Der Flurbereich nach der Sanierung.Foto: Buchali Foto: Schwarzwälder Bote

"50 Jahre Städtebauförderung": Ein Beispiel aus Sulz am Eck

Wildberg-Sulz am Eck. Am 8. Mai begehen Bund, Länder und Kommunen gemeinsam das Jubiläum "50 Jahre Städtebauförderung". Ulrike und Stefan Buchali konnten ihr 130 Jahre altes Fachwerkhaus kernsanieren und modernisieren. Möglich war das dank der Förderung über das Sanierungsgebiet Sulz am Eck. Etwa eineinhalb Jahre hat die Maßnahme gedauert. Wir sprachen mit den Haus-Sanierern.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, zu modernisieren?

Ulrike und Stefan Buchali: Zum großelterlichen Haus bestand schon immer eine emotionale Bindung, sodass sich die Idee, hier wohnen zu bleiben und zu sanieren, Ende 2016, Anfang 2017 konkretisiert hat. Den letzten Ausschlag gab das positive Urteil unseres späteren Zimmermanns und Bauleiters Rolf Dengler nach Begutachtung der Gebäudesubstanz im Hinblick auf Sinn und Machbarkeit.

War der umfassende Ansatz der Modernisierung von Anfang an gegeben oder aufgrund des Zuschusses dazu animiert?

Uns war von Anfang an klar, dass hier nur eine umfassende Modernisierung Sinn machen würde. Der Zuschuss hat uns die finanziellen Möglichkeiten hierfür überhaupt erst ermöglicht.

Wie haben Sie von den Zuschussmöglichkeiten erfahren?

Presse, Mitteilungsblatt und Informationsveranstaltungen der Stadt Wildberg, Telefonate mit der Verwaltung von Wildberg.

Wie war das Verfahren für Sie?

Das Verfahren war komplett unbürokratisch. Abschlagszahlungen und Zusatzvereinbarungen konnten immer formlos per Mail geregelt werden. Wir wurden sowohl von der Stadt Wildberg als auch vom mit der Durchführung beauftragten Dienstleister, der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH, stets wohlwollend begleitet. Schließlich sorgt ein solches Sanierungsprojekt dafür, dass ansonsten wer weiß wohin abfließende Steuergelder wieder dem Wirtschaftskreislauf im Ländle zugeführt werden. In Detailfragen stach insbesondere unsere Ansprechpartnerin bei der LBBW, Manuela Bader, durch routinierte Sachkenntnis, Schnelligkeit und Pragmatismus hervor.

Wie erfolgte die Abwicklung bezüglich des Zuschusses? Gab es hierbei Probleme?

Zu Beginn der Maßnahme haben wir anhand der Angebote unserer Handwerker das Gesamtvolumen festgelegt, auf dieser Basis wurde die Sanierungsvereinbarung mit der Stadt getroffen. Aufgrund unvorhergesehener Ereignisse und gestiegener Preise mussten wir diese Vereinbarung im Laufe des Projekts nach oben korrigieren. Das musste formlos begründet werden und war dann kein Problem. Für negative Überraschungen sorgten verfahrenstechnische Detailfragen, die aufgrund täglicher Übung im Amt selbstverständlich sind, uns aber anfangs unbekannt waren. Beispielsweise war die tatsächliche Auszahlungshöhe von Eigenleistungen unklar formuliert und skontierte Rechnungen wurden generell nur mit Abzug in die Förderung eingerechnet und somit auch nur gekürzt bezuschusst. Hier gab es auch keinen Spielraum. Positiv: Auch während die Sanierung noch läuft, hat man die Möglichkeit, Abschlagszahlungen anzufordern, so dass man nicht erst nach Abschluss des Projekts alles Geld als Einmalzahlung bekommt und diese Lücke so lange zwischenfinanzieren muss. Von der relativ langen Wartezeit zwischen Antrag und Auszahlung abgesehen war das eine sehr hilfreiche Möglichkeit für uns, Liquidität sicherzustellen.

Wie verlief die Umsetzung der Maßnahme? Gab es hierbei Probleme oder verlief alles wie geplant?

Wir mussten auf die Erteilung der Baugenehmigung durch das Landratsamt warten. Dadurch geriet der Zeitplan durcheinander, denn die Handwerker waren dann nicht mehr frei. Infolgedessen hatten wir während des gesamten Projekts immer wieder mit Termin- und Abstimmungskonflikten zu tun sowie mit Leerlauf- und Wartezeiten, die die Gesamtlaufzeit des Projekts gegenüber dem ursprünglichen Plan um 50 Prozent verlängerten. Mit ausnahmslos allen unseren Handwerkern waren wir sehr zufrieden und empfehlen sie gerne weiter.

Was würden Sie anderen Eigentümern, die ihr Gebäude sanieren möchten, raten?

Vorherige Klärung von möglichen Schäden am Bau die schon ersichtlich sind. Im Holzbau ist es aufgrund der Eigenschaften von Holz sehr angenehm zu wohnen. Zum gleichen Preis bekommt man im sanierten Altbau erheblich mehr Platz als im Neubau. Dennoch muss man sich im Klaren sein, dass es ein altes Haus ist und bleibt. Darüber hinaus raten wir, die Finanzierung von einem unabhängigen Berater unter Berücksichtigung aller finanziellen Aspekte – Zuschuss und dessen Zahlungszeitpunkte gehören hier dazu – planen zu lassen.

Können Sie eine Teilnahme am Landessanierungsprogramm anderen Eigentümern empfehlen?

Absolut. Man erhält einen um 25 Prozent erweiterten finanziellen Spielraum. Außerdem ermöglicht die Teilnahme an einem Sanierungsprogramm auch Privatpersonen unter gewissen Umständen, die Gesamtkosten über mehrere Jahre verteilt von der Steuer abzusetzen. Diese Möglichkeit hat man bei Eigennutzung der Immobilie sonst nur, wenn es sich um ein denkmalgeschütztes Objekt handelt.

Wie lautet ihr Resümee zur Gesamtmaßnahme?

Wir sind im Rückblick froh und dankbar, dass alles so gut ablief, dass sich keine Helfer verletzt haben und wir wieder hier wohnen können.

Info: Das Projekt

Zu den Zielen eines Sanierungsgebietes gehört mitunter die Aufwertung der Wohnqualität und Förderung der energetischen Sanierung von Gebäuden. Ein gelungenes Beispiel hierfür steht in der Kirchstraße 1 in Sulz am Eck. Buchalis haben das Fachwerk weitestgehend erhalten und teilweise sichtbar gemacht. Wasser, Elektrik, Sanitär, Fenster und Türen wurden komplett erneuert, eine Zentralheizung eingebaut, auf Standard KfW 100 gedämmt, das Dachgeschoss ausgebaut, ein neues Dach und ein neuer Dachstuhl errichtet. In einem ausgewiesenen Sanierungsgebiet können sich die Eigentümer solche Erneuerungs- und Sanierungsmaßnahmen mit 25 Prozent der Kosten fördern lassen. Bei der Bauverwaltung der Stadt Wildberg bekommen interessierte Eigentümer nähere Infos.