Im "Naturschutzacker" bei Gültlingen stehen (Von link)s: Biologin Dorothee Braband, Landwirt Dieter Volz, Agrarwissenschaftler Peter Schäfer, Abteilungsleiter Landwirtschaft und Naturschutz beim Landratsamt Calw und Alfred Volz. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Naturschutzacker: Landwirt Dieter Volz aus Gültlingen schafft damit auch Lebensgrundlage für Tiere

Seit fünf Jahren bewirtschaftet der Gültlinger Landwirt Dieter Volz gemeinsam mit seinem Vater Alfred Volz einen rund 30 Ar großen Acker im Rahmen des Vertragsnaturschutzes. Dabei steht nicht die Getreideproduktion, sondern der Erhalt von Ackerwildkräutern im Vordergrund bei gleichzeitiger Bereicherung der Kulturlandschaft.

Wildberg-Gültlingen. 350 Arten von Ackerwildkräutern sind bekannt, und rund die Hälfte davon steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten. Gerne werden die Begleiter von Kulturpflanzen als Unkräuter bezeichnet, da sie mit den Kulturpflanzen in Konkurrenz treten.

Auf Anregung von Biologin Dorothee Braband von der Abteilung Landwirtschaft und Naturschutz im Landratsamt Calw bewirtschaftet Landwirt Dieter Vogt seit 2014 eine seiner landwirtschaftlichen Flächen als "Naturschutzacker". In dieser Zeit hat sich auf dem Acker an der K 4300 zwischen Gültlingen und "Sieben Tannen" einiges getan, zahlreiche seltene Ackerwildkräuter wachsen hier inzwischen inmitten eines großzügig eingesäten Winter-Weizenfeldes.

Auf den ersten Blick überwiegen die zahllosen roten Blüten des Klatschmohns, den der Vater von Dieter Vogt, Alfred Vogt unter dem alten schwäbischen Namen "Schnallestock" kennt. Doch nicht nur rote Blüten sind beim näheren Hinschauen zu entdecken, dazwischen blüht die blaue Kornblume und der violette Ackerrittersporn, die wilde Kamille oder Nelken lassen sich ebenfalls entdecken.

Aber auch der weiß blühende wilde Feldsalat, das Ackerstiefmütterchen und der Ackerfrauenmantel haben sich im Laufe der Zeit angesiedelt. Es handelt es sich dabei um einjährige Pflanzen, die nach der Samenreife als Samen im Boden überwintern können und deshalb durch Bodenbearbeitungsmaßnahmen nach der Ernte in ihrer Entwicklung nicht gestört werden.

Der Agrarwissenschaftler Peter Schäfer, Leiter der Abteilung Landwirtschaft und Naturschutz im Landratsamt Calw und seine Kollegin Dorothee Braband wissen um die wichtigen Nahrungsquellen für Tiere in der Feldflur. Ihre Samen werden von den Feldvögeln gepickt und ihre Blätter oder sogar die ganzen Pflanzen werden von Feldhasen gefressen.

"Viele sind schon ausgestorben", berichtete Braband, "beispielsweise die Konrade, die nur ein Jahr saatfähig ist, während der Ackerspargelsamen bis zu 1000 Jahre haltbar ist und sich bei guten Bedingungen ansiedelt." An den verschiedenen Ackerwildkräutern konnte die Biologin bis zu zwölf Tierarten, wie Insekten, beobachten, die sich in diesem natürlichen Refugium wohlfühlen.

"Artenschutz und Biodiversität sind nicht nur in einer vielfältigen und abwechslungsreichen Landschaft wie rund um Wildberg oder im Heckengäu wichtig", so Agrarwissenschaftler Schäfer. Damit ist die biologische Vielfalt ebenso gemeint, wie der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Natur.

Direkt neben dem Naturschutzacker von Landwirt Volz steht ein auf herkömmliche Weise bewirtschaftetes Weizenfeld. Ackerwildkräuter sind aufgrund der dichten und lückenlosen Bepflanzung hierin nicht zu finden.

Dem Getreide macht allerdings der teils jahrelang verschwundene "Ackerfuchsschwanz" zu schaffen. Während bei diesem Getreidefeld der Ertrag im Vordergrund steht, wird gleich nebenan ohne Pflanzenschutz angebaut, Bodenbearbeitung vorgenommen und geerntet.

Im vergangenen Jahr haben Schafe das Feld abgeweidet. Würde man nichts tun, erklärte Braband, so würde im Laufe von fünf Jahren eine Wiese entstehen. Nach weiteren fünf Jahren hätten sich Hecken entwickelt und nochmals fünf Jahre weiter, wachse ein Wald.

Dieter Volz motivierte die Anregung seitens des Landratsamtes nicht zuletzt aufgrund der seltsamen Arten von Ackerwildkräutern, die sich inzwischen reichlich hier angesiedelt haben und ein prachtvolles Bild bieten. Außerdem wurde sein Acker in den Vertragsnaturschutz aufgenommen und er erhält aus dem Programm einen finanziellen Ausgleich für seinen wirtschaftlichen Nachteil durch den Verzicht auf die Getreideernte.

Bisher wurde die Aktion jährlich verlängert. Momentan ist sein Acker der einzige im ganzen Landkreis Calw, der auf diese Weise und seine besondere Bewirtschaftung ein Refugium für Ackerwildkräuter und Insekten bildet. Dabei gäbe es in der Region um Nagold und dem Heckengäu viele gute Standorte.

Die Abteilung Landwirtschaft und Naturschutz beim Landratsamt Calw würde sich sehr darüber freuen, wenn weitere Interessenten den Ackerwildkräutern eine Chance gäben und einen geförderten "Naturschutzacker" anlegen würden. Informationen hierzu gibt es bei Dorothee Braband unter Telefon 07051/160-960.