Auch wenn die Bilder vom Schäferlaufplatz (oben) und in der Nähe von Küchen Rempp dramatisch aussehen – die Wildberger Feuerwehrleute hatten die Hochwaserlage Anfang des Jahres gut im Griff Foto: Stadt

Einsatzkräfte ziehen nach Unwetter Bilanz: Schutzmaßnahmen haben sich bewährt, Lage in Stadt unter Kontrolle.

Wildberg - Die Feuerwehrabteilung Wildberg war beim Hochwasser Anfang Januar stundenlang zum Schutz der Bürger im Einsatz. Doch im Gegensatz zu früheren Hochwasser-Einsätzen war der im Jahr 2018 fast schon Retter-Routine, wie die Helfer berichten.

Die Wildberger über 30 können sich wahrscheinlich noch gut an 1993 erinnern. Das war das Jahr, in dem die Nagold innerhalb weniger Stunden extrem anstieg und die Ortsdurchfahrt stellenweise komplett unter Wasser setzte. Dagegen war das Hochwasser vom 4. auf den 5. Januar 2018 gut beherrschbar. Und dennoch: Die Feuerwehr Wildberg war beinahe die ganze Nacht im Einsatz.

Betriebshof sperrt Zufahrt rechtzeitig ab

Die ersten Hochwasseranzeichen gab es bereits am 3. Januar. Der Pegel überschreitet an diesem Tag in Nagold die 2,50 Meter. Passiert das, wird Feuerwehr-Kommandant Daniel Nuding alarmiert. Das Wasser tritt am Schäferlaufplatz, auf dem Nagoldtalradweg zum Campingplatz und auf dem Verbindungsweg zur Kläranlage bereits über die Ufer. Der städtische Baubetriebshof sperrt die Zufahrt aber rechtzeitig ab. "Ab diesem Zeitpunkt beobachtet man die Lage, informiert die Unternehmen entlang der Nagold und der Bürgermeister wird benachrichtigt", berichtet er. Der Bauhof montiert den Zaun beim historischen Wasserrad ab, damit Mitgeschwemmtes nicht hängen bleibt und die Einsatzkräfte sind unterwegs auf Erkundungsfahrten. Die Mitarbeiter der Kläranlage stellen die Abwasserpumpwerke im Bereich Schäferlaufplatz ab, damit nicht das ganze Nagoldwasser in die Leitungen gepumpt wird. Der Wasserspiegel sank wieder, richtig losgehen sollte es erst einen Tag später.

Am Donnerstag um 17 Uhr der nächste Alarm. Erneut ist der Pegel über die 2,50-Meter-Marke geklettert. Und er steigt weiter. Ab drei Metern greift die nächste Stufe des Einsatzplans der Feuerwehr. Der Abteilungskommandant Wildberg wird informiert, die Einsatzkräfte sind dauernd auf Kontrollfahrten. Da die Verbindung zum Campingplatz jetzt komplett abgetrennt ist, musste die Feuerwehr den Parallelweg im Wald gefahrlos befahrbar machen. Dort sind zu diesem Zeitpunkt noch die Überreste des letzten Sturms deutlich sichtbar.

Als die 3,40 Meter erreicht sind, alarmieren Nuding und Frank Rentschler den größten Teil der Abteilung Wildberg. Etwa 40 Einsatzkräfte gehen in der Talstraße von Haus zu Haus, um die Bewohner zu informieren, was sie gegen das drohende Hochwasser tun können. Bei der Firma Wöhrle muss die Truppe anrücken und Wasser aus der Halle abpumpen. Eine weitere Aufgabe ist der Schutz der Klosteranlage. Die beiden Zugänge werden mit Schutzwänden abgeriegelt, damit die Flut nicht mitten hindurch rauscht und großen Schaden anrichtet. Zu diesem Zeitpunkt steht der Schäferlaufplatz bereits komplett unter Wasser. Der Stand: knapp 3,70 Meter. Bis halb fünf Uhr morgens sicheren die Feuerwehrleute die Schäferlaufstadt gegen noch mehr Wasser.

"Wir haben aus diesem Einsatz einiges gelernt"

Dann endlich die Meldung: Der Wasserstand sinkt wieder. Wäre das nicht der Fall gewesen, wären ab 3,70 Meter die Abteilungen Sulz am Eck und Gültlingen alarmiert worden. Denn dann wird es langsam sehr ernst. Zur Erinnerung: das Hochwasser im Jahr 1993 stieg auf 4,70 Meter. "Wir haben aus diesem Einsatz einiges gelernt", sagt Daniel Nuding. "Weil in der Vergangenheit einiges an Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt wurde, können wir den Einsatzplan etwas nach unten korrigieren." Man hat auch gesehen, wo noch nachgerüstet werden sollte. Deshalb steigt die Stadt mit dem Gemeinderat – wie es schon länger feststeht – in diesem Jahr intensiv in die Hochwasserschutz-Planungen ein.