Teils leergefegte Supermarktregale erinnern viele Senioren an schlimme Zeiten.Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Coronakrise: Wildbergs Stadtseniorenrats-Vorsitzender Erhard Wacker weiß um die Sorgen und Nöte der älteren Generation

Vor allem ältere Menschen zählen zur Risikogruppe einer Corona-Infektion. Die Stimmung unter den Senioren in Wildberg ist angespannt, weiß Erhard Wacker, Vorsitzender des Stadtseniorenrates. Er rät dazu, Ruhe zu bewahren und hat Tipps für die Zeit ohne soziale Kontakte.

Wildberg. "Viele Senioren sind besorgt", so Erhard Wacker, "auch durch das Auftreten von politischen Vertretern und deren Aussagen, dass man weiterhin alles einkaufen kann." Das stimme so zwischenzeitlich nicht mehr. "Das unsoziale Verhalten vieler Mitmenschen hat dazu geführt, dass vieles in den Läden vergriffen ist." Heidrun Weinmann, Vorstandsvorsitzende der Verbrauchergenossenschaft Calw, kann hier allerdings Entwarnung geben.

Die Nachfrage nach Klopapier beispielsweise sei zwar so groß wie nie, doch werde auch neues nachgeliefert. Das gelte ebenso für andere derzeit stark nachgefragte Produkte wie Reis oder Nudeln. Nachdem kurzzeitig die Regale leergefegt waren, kommen jetzt wieder neue Lieferungen, so Weinmann. Im Notfall könnten für Senioren beispielsweise auch ein paar Packungen Klopapier beiseitegelegt werden.

Für Erhard Wacker spielt aber auch noch etwas anderes mit rein. Worte wie "Krieg" würden bei Senioren, die Kriegsjahre erlebt haben, schlimme Erinnerungen wachrufen und "auch zu großer Angst führen."

Die Wildberger Senioren würden sich arrangieren und eher zuhause bleiben, berichtet Erhard Wacker weiter. Das sei kein großes Problem, da derzeit ohnehin keine Veranstaltungen stattfinden. "Da Menschenansammlungen verboten sind, bleiben die Senioren lieber daheim, da Alleingänge für sie nicht in Frage kommen", erklärt er. Besonders zu schaffen mache den Älteren allerdings die daraus resultierende Einsamkeit und das "Eingesperrtsein".

"Des Weiteren ist es in der Gesundheitsversorgung sehr problematisch, wenn verletzte oder kranke Menschen in Kliniken lange warten müssen oder sogar abgewiesen werden", merkt er an. Besuche bei Haus- und Fachärzten seien "äußerst schwierig", wenn nicht sogar unmöglich. "Viele der älteren Generation befürchten deshalb, wenn sie krank sind oder krank werden, dass sie nicht mehr richtig ärztlich versorgt werden", berichtet Erhard Wacker. "Dazu gibt es leider in den letzten Tagen schon entsprechende Rückmeldungen von direkt betroffenen Personen."

Der Stadtseniorenrat selbst hat zunächst bis Ende April seine geplanten Veranstaltungen abgesagt, darunter das Bürgertreff-Café, Veranstaltungen mit der Volkshochschule, Kaffeenachmittage, die Mittwochsgesellschaft und deren Ausflüge. "Auf die Gesundheit unserer Senioren und aller unserer Helfer beim Bürgertreffcafé und bei der Mittwochsgesellschaft nehmen wir Rücksicht", betont Erhard Wacker. "Ob wir dann im Mai wieder unsere Kaffeenachmittage durchführen, wird sich zeigen."

Die Mitglieder des Stadtseniorenrates selbst sind zum Großteil Senioren und zählen damit ebenso zur Risikogruppe. Deswegen unterliegen auch sie den vorgegebenen Einschränkungen, erzählt Wacker. "Trotzdem oder gerade deshalb unterstützen wir alle positiven Einrichtungen der Stadtverwaltung, der Kirchen und der Vereine bezüglich Hilfen beim Einkaufen und bei anstehenden Arztbesuchen, sofern möglich."

Der Rat des Stadtseniorenrates lautet: Ruhe bewahren. Das gelte für alle, nicht nur für ältere Menschen. "Wir bitten überall um soziales Verhalten, besonders in den Lebensmittelläden", appelliert Wacker. Der Stadtseniorenrat wünsche sich, dass sich alle Menschen an die Vorgaben und Einschränkungen des öffentlichen Lebens halten.

Wacker findet es "besonders erfreulich, dass im Schwarzwälder Boten auf Sonderseiten viele Rätsel und auch Heiteres erscheinen". Damit könnten sich "nicht nur Senioren sehr gut beschäftigen". Außerdem empfiehlt er allen Generationen, "mal das Briefpapier wieder zu aktivieren und an die weiter weg wohnenden Verwandten und Bekannten zu schreiben". Sicher hätten viele auch noch Spielkarten und Bastelsachen zuhause, die mal wieder zum Einsatz kommen könnten. "Eine gute Nachbarschaft", meint Wacker zudem, "kann man auch mit einem Gespräch von Balkon zu Balkon oder über den Gartenzaun pflegen."

Weitere Informationen: www.ssr-wildberg.de