Während seines Rundflugs nahm Patrick Hagel ein Selbstporträt auf. Dazu hielt er die Kamera aus dem Cockpit. Foto: Hagel

Beste Thermik ermöglicht dem 17-jährigen Piloten aus Wildberg den technisch anspruchsvollen 360-Kilometer-Flug.

Wildberg - Der 17-jährige Segelflug-Pilot Patrick Hagel von der Flugsportvereinigung Wächtersberg hat alleine mit einem Segelflugzeug vom Typ Discus 2cT den Großraum Stuttgart umrundet. Beste Thermik ermöglichte diese von Vereinskollegen als "hervorragend" eingestufte Leistung. Patrick Hagel war zwölf Jahre alt, als er 2008 im Rahmen des Wildberger Ferienprogramms zu Gast auf dem Wächtersberg war und Gefallen am Segelflug fand. Im Anschluss verbrachte er fast jedes Wochenende auf dem Flugplatz. So lernte er den Flugbetrieb gründlich kennen und wurde mit den Grundlagen des Fliegens immer vertrauter. Hin und wieder durfte er auch als Passagier mitfliegen.

An seinem 14. Geburtstag absolvierte er seinen ersten Segelflug-Schulstart mit dem sehr erfahrenen Fluglehrer Heinz Krebs, der ihn während dem größten Teil seiner Ausbildung betreute. Seither hat Patrick Hagel rund 500 Starts und mehr als 200 Flugstunden absolviert und sich vom einfachen Segelflugzeug mit einer Gleitzahl von 25 (K8) zu einer Gleitzahl von 48 (Discus 2cT) hochgearbeitet.

Die Gleitzahl gibt den Höhenverlust in Verhältnis zur Entfernung an. Eine Gleitzahl von 20 bedeutet, dass das Segelflugzeug aus einer Höhe von 1000 Meter 20 Kilometer weit gleiten kann.

Im Flugsportverein Wächtersberg findet der Wechsel zum nächsthöheren Segelflugzeug aufgrund der geleisteten Flugstunden auf dem jeweiligen Flugzeugtyp statt. Diese Regelung ermöglichte es Patrick, auch als Schüler ohne eigenes Einkommen ein Hochleistungsflugzeug zu fliegen. In manchen Vereinen wird der Flugzeugwechsel zur nächsthöheren Leistungsklasse jeweils mit einem Typengeld belegt. Nach dieser Regelung hätte Patrick Jahre benötigt, um in einer hohen Leistungsklasse fliegen zu können. Der Discus 2cT hat mehr als 100 000 Euro gekostet und ist mit einem ausfahrbaren Klapptriebwerk ausgerüstet. Dies ermöglicht den Piloten, auch bei ungenügender Thermik den nächsten Flugplatz oder den Heimat-Flugplatz zu erreichen.

Die ersten Erfahrungen im Streckenflug hat Patrick mit einer DG 300 und LS 4 gemacht. Beide haben eine Gleitzahl von 41. Dann, an einem Tag mit sehr guter Thermikprognose, startete Patrick den Versuch, den Großraum Stuttgart zu umrunden. Dabei ist es wichtig, wegen der Flugkontrollzone um Stuttgart herum die Höhenbegrenzungen einzuhalten.

Nach dem Start auf dem Wächtersberg um 11 Uhr ging es erst in Richtung Süden, immer an der östlichen Schwarzwaldgrenze entlang. Schon während der ersten Viertelstunde erreichte Hagel eine Höhe von 1500 Metern und erreichte wenig späten eine Flughöhe von 2000 Metern. In dieser Höhe – mit Abweichungen von plus/minus 200 Metern – umrundete Patrick Hagel in rund viereinhalb Stunden den Ballungsraum Stuttgart.

Die 360 Kilometer lange Strecke führte ihn über Freudenstadt, Rottweil, Meßstetten, Schwäbisch Hall und Pforzheim. Gegen 15.30 Uhr landete er wieder sicher auf dem Wächtersberg. Das Klapptriebwerk wurde aufgrund der guten Thermik nicht benötigt.

In diesem Jahr hat Patrick Hagel bereits mehr als 2500 Kilometer mit dem Segelflugzeug zurückgelegt.