Hier entsteht ein neuer Wagen für das Schäferwagenhotel. Foto: Schwarzwälder Bote

Schäferwagenhotel: Verein blickt auf zehn erfolgreiche Jahre zurück / Vorerst kein weiteres Wachstum geplant

Vor zehn Jahren begann alles mit zwei Euro auf dem Tisch. Heute ist aus den ursprünglich sieben Personen ein gut funktionierender Förderverein erwachsen, der es geschafft hat, ein ganzes Schäferwagenhotel ehrenamtlich aufzubauen.

Wildberg. Die Idee hinter dem Projekt war, wie sich Vorsitzender Peter Lücke erinnert, etwas Besonderes für Wildberg zu machen, ein Alleinstellungsmerkmal für die Schäferlaufstadt zu etablieren, passend zum Schäferlauf. Mit der Idee eines Schäferwagenhotels sei er relativ lange schwanger gegangen. Und wie das mit solchen Ideen eben ist, kam es an einem Stammtisch zur tatsächlichen Umsetzung.

Zehn Jahre später leitet er noch immer die Geschicke des Vereins

Nach dem Badmintontraining saßen Peter Lücke, Johannes Malinger, Michael Schwaben, Roland Selb, Jörg Hartmann, Norbert Fassbender und Dieter Bieberbach zusammen und sagten: Wir gründen jetzt einen Verein. "Jeder hat zwei Euro auf den Tisch gelegt", erzählt Lücke, "damit war quasi der Verein gegründet". Das war im März 2010.

Das Commitment war gemacht, nun ging es ans Organisatorische. Es wurde eine Satzung entworfen, genehmigt und unterschrieben sowie ein Vorstand gewählt. Peter Lücke war der Auserkorene, auch wenn er eigentlich gar kein Amt übernehmen wollte, erzählt er lachend. Zehn Jahre später leitet er noch immer die Geschicke des Vereins. Von Anfang an zur Seite stand ihm sein Stellvertreter Michael Schwaben.

"Von Anfang an haben wir die Unterstützung der Stadt"

Zwischenzeitlich hatte man einen Schäferwagenbauer in Vesperweiler entdeckt, der zu einem guten Preis einen Wagen anfertigen konnte. Also probierte sich der Verein ein wenig aus, suchte Wege zur Finanzierung eines ersten Schäferwagens. Symbolische Bausteine mit der Aufschrift "Wir unterstützen das Schäferwagenhotel", die als eine Art Zertifikat gestaltet waren, wurden, neben Aufklebern, verkauft. Leider war die Resonanz gering.

Parallel dazu stellte der Verein sein Konzept im Gemeinderat vor und erhielt viel Zuspruch, so Lücke. Das sei eine tolle Sache, gebe Wildberg ein Alleinstellungsmerkmal – die Rückmeldungen waren positiv. "Das war natürlich motivierend, da weiterzumachen", erzählt der Vorsitzende. "Von Anfang an bis heute haben wir die Unterstützung der Stadt Wildberg. Das gibt Rückhalt und motiviert."

Es folgten weitere Aktionen wie ein Stand auf dem Weihnachtsmarkt und eine Beteiligung am Nagolder Urschelherbst, doch es kam einfach nicht genug zusammen. Also entschieden die Mitglieder, aus der eigenen Tasche zu investieren und dem Verein ein zinsloses Darlehen zu gewähren. Das konnte nach ein paar Jahren auch schon wieder zurückgezahlt werden.

Das ermöglichte es, im Jahr 2011 den ersten, grünen Wagen zu beschaffen. Eine Internetseite ging an den Start und schnell kamen die ersten Buchungen rein. Zudem war das Schäferwagenhotel in der Anfangszeit noch viel mobil unterwegs, fuhr seinen ersten grünen Wagen zu Veranstaltungen wie dem Schäferaktionstag und dem Urschelherbst. "So sind wir halt nach und nach bekannt geworden", erklärt Lücke. Auch für Hochzeiten und Jubiläen wurde der Wagen transportiert. Das war jedoch sehr aufwendig, sodass sich bald zeigte, dass sich das nicht lohnt.

Schließlich war die Resonanz so groß, dass es Zeit für einen zweiten, roten Wagen wurde. Diesmal baute Schreiner Günther Landgraf, selbst Mitglied im Förderverein, das gute Stück. Der dritte, gelbe Wagen wurde wiederum von der Firma in Vesperweiler erbaut. "Wir haben von Wagen zu Wagen gelernt und immer weiterentwickelt", berichtet Peter Lücke. Pro Jahr darf sich das Schäferwagenhotel über etwa 250 bis 280 Buchungen freuen. Die Saison dauert von April bis Ende September. Begonnen wurde die Saison mit dem traditionellen Bettenaufschütteln, das aber ab 2020 nicht mehr stattfinden wird. Die Wagen bieten Platz für drei Personen und werden mit Elektro-Marmorplatten (Infrarot-System) beheizt. Im Außenbereich hat jeder Wagen eine eigene, möblierte Terrasse, dazu kommen überdachte Gemeinschaft-Sitzmöglichkeiten, neue Wellenliegen und eine Grillstelle auf dem Gelände.

"Wir hätten nie gedacht, dass sich das mal so entwickeln würde"

Was möglich war hat der Verein in Eigenleistung gebaut. Selbst die Stromkabel sind selbst verlegt. Und das bei einer vergleichsweise geringen Mitgliederzahl von etwa 30 Personen.

Zu finden ist das Schäferwagenhotel hinter dem Campingplatz Carpe Diem, direkt an der Nagold, auf einer idyllischen Wiese. Platzinhaber und Vereinsmitglied Hendrik Smits ist hier ein wichtiger Kooperationspartner, denn er stellt die Infrastruktur wie Sanitäranlagen, Rezeption und Buchungskoordination. Der Bienenwagen von Elke Melchger ergänzt das Angebot zwischenzeitlich.

"Wir hätten nie gedacht, dass sich das mal so entwickeln würde", meint Peter Lücke. Man könnte noch mehr Wagen aufstellen, aber mit einem reinen Ehrenamt ließe sich das gar nicht stemmen. Drei Wagen seien überschaubar, "das kann man handeln". Zukunftsprojekte gibt es aktuell keine, denn, so Lücke: "Wir sind im Moment perfekt aufgestellt und ausgestattet."