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Wildbergs Gemeinderäte sehen sich beim Rundgang durch den Forst mit einer Menge an Problemen konfrontiert

Ob Klimaerwärmung, Trockenjahre, Borkenkäfer oder Waldumbau und Holzpreise – im Forst kommt derzeit keine Langeweile auf. Über den Zustand und die Aussichten des rund 1250 Hektar umfassenden Wildberger Stadtwaldes informierte sich am Wochenende der Gemeinderat vor Ort.

Wildberg. "Das ist der Auftakt zur Forsteinrichtung ab 2022", stellte Jörg Ziegler als Leiter der Unteren Forstbehörde im Landratsamt Calw fest, dass jetzt die Ziele des Stadtwaldes für die kommenden zehn Jahre – und eigentlich auch für die Zeit darüber hinaus – definiert werden müssen. Jörg Ziegler plädiert dafür, "sich mit Augenmaß auf den Klimawandel einzustellen". Die Untere Forstbehörde im Landratsamt Calw bezeichnete er dabei als Dienstleister und Partner der Kommunen beim notwendigen Waldumbau.

Vom Holzbronner Schützenhaus führten Jörg Ziegler und Revierförster Thomas Hingsberg die Teilnehmer in den Stadtwald auf Gültlinger Markung, wo künftig unter anderem über die Zukunft der Tanne auf den Gäuflächen zu entscheiden sein wird. Den ersten Halt machte der Gemeinderatstross deshalb am Schlangenweg in einem rund 150 Jahre alten, ehemals geschlossenen Tannenbestand. Bisher war die Tanne in diesem Bereich als geeignete Bauamart eingestuft, doch durch die zunehmende Trockenheit tut sich die Baumart hier schwer, weiß Thomas Hingsberg, der am Jahresanfang die Nachfolge von Lutz Endres angetreten hatte. Und so müsse man sich schon überlegen, ob die älteren Bäume nicht abgeräumt werden sollten – bevor es eventuell der nächste Sturm macht.

"Das ist hier kein natürlicher Tannenstandort", machte Jörg Ziegler deutlich, dass überall das Laubholz durchdrückt. Denn eigentlich wären hier Laubwälder mit Buche oder Eiche. Deshalb stehe man vor der Frage, wie man mit solchen Wäldern in Zukunft umgehen soll. Kirsche oder Spitzahorn wären beispielsweise Baumarten, die mit der Trockenheit besser zurecht kommen – aber das Nadelholz sorgt nach wie vor für die besseren Erträge. Noch könne man hier zwar mit der Tanne arbeiten, aber spätestens ab 2050, so die Prognose des Forstes mit Blick auf die Niederschlagsverteilung, werde die Tanne als führende Baumart ungeeignet sein – auch wenn sie derzeit rund 70 Prozent der Naturverjüngung ausmacht.

Auf die Frage des Gültlinger Ortsvorstehers Walter Baur, wie es mit dem Wildverbiss aussehe, wies Jörg Ziegler darauf hin, dass der hier keine Rolle gespielt habe – "sonst wäre die Naturverjüngung nicht so gut". Gleichzeitig wies er aber auf die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Forst und Jägern hin. Denn gerade die trockenresistenten Baumarten seien stark von Verbiss gefährdet. Derzeit komme die Lärche wieder in die Diskussion, weil sie von ihrer Trockenresistenz mehr mitmache. Doch müssten eben noch andere Faktoren wie die Bodenbeschaffenheit oder die Gefahr von Spätfrösten beachtet werden. "Wir sind gerade in der Phase, in der man auch mal was probieren muss", so Ziegler.

SPD-Rat Dieter Dannenmann wollte wissen, wie es im Wildberger Stadtwald in Sachen Borkenkäfer aussieht. Mit Blick auf die rund 500 Festmeter Käferholz im Wildberger Bezirk bezeichnete Thomas Hingsberg die Lage als überschaubar. Sorgen machen dem Forst in Sachen Käferbefall eher die oft kleinparzellierten Privatwälder – zumal viele Erben gar nicht mehr wüssten, dass sie Waldbesitzer sind. "Wir können da bei Käferbefall nicht einfach reingehen wegen Gefahr im Verzug", ergänzte der Abteilungsleiter, dass man erst die Eigentümer zur Beseitigung der befallenen Bäume auffordern müsse. Bis das Procedere gelaufen ist, seien die Käfer wieder ausgeflogen und die Wälder drum herum betroffen. Für Bürgermeister Ulrich Bünger stellte sich vor diesem Hintergrund die Frage, "inwieweit wir da offensiv werden müssen, um solche Privatwälder zu kaufen". In den Augen der Förster würde das absolut Sinn machen, zumal die Zeit dafür günstig sei. "Der Wald ist heute für viele Privatleute eher eine Last", weiß Jörg Ziegler.

In einem weiteren Waldbild konnten sich die Teilnehmer ein Bild von Experimenten aus den 70er und 80er Jahren machen. "Da haben unsere Vorgänger im Wildberger Wald etwas ausprobiert", erklärte Jörg Ziegler unter Hinweis auf rund 40 Jahre als Bestände mit Tuja, Douglasie oder der amerikanischen Küstentanne "Abies grandis". Bewährt hätten sich dabei vor allem die Douglasien – die in Europa bereits vor der Eiszeit beheimatet waren. "Das ist eine Baumart, die mit Trockenheit zurechtkommt und die auch in hiesigen Wäldern ganz gut funktioniert", so die Förster. Die machten jetzt aber ebenfalls deutlich, dass ein Waldumbau nicht von heute auf morgen, sondern nur punktuell möglich sei.