Eberhard Furthmüller prägte als Gemeinderat die Stadtentwicklung mit. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Der langjährige CDU-Fraktionsvorsitzende Eberhard Furthmüller scheidet nach 35 Jahren aus

Die Geburtstagswoche zum 70. ist vorbei. Am Bodensee feierte die Familie. Sieben Wahlperioden lang diente Eberhard Furthmüller im Wildberger Gemeinderat der Stadt und seiner CDU-Fraktion. Nun geht er – nicht ohne Mahnungen.

Wildberg. Einen klaren Schnitt wollte Eberhard Furthmüller machen: "35 Jahre sind genug", sagte der Bautechniker – 40 Jahre lang bei derselben Sulzer Firma beschäftigt – und kandidierte nicht mehr für den neuen Wildberger Gemeinderat. Es gab da keine Verbitterung, versichert er.

Die Bilanz seiner Arbeit, aber mehr noch der kommunalpolitischen Epoche und auch als Vertreter für Sulz am Eck, fällt für ihn positiv aus. Aber auch von Sorge geprägt: "Die Stadt hat sich vielleicht zuviel auf einmal aufgeladen. Wir haben zuviel gemacht", fürchtet er – auch angesichts der neuen kommunalen Doppik-Haushaltslegung, die Abschreibungen stärker aktuell in Rechnung stellt.

Eberhard Furthmüller war immer auch Sulzer – und immer Familienmensch. Mit seiner Frau Anneliese, den zwei Töchtern samt Schwiegersöhnen und fünf Enkeln, drei Buben und zwei Mädchen zwischen zwei und zwölf Jahren, hat er auswärts den Siebzigsten gefeiert. Den nachfolgenden Generationen hat er als erfahrener Bauleiter ihre eigenen Häuser erstellen können. Was die Grundschüler lernen, interessiert ihn auch. Mit dem Wohnmobil wird es für das Ehepaar weiter auf Erkundungsreisen in die Ferne gehen.

"Fast gleichzeitig mit dem Grundgesetz geboren", worauf er stolz ist, hat Eberhard Furthmüller noch die Sulzer Volksschule absolviert, um dann in Oberndorf das Kaminfeger-Handwerk zu erlernen und vier Jahre lang auch in Nagold auszuüben. Nach dem Wehrdienst als Panzerjäger nahe der tschechischen Grenze war ihm klar: "Das ist es nicht." Beharrlich verfolgte er auf dem zweiten Bildungsweg und per Fernstudium seinen neuen Berufswunsch und absolvierte die Bautechniker-Ausbildung parallel zu seiner praktischen Arbeit bei der Sulzer Baufirma Köhler.

"Ich habe mich nicht darum bemüht"

Man hatte ihn angefragt seitens der CDU. Aber der erste Anlauf klappte noch nicht. Doch mit der Wahl von 1984 zog der junge Sulzer Baufachmann in den Wildberger Gemeinderat ein und trat auch der Partei bei. Noch immer wirkte nach, dass Sulz am Eck, Effringen und Gültlingen – im Gegensatz zu Schönbronn – sich nach der Gemeindereform in den Siebzigern mehrheitlich nach Wildberg zwangseingemeindet fühlten.

Während der fast 30-jährigen Ära des im Jahr 2003 krankheitshalber abgetretenen Bürgermeisters Eberhard Seewald (der auswärtige Kandidat Ulrich Bünger gewann die Nachfolge klar gegen seinen lokalen Konkurrenten) waren verbindende Aufgaben wichtig, wie die gemeinsame Kläranlage mit den eingemeindeten Teilorten. "Das sah man aber nicht, das war alles unter der Erde", erinnert sich Furthmüller an seine Anfänge im Rat. Erst danach konnte man sich dem Straßenbau zuwenden oder neuen Baugebieten. "Da war der Wächtersberg gerade am Anfang."

Dass er nach der Wahl von 1994 und nach den Abgängen vieler führender Köpfe zum Fraktionsvorsitzenden der CDU wurde, war nicht seinem Ehrgeiz geschuldet. "Ich habe mich nicht darum bemüht", sagt er mit dem für ihn typischen Understatement. Wie später auch noch oft genug, scheute er sich als unabhängiger Kopf nie, auch gegen Mehrheiten selbst in seiner eigenen Fraktion zu stimmen oder sich aus loyaler Rücksicht zu enthalten. Als Sulzer wog er beim Untersulzer Backhaus 1997 Nutzung, Kosten und Erlöse gegeneinander ab und stimmte für einen Abriss.

Schon damals sah Eberhard Furthmüller: "Wildberg schwimmt nicht im Geld." Dass die Stadt später gleich drei Ortskernsanierungen fast parallel zu stemmen versuchte, passte ihm nie so ganz. Er hätte das gerne zeitlich gestreckt. "Aber wir waren da von den Zuschuss-Zusagen Getriebene." Nicht, dass er eines der vielen Wildberger Großprojekte der jüngeren Zeit abgelehnt hätte.

Von der dreiteilbaren Sporthalle, der Rathaussanierung samt Anbau, den Neubauten von Feuerwehrgerätehaus und Bauhof, dem Kauf des HL-Marktes (für den späteren Jugendtreff) oder dem Bahnhof: Zu all diesen Vorhaben steht er, von kleinen Einwänden in der Ausführung abgesehen. Insgesamt aber findet er: "Wir haben zuviel gemacht und zu schnell."

So fehle jetzt der finanzielle Spielraum für weitere nötige oder wünschenswerte Projekte. Dabei nennt Furthmüller beispielhaft die Sanierung des Bahnhofsareals, die Verbesserung der ärztlichen Versorgung oder den nötigen Netzausbau. Er wünschte sich auch die Ausweisung neuer Baugebiete, gerade für Sulz, wo die Ortskernsanierung noch nicht die erhoffte Wirkung für neue Bebauung gehabt habe.

Bei strittigen Fragen hat Eberhard Furthmüller immer seine eigenen Überzeugungen vertreten: beim Flüchtlingsheim oder bei der heftig umstrittenen Anschaffung einer neuen Drehleiter – gegen den geltenden Feuerwehr-Bedarfsplan. Er hatte mit den äußerst knapp unterlegenen Gegnern der vom Kreisbrandmeister geforderten Anschaffung gestimmt. Aber er trägt nichts nach.

Er wäre auch für die Beibehaltung der Unechten Teilortswahl gewesen. Im Rat, zwischen den Vertretern der Teilorte und Fraktionen, auch innerhalb der Fraktion und zur Verwaltung sei das Verhältnis immer gut gewesen.

Für den CVJM setzt er sich gerade in Sulz auch mit seiner Bau-Kompetenz ein. Er wandert und reist gern. Dafür und vor allem für die Familie mit den fünf Enkeln ist viel mehr Zeit, wenn er jetzt aus dem Gemeinderat scheidet.