Reinhold Rau (stehend (rechts) und Jerg Hilt (stehend links) stellten die Pläne des Kartellamts vor. Foto: Kraushaar

Tuch zwischen Waldbesitzern und Politik zerschnitten. Aufregung über Kartellamtsbeschluss.

Wildberg-Schönbronn - "Im Gegensatz zum Trend bei Vereinen ist die Mitgliederzahl in der Forstbetriebsgemeinschaft im Landkreis Calw (kurz FBG) auf jetzt 233 angestiegen", konnte Manfred Rentschler erfreut bei der Mitgliederversammlung vermelden. Die Mitglieder bringen eine Fläche von 1540 Hektar ein, aus der 2013 ein Holzeinschlag von 4000 Festmeter mit einem Gesamtumsatz von rund 365.000 Euro erfolgte.

"Insgesamt hat sich der Zustand der Bäume insbesondere bei Fichte, Tanne und Eiche weiter verbessert, Sorgenkind bleibt jedoch die Buche", stellte Rentschler fest. "Die Natur meinte es 2013 gut mit uns, wäre da nicht der Mensch", blickte der FBG-Vorsitzende auf mehrere Themenblöcke. Der erste bestand aus dem Nationalpark. "Alle Bemühungen der Kritiker waren vergeblich, selbst die Abstimmung wurde als nebensächlich und nicht repräsentativ abgetan", berichtete Rentschler von einem Besuch bei Minister Alexander Bonde.

"Das Vertrauen in eine relevante Forstpolitik meinerseits wurde an diesem Tag auf eine gewaltige Probe gestellt, dem Minister ging es nur darum, Zugeständnisse im Bezug auf Schutz vor Schäden des angrenzenden Waldbesitzes zu erhaschen." Das Tuch zum Privatwaldbesitz scheint zerschnitten, es bleibe nur die Hoffnung auf einen Wechsel der Regierung bei den nächsten Wahlen, machte Rentschler seinem Unmut Luft.

Ein weiteres Thema war die dritte Bundeswaldinventur. Hier scheint sich der Trend zu mehr alten Bäumen und weniger Nadelholz hin zu langsam wachsenden und am Markt weniger bedürftigen Laubholz fort zu setzen, und das trotz einem absehbaren Holzrohstoff-Engpass. Dass alternativen und klimaangepassten Baumarten wie der Douglasie über das FSC-Zertifikat im Staatswald der Garaus gemacht wird, erntete unter den Fachleuten nur Kopfschütteln.

Beim dritten Themenkomplex sorgte das Bundeskartellamt mit dem Versenden eines Beschlussentwurfs zur gemeinsamen Holzvermarktung durch das Land Baden-Württemberg für Aufregung. Zu den Eckpunkten des Entwurfs zählt das Verbot gemeinsamer Nadelstammholz-Vermarktung von Staatswald und anderer Waldbesitzarten, die eine Größe von 100 Hektar überschreiten. Zusätzlich sollen alle Dienstleistungen für andere Waldbesitzarten unter 100 Hektar, die den Holzverkauf vorbereiten, untersagt, einschlägige Verträge mit Körperschaften, Zusammenschlüssen und privaten Waldbesitz für nichtig erklärt werden. Das Bundeskartellamt fordert die Umsetzung bis Ende 2014.

"Diese kartellrechtliche Debatte darf nicht dazu führen, dass sich das Land auch nur ansatzweise der Unterstützung von privatem und kommunalem Waldbesitz entbindet", forderte Manfred Rentschler, "damit unser Wald zum Schluss nicht als Verlierer dasteht". "Der Beschlussentwurf ist ein grundlegender Eingriff in eine bewährte Struktur", stellten Reinhold Rau, Dezernatsleiter Land- und Forstwirtschaft im Landratsamt Calw, und Jerg Hilt, Geschäftsführer der Forstkammer BW, übereinstimmend fest. Unter dem Strich stelle der Entwurf die bisherige Organisation der unteren Forstbehörde in Frage. Gerade in einer Region, wo Staats-, Kommunal- und Privatwald kleinstrukturiert und sehr stark durchmischt ist, sieht Rau große Probleme. "Wir stehen vor der größten Herausforderung seit Sturm Lothar" so Jerg Hilt. Jetzt gehe es darum, in dem laufenden Verfahren zu retten, was von den alten Strukturen noch zu retten sei.

Wie die Zukunft aussehen könnte, stellte Helmut Stanzel Geschäftsführer der Forstwirtschaftlichen Vereinigung schwäbischer Limes w.V. den zahlreich erschienen Waldbesitzern im Gasthaus Löwen vor. Positiv wurde der Holzbericht von Edwin Haag aufgenommen. "Der Rohstoff Holz bleibt gesucht", so der Referent, die Nachfrage sei gut, derzeit gibt es zu wenig Holz bei zu viel Sägekapazität. Probleme bereitet der ganzjährige Einschlag, insbesondere vom Privatwald kommt nur über den Winter Holz.