Autor Christoph Wortberg plauderte in Nagold und Wildberg aus dem Nähkästchen. Foto: Rennig Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Autor Christoph Wortberg zum Drehbuch-Werktstatt-Gespräch in Wildberg und Nagold

Der Einstieg war so schwungvoll wie verblüffend: Binnen weniger Minuten hatte sich Autor Christoph Wortberg die Namen von 25 Schülern gemerkt, um mit ihnen anschließend in ein Drehbuch-Werkstattgespräch einzusteigen.

Wildberg/Nagold. Im Rahmen des Projektes Autorenbegegnungen, das seit rund zehn Jahren vom Förderverein OHG getragen wird, war der Kölner Schauspieler, Drehbuchautor und Schriftsteller wieder einmal nach Nagold gekommen und begeisterte die Schüler der Klassen 10 b und 10d sowie die Kursstüfler des Seminarkurses Spielfilmanalyse, aber auch ihre begleitenden Lehrer Sabine Linkenheil, Patrick Glückler und Jan Gribbohm gleichermaßen durch seine professionelle und doch legere Art.

"Warum sind in vielen Filmen die Protagonistinnen schwanger?", wollte er wissen – und schon entspann sich ein lebhaftes Gespräch über die emotionale Wirkung von Bildern auf den Zuschauer, über die Wahrnehmung von Sequenzen im Medium Film gegenüber der Darstellung im Buch und führte mitten hinein in das Thema der rund dreistündigen Veranstaltung.

Ausgehend vom Teaser zum äußerst erfolgreichen Kölner Tatort "Nachbarn" (2017) – "der einzige Film von rund 70, auf den ich richtig stolz bin" – ließ Drehbuchprofi Christoph Wortberg die Zuhörer Ideen entwickeln zu Mitteln des Schnitts, der Montage, unterschiedlichen Tempi der unterlegten Musik, aber auch der Personenkonstellation.

An der Tafel skizzierte Wortberg das kammerspielartig angelegte Szenario des in vier Nachbarhäusern spielenden Krimis, um mit den Schülern weiter an Impulsen zu arbeiten, wer denn der Täter, wer das Opfer sein könnte und welche Rolle die von einer Schülerin bemerkte Zypresse am Gartenzaun spielen könnte – ohne allerdings allzu viel vom weiteren Plot zu verraten. "Die Wirklichkeit ist manchmal verrückter als die Fiktion", so der Autor. In lockerer Sprache – "Ideen ausspinnen ist geil!" – verstand es Wortberg, die Jugendlichen anzustecken, und sie fühlten sich im Austausch mit diesem "Autor zum Anfassen" ernst genommen, auch mit ihren Fragen, zum Beispiel zur Entwicklung eines Plots.

Dass er sich nicht um Zielgruppen schere, am liebsten seiner Putzfrau einen Entwurf zum Begutachten vorlese oder dass eine einfache Geschichte die beste sei, beeindruckte die Schüler gleichermaßen, und so plauderten sie auch nach dem Werkstattgespräch noch gerne mit dem Autor, ehe er nach Wildberg abreiste.

Denn am Folgetag standen im Bildungszentrum (BZ) zwei Veranstaltungen mit den Klassen 5 und 9 (Ulrike Furtwängler und Sabine Zakovsky) auf dem Programm, in denen Wortberg dank seiner zugewandten Ausstrahlung schnell den Zugang zu seinem jungen Publikum schuf.

Im Jugendroman "Easy" geht es um den 14-jährigen Alex, der seine allein erziehende depressive Mutter und die Geschwister mit allen Mitteln zu unterstützen versucht, um das drohende Auseinanderreißen der Familie durch Behörden zu verhindern. Kein leichter Stoff – und doch wurde im offenen Austausch zwischen Unterstufenschülern und Autor auch viel gelacht.

Während manche Neuntklässler des BZ vorab gemeint hatten, "so eine Autorenbegegnung einfach nur abzusitzen", waren sie letztendlich mehr als begeistert vom Jugendroman "Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß" und dessen Autor.

Die Frage, ob ein vermeintlicher Unfall, ob die Trauerarbeit einer Familie nach dem Suizid eines Jugendlichen wirklich zum Thema eines Jugendbuches tauge, erübrigt sich. Denn das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte Buch mit seinem Ich-Erzähler Lenny regte die Neuntklässler des Bildungszentrums zu zahlreichen Fragen und Ideen im lebendigen Dialog mit dem Autor an, schließlich zum Fazit: "Eine große Bereicherung des Schullebens" und dem Wunsch, den Kölner Autor bald wieder einzuladen.