Sanierung sei schon seit vielen Jahren dringlich, weshalb er sich beim Land eine höhere Priorität für die Baumaßnahme gewünscht hätte. "Wir haben immer Druck gemacht", erzählte der Landrat.

2015 habe er gesagt, wenn die Priorität nicht erhöht werde, nehme der Landkreis Böblingen die Planung selbst in die Hand. Gesagt, getan: "Diese Entscheidung war goldrichtig", betonte Bernhard. Man habe aber auch "fruchtbar über die Kreisgrenze hinaus zusammengearbeitet." Er bedankte sich anschließend auch bei den Landes- und Bundestagsabgeordneten, die sich für das Vorhaben eingesetzt haben.

Wolfgang Reimer, Regierungspräsident des Regierungspräsidiums Stuttgart, hob die "große Bedeutung" der Sanierung hervor und ging auf die lange Geschichte des Vorhabens ein. Nach langem Hin und Her sei man 2017 endlich zum Entschluss gekommen, die Straße grundhaft zu ertüchtigen. Jetzt sei man "mittendrin" in dieser Maßnahme.

"Vor allem freue ich mich für die Bevölkerung in der Gemeinde Wildberg, die lange auf die Sanierung gewartet hat", sagte Reimer. Er betonte die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Baumaßnahme: "Der dringend sanierungsbedürftige Abschnitt ist Teil einer wichtigen Verkehrsachse zwischen dem Nordschwarzwald und dem Wirtschaftsraum Stuttgart."

Teer muss aufwendigentfernt werden

Ulrich Bünger, Bürgermeister der Stadt Wildberg, bezeichnete sich als "König ohne Land, aber Profiteur" – denn die L 1358 sei eine wichtige Verbindungsstrecke, auch für Wildberg. Er lobte den unermüdlichen Einsatz für das Bauprojekt: "Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie alle mitgewirkt haben." Man hätte auch schlichtweg sagen können, dass das Vorhaben nicht realisierbar sei.

Verkehrsminister Winfried Hermann musste sich für die Veranstaltung entschuldigen lassen. Dieser habe das Vorhaben allerdings "eng verfolgt und unterstützt", so sein Vertreter, Ministerialdirigent Andreas Hollatz. Hollatz berichtete im Bezug auf die lange Planungsphase von "vielen Dingen, die nicht gepasst haben." Insbesondere die finanziellen Mittel hätten lange Zeit gefehlt. Jetzt würden diese endlich vom Land zur Verfügung gestellt. Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro – 900 000 davon trägt die Stadt Herrenberg. Die Kosten seien insgesamt sehr hoch und gar vergleichbar mit dem Bau einer neuen Straße, sagte Hollatz. Einer der Gründe: Die Straße ist sehr alt und enthält Teer, der zunächst aufwendig entfernt werden muss.

Auch der neue Koalitionsvertrag zwischen den Grünen und der CDU wurde von Hollatz thematisiert. So gelte darin für Straßen das Motto: "Ausbau vor Neubau." Für die Straßenerhaltung nehmen der Bund im Sanierungsprogramm 2021 rund 250 Millionen Euro und das Land rund 150 Million Euro in die Hand. "So müssen wir weiter machen", appellierte Hollatz.

Im Umweltbereich spiele im neuen Koalitonsvertrag auch der Wasserschutz eine tragende Rolle, erklärte Hollatz. An der L 1358 führen Teile des Streckenabschnitts durch Wasserschutzgebiete. Für die Verkehrsteilnehmer bietet die fehlende Erneuerung bisher auch ein erhebliches Gefährdungspotential: "Unzureichende Entwässerungseinrichtungen sorgen bei Starkregen zudem regelmäßig für Überschwemmungen auf der Straße", heißt es vom Verkehrsministerium. Bei der Sanierung soll deshalb auf die Abführung des Oberflächenwassers geachtet werden, auch ein Fahrbahnunterbau soll hergestellt werden.

Sprißler: "Jetzt gehtes wirklich los"

Insgesamt sollen in den kommenden Monaten insgesamt knapp 2800 Meter Fahrbahn grundhaft erneuert werden. Der neue Straßenbelag enthält keinen Teer und ist dementsprechend umweltfreundlicher. Für den Umweltschutz sollen zudem Blühflächen zur Steigerung der Biodiversität angelegt werden. Die Breite der Straße soll auf sechs Meter erhöht werden – bisher ist diese mit einem Durchschnitt von 5,25 Metern zu schmal für den Begegnungsverkehr großer Fahrzeuge. Eine zusätzliche Randbefestigung von einem halben Meter soll weiteren Raum zum Ausweichen bieten.

"Die Baumaschinen sind vor Ort, die Straße ist gesperrt – jetzt geht es wirklich los", berichtete Thomas Sprißler, Bürgermeister der Stadt Herrenberg, die ein Teil des kostspieligen Bauprojekts finanziert. Allerdings zahle seine Stadt nicht ganz freiwillig – das Geld sei zur Finanzierung wohl notwendig, so Sprißler. Er lobte dennoch, dass "in einem guten Zusammenwirken kreative Lösungen gefunden wurden." Jetzt gehe es darum, die lange Historie mit einer kurzen Bauzeit zu egalisieren.

Planmäßig soll schon im Juli der Ausbau der Fahrbahnen fertiggestellt werden, im Dezember sollen die Bauarbeiten beendet werden. Dann wollen sich die Beteiligten erneut treffen – um diesmal, so die Hoffnungen, in Präsenz auf die erfolgreiche Sanierung der L 1358 anstoßen zu können.