Instrumentalbegleitung verlieh den "Five Hebrew Lovesongs" zusätzlich Farbe. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Remigius-Kammerchor und Rezitator Ernst Pilick widmen sich dem Thema des Wonnemonats

Von Martin Bernklau

Die Liebfrauenkirche war bis auf den letzten Platz besetzt: Der Remigius-Kammerchor trat mit einem literarisch und instrumental verzierten Konzert in Wildberg auf.

Wildberg. Der Wonnemonat Mai ist für Katholiken auch der Marienmonat. In der Liebfrauenkirche bot das Motto "Liebe" dem in Nagold beheimateten Remigius-Kammerchor dabei Raum für weltliche wie für geistliche Chorwerke von der späten Renaissance bis zur Gegenwart – und für romantische Gedichte und Anekdotisches von und zu Eduard Mörike und Heinrich Heine, die der 1927 geborene Schauspieler und Sprecher Ernst Pilick kraftvoll und springlebendig zwischen den Stücken rezitierte.

Dirigentin Anna-Katharina Kalmbach hatte für den Beginn Werke der Marienverehrung gewählt, die moderne und ganz junge Klangkunst mit der ganz alten Melodik gregorianischen Mönchsgesangs verbinden. "Wo die Güte und die Liebe wohnt" lautete übersetzt der Titel des Eingangsstückes. Maurice Duruflé hat seine "Quatre Motets" 1960 geschrieben, in deren filigranem A-cappella-Satz zudem die französische Spätromatik und der Impressionismus aufscheinen.

Auch der 1966 geborene katalanische Komponist Josep Vila i Casañas verknüpft in seinem vielstimmigen "Salve Regina" mittelalterliche Klosterklänge mit scharf dissonanten Tontrauben ("Clustern") und reibenden Flächen, die in einem milden Dur enden. Ganz schnell hatte der Kammerchor seine feine Tongebung auf die sehr direkte Akustik der zeltartig modernen Liebfrauenkirche eingestellt.

Im zweiten Block widmete sich der Kammerchor mit halb weltlichen, halb religiösen Motetten von Thomaskantor Johann Hermann Schein ("Freu dich des Weibes") und Melchior Franck ("Ich sucht des Nachts in meinem Bette") stilistisch dem Übergang von später Renaissance zum frühen Barock. Um 1600 ergänzte immer mehr affektenreiche Harmonik die vielstimmige Bewegtheit der alten imitatorischen Satzkunst. Beides, das Stimmengewebe und die Klangkultur, gewann durch die sorgsame Sprachbehandlung des Chores noch an Klarheit.

Eine kleine Welt- und Zeitenreise bildete den dritten Teil. Mit Blockflöte und Gitarre, den übrigen Chor an den Seiten aufgestellt, ergänzten die Remigius-Musiker bei dem spanisch-barocken Traditional "Ay Linda Amiga" ein Solo- bis Quartett-Ensemble. Elf Männerstimmen intonierten Hugo Hermanns romantische Liebeserklärung "Auf ewig", der ganze Chor Joseph Haydns "Harmonie in der Ehe" und Carl Orffs archaisches "Odi et amo". Frechen achtstimmigen Sprechgesang boten die Frauen mit Wolfram Buchenbergs "Spruch, einen Mann loszuwerden", während Robert Pearsalls englisches "Lay a Garland" von 1840 ganz träumerisch wie eine Art romantisches Madrigal klang.

Eine andere Verbindung von uralter volksmusikalischer Tradition mit der postmodern vielfältigen Gegenwart hat der 1970 geborene Amerikaner Eric Whiteacre in seinen "Five Hebrew Lovesongs" geschaffen. Geige, Klavier und Schellentrommel brachten zusätzliche Farbe in die sehr anrührend vorgetragenen jüdischen Liebeslieder.

Die Besucher beklatschten den Remigius-Kammerchor und den Rezitator Ernst Pilick begeistert und bekamen zum Dank noch eine vergnügliche Variation des Volkslieds von der "Vogelhochzeit" mit Anklängen von Mendelssohn bis zum Swing und zu "Muss i denn...".