In Gültlingen stand ein Ortsbegang an. Zahlreiche Themen kamen zur Diskussion. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Ortschaftsrat: Gebührenerhöhung für Gültlinger Ferienbetreuung sorgt für Unmut beim Ortsumgang

Es sollte "ein offenes Format" werden, hatte der Bürgermeister versprochen. Zwei Themen beschäftigten die Bürger beim Gültlinger Ortsumgang mit der Rathausspitze besonders: die Gebühren für die Ferienbetreuung für Familien und die Steine, mit denen bei der laufenden Ortskernsanierung die Gehwege gepflastert werden.

Wildberg-Gültlingen. Am Platz hinter dem Rathaus begrüßte Ortsvorsteher Walter Baur (CDU) am sonnig warmen Mittwochabend gut 30 Gültlinger zu einem Ortsumgang mit Bürgermeister Ulrich Bünger, Bauamtschef Arthur Sadlers sowie den Ortschafts- und Gemeinderäten Sandra Glauer (Freie Wähler) und Günther Landgraf von den Bündnisgrünen. "Was man hier bewegt in Gültlingen und bewegen will", darum sollte es gehen, so Baur. Um die Gestaltung der drei Plätze und Haltestellen an der Ortsdurchfahrt ging es am Ende des Spaziergangs auch.

Zunächst aber waren zwei wichtige Gebäude neben dem Rathaus und die dort verantwortlichen Frauen gefragt: Iris Braun leitet die beiden Kindergärten Steingasse 7 und 14 mit "Tigern" und den "Bären"-Kindern. Heike Müller ist Rektorin der Grundschule. In vier Gruppen betreuen die Erzieherinnen, davon fünf Hauptamtliche, zur Zeit insgesamt 95 Kinder, darunter auch – mit der neuen Küche – "Versperkinder" aus der Schule, zu den verlängerten Öffnungszeiten zwischen 7.30 und 14.15 Uhr. Die zehn Plätze der Kleinkindgruppe sind ab November ausgebucht.

Konzept: "Natur, Bewegung, Sprache"

Während die Plätze für die Regelzeiten bis 16 Uhr auch in den anderen Gruppen weitgehend belegt sind, fehlt es auch in Gültlingen an ausreichend Personal. Aber wie anderswo auch versucht man sich zu behelfen. Zu dem Konzept "Natur, Bewegung, Sprache", wie es Iris Braun umriss, passte der Bewegungsraum, in dem Eltern schnell die Debatte um die neuen Gebühren für die Ferienbetreuung eröffneten. Sie sollen, so rechnete ein Vater vor, um rund 600 Euro pro Kind steigen. Denn statt eines zusätzlichen Monatsbeitrages von 86 Euro sollen künftig pro Ferienwoche und Kind 91 Euro zu berappen sein.

Die drastische Erhöhung hänge damit zusammen, dass inzwischen "zuviele Schulkinder" das Ferienangebot beanspruchten. Die habe man bisher "stillschweigend mitgeschleppt", erläuterte die Kindergartenleiterin. Dabei war, so Grundschulrektorin Heike Müller "nicht aufgefallen, dass das ein Supersonderpreis war" – im Vergleich zu anderen Wildberger Ferienangeboten. "Unsere Schulkinder sind da mit reingeschlupft". Weil sich die neue Regelung gerade viele berufstätige Eltern "nicht mehr leisten können, die es sich aber leisten müssen", wie es der Vater beschrieb, wird dringend an den Gemeinderat appelliert, eine andere Lösung zu finden.

Dort, räumte die Stadträtin und Mutter Sandra Glauer ein, sei man von den Vorhaltungen der Eltern überrascht gewesen und "noch nicht sicher", wie man damit umgehen und eine gute Lösung finden wolle. "Das kam auch für uns kurzfristig", sagte Bürgermeister Bünger und verwies auf die (für die gestrige Sitzung anberaumten) Gebührenberatungen des Gemeinderats. Die Bezahlung einer qualitativ guten Betreuung müsse "vertretbar und angemessen" sein, aber auch Gerechtigkeit zu allen Stadtteilen wahren. Er hält eine soziale Staffelung als Lösung für denkbar.

Rollatorfahren? "Ganz schlecht."

In der Schule war danach das verpflichtende Mittagessen der Kinder umstritten. Die Rektorin verwies auf die Enge und die hygienischen Vorschriften im Obergeschoss, die den Verzehr von mitgebrachtem Vesper nicht zuließen. Ihre Grundschule, so Heike Müller, habe inzwischen – nach einer früheren Spitze von über hundert Schülern und einem Tief von gerade mal 50 – jetzt wieder 62 Schüler. Das ermögliche weiterhin ein Angebot aller Stufen, wobei eine Gruppe von nur zwölf Erstklässlern ein besonderer Glücksfall sei.

Mit der Ortsdurchfahrt, der ausgebauten Gasversorgung sowie dem Gewässer- und Hochwasserschutz beschäftigte sich danach vor allem Bauamtsleiter Arthur Sadlers. Man wolle bei der Sanierung "gestalten – bei wenig räumlichen Möglichkeiten" sprang ihm der Bürgermeister bei. Umstritten war freilich das neue Pflaster auf den Gehsteigen. Schneeschippen sei wegen der Wölbung der Steine und der breiten Fugen unmöglich, monierte ein Gültlinger, Rollatorfahren "ganz schlecht", ergänzten andere. Man wolle das noch einmal prüfen, sicherte die Verwaltung zu.

Die Pflasterung sei wegen künftiger Leitungsverlegung die vernünftigere Variante gegenüber Asphalt, sagte der Bürgermeister. Er appellierte auf Nachfrage an alle Gültlinger, die (kostenpflichtigen) Verlängerungen der Leerrohre für schnelles Internet bis ins Haus jetzt einrichten zu lassen, auch wenn sich bislang noch kein Netzbetreiber gefunden habe. Ein weiterer Appell, vom Bauamtsleiter, galt der privaten Vorsorge gegen Hochwasser: Man könne viele denkbare Wassereintritte an Häusern besser sichern.

Die Gespräche wurden nach dem Umgang an den Biertischen hinter dem Rathaus fortgesetzt, wo Marion Baur und Ursula Erl zu den Freigetränken für die Bürger einen Imbiss gerichtet hatten.