Das seit dem vergangenen Jahr in Wildberg nistende Uhu-Pärchen hat jetzt Nachwuchs bekommen.Fotos: Holzhäuer Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Seltene Tiere nisten in einer Felswand an der Ortsdurchfahrt der Kernstadt / Männchen sehr zutraulich

Die größte Eule Deutschlands ist wieder auf dem Vormarsch – auch in Wildberg. An der Ortsdurchfahrt der Kernstadt nistet bereits seit vergangenem Jahr ein Uhu-Paar. Vor Kurzem sind die ersten Küken geschlüpft.

Wildberg. "Seit zwei Jahren hat in Wildbergs Unterstadt in der Talstraße, gegenüber vom Klosterpark, ein Uhu-Pärchen in unserem Garten mit angrenzender Felswand ein Revier bezogen", erzählen Swen Holzhäuer und seine Frau Elke. Seit November 2018 sei das Männchen immer wieder auf dem Kamin an seinem Haus gelandet "und war dort sowohl zu hören als auch mit der Nachtsichtkamera zu sehen".

Tagsüber habe der Uhu auf einem Tannenbaum nahe des Hauses, in etwa drei Metern Entfernung, seinen Posten bezogen. Vom Schlafzimmerfenster aus sei er gut zu sehen gewesen, wie er dort einen Tag verbrachte, berichtet Swen Holzhäuer weiter. Er schätzt, dass der Uhu nach einem geeigneten Nistplatz suchte.

"Anfang Dezember 2018 und Januar 2019 hörten wir dann Balzrufe und ein Uhu-Weibchen auf dem Dach", erzählen Holzhäuers von ihren Beobachtungen. Um Ostern 2019 hätten sie das Weibchen erstmals auf einem Vorsprung in der Felswand nahe ihres Hauses sitzen sehen. "Gespannt verfolgten wir, wie sie dort mehrere Tage saß und offensichtlich brütete."

Weibchen verlässt nach hartem Kampf das Nest

Zu Nachwuchs kam es aber leider nicht. Ende April, nach einem schweren Gewitter und einem harten Kampf mit Krähen, verließ das Weibchen wohl ihr Nest. Vom Männchen fehlte ebenfalls jede Spur. Erst Anfang Dezember tauchte er wieder auf, seine Herzensdame folgte wenig später.

Auf demselben Nistplatz haben die beiden wieder zusammengefunden. Um den 20. April sind nun mindestens zwei Küken geschlüpft. Bisher sind sie wohlauf, leider seien die Krähen "nach wie vor angriffslustig", bedauert Swen Holzhäuer. "Sie verfolgen das Männchen regelmäßig, wenn es von der Jagd zurückkommt, und sie verkünden seine Ankunft."

Besonders überrascht sind Swen und Elke Holzhäuer davon, wie zutraulich insbesondere das Männchen ist. Es sei in keiner Weise beunruhigt, wenn es bemerkt, dass es aus dem nahen Fenster beobachtet wieder. "Nach wie vor sitzt er tagsüber im Tannenbaum und hält Wache", so Holzhäuer. Auch das Nest sei vom Fenster aus einsehbar, was das Weibchen zwar bemerke, aber teilnahmslos hinnehme.

"Nach Aussagen von Mitbürgern hört man das Uhu-Männchen auch manchmal auf seiner Tour nachts in Effringen und auch in der Oberstadt wurde er tagsüber mehrmals gesehen und gefilmt", berichtet Swen Holzhäuer. "Wir nehmen an, dass es sich um denselben Uhu handelt."

Vögel brüten vorrangig in Steinbrüchen

Uhus brüten vorrangig in Steinbrüchen oder in Kirchtürmen. Daher freuen sich Holzhäuers sehr, "dass sie sich bei uns wohlfühlen". Sie hoffen, "dass die Küken sicher aufwachsen können und es auch nächstes Jahr wieder an selber Stelle Nachwuchs gibt, denn der Uhu ist vom Aussterben bedroht und man sieht ihn in Deutschland nur noch selten". Wie viele Uhus es in der Gegend gibt, könne man nicht sicher sagen, so Barbara Fischer von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im Kreis Calw. Sie geht von drei Brutpaaren im Kreis aus. Zwischenzeitlich entwickle sich die Uhu-Population wieder aufwärts. 2019 gab es in Baden-Württemberg 275 Brutpaare und 344 ausgeflogene Jungtiere. Im Regierungsbezirk Karlsruhe waren es 40 Brutpaare. "Das ist schon bemerkenswert", findet Fischer, immerhin lag die Zahl im Vorjahr noch bei 28.

Uhus könnten sehr alt werden, in Gefangenschaft bis zu 60 Jahre, erzählt Barbara Fischer. Bei der Auswahl ihrer Brutplätze seien sie flexibel: "Es kann also sein, dass die ›Wildberger‹ nächstes Jahr wieder wo anders sind – besonders, wenn sie zuviel Aufmerksamkeit an ihrem Brutplatz bekommen."