Im nächsten Jahr wird im Wildberger Rathaus und vor allem in der Stadtkämmerei ganz anders gerechnet als bisher. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: In der Stadtkämmerei wird künftig ganz anders gerechnet: in vier Teilhaushalten / Land setzt Frist bis 2020

Die Bürger sollen möglichst nichts davon merken. Aber für das Rathaus, die Stadtkämmerei und den Gemeinderat stehen massive Veränderungen an – und viel Arbeit. Mit dem nächsten Haushalt wird in Wildberg ein neues Rechnungssystem eingeführt: die Doppik.

Wildberg. In seiner Sitzung am Donnerstagabend hat der Wildberger Gemeinderat beschlossen, wie vom nächsten Jahr an in der Stadtkämmerei gerechnet werden soll. Mit Doppik – und zwar in vier Teilhaushalten.

Dass das neue Rechnungslegungsverfahren an sich eingeführt wird, entspricht den Vorgaben des Landes. Der Stuttgarter Gesetzgeber hatte die Einführung in allen Städten und Gemeinden als Verwaltungsvorschrift des Innenministeriums verfügt – mit einer Frist bis allerspätestens zum Jahr 2020. Die Kommunen können dabei wählen, in wie viele Teilhaushalte sie ihren Etat splitten wollen.

Genau deshalb hatte sich die Wildberger Verwaltung möglichst viel Zeit gelassen. Man wollte, so Bürgermeister Ulrich Bünger und Kämmerer Andreas Bauer, noch die Trends und Erfahrungen im Lande abwarten. "Die Tendenz in anderen Kommunen ist: eher weniger Teilhaushalte", sagte Bauer. So lief denn der Verwaltungsvorschlag auf vier Bereiche hinaus: Innere Dienste, Bürgerdienste, Bauen und Planen, Gebühren und Steuern. In der alten "kameralistischen" Haushaltsführung gab es die Grobaufteilung des Etats in Einzelpläne, die mit den Ziffern 0 bis 9 bezeichnet waren.

"Doppik" ist ein Kunstwort und bedeutet nichts anderes als die "doppelte Buchführung in Konten". Im Kaufmännischen und in der Betriebswirtschaft eigentlich schon immer Standard, soll es die nach dem Geldverbrauch ausgerichtete einfache alte Kameralistik ablösen: Vermögenshaushalt mit den Investitionen auf der einen Seite, Verwaltungshaushalt mit Personalkosten und Gebühren auf der anderen waren bisher die entscheidenden Größen.

Einer der Hintergründe für die Umstellung ist beispielsweise die gerechtere Lastenverteilung zwischen den Generationen. Der Umgang mit Ressourcen in Erträge ("Wertzuwachs") und Aufwendungen ("Wertverzehr") gewinnt an Bedeutung in der Bilanz eines "Ergebnishaushalts". Und zwar für alle Teil-Etats einzeln. In deren künftigem Finanzhaushalt werden als "Liquiditätssaldo" Einzahlungen, darunter auch die laufenden Steuereinnahmen, Zuschüsse und Gebühren, gegen Auszahlungen wie Investitionen oder Personalkosten verrechnet. Die Gesamtbilanz stellt Aktiva (Vermögen und liquide Mittel auch aus einem Jahresüberschuss) den Passiva (eventueller Jahresfehlbetrag und Schulden) gegenüber. Der Personalausweis war für den Stadtkämmerer das Beispiel für die neue Kategorie eines "Produkts". Er kostet in der Herstellung und bringt vom Bürger oder Kunden eine Gebühr in die Stadtkasse. Eine "Organisation" in Form von Räumen und Personal muss das Rathaus dafür vorhalten, erläuterte Andreas Bauer den Räten.

Die Bürgervertreter sind in das neue Rechnungssystem mit dem Kürzel NKHR (Neues kommunales Haushalts- und Rechnungswesen) schon eingeführt worden. Sie beschlossen einstimmig die von der Verwaltung vorgeschlagene Aufteilung in vier Einzelhaushalte.