An der Shree Buddha Secondary School herrschte große Freude über die Trainingsanzüge (großes Bild). Lebensmittel und Süßigkeiten kauften die Wildberger mit Unterstützung von Rupak Baniya vor Ort (unten, von links), und einheimische Handwerker profitierten ebenfalls von der Hilfsaktion. Außerhalb Kathmandus gestaltete sich das Fortkommen wegen der landestypischen Infrastruktur oft schwierig – längere Wartezeiten waren an der Tagesordnung. Fotos: Hand2Hand Foto: Schwarzwälder Bote

Nepal-Hilfe: Das Wildberger Ehepaar Schneider sammelte 4330 Euro Spenden und unterstützt Bedürftige rund um Kathmandu

Zwei Monate ist es her, dass Heidi und Gerhard Schneider aus Nepal zurückgekehrt sind – Zeit, die das Ehepaar genutzt hat, um die Flut von Eindrücken zu verarbeiten und eine umfangreiche Dokumentation über ihr soziales Projekt "Hand2Hand" zu erstellen.

Wildberg. Für Gerhard Schneider war es die dritte Reise nach Nepal, für seine Frau Heidi die zweite. 2014 hatte der 62-Jährige den Himalaja-Staat mit dem Rucksack erkundet und dort Rupak Baniya kennengelernt, einen einheimischen Lehrer, mit dem er nach seiner Rückkehr nach Deutschland über die Sozialen Medien in Kontakt blieb. Von ihm erfuhr er, welch dramatische Auswirkungen das Erdbeben 2015 auf die Einheimischen hatte. Auch Baniya musste mit seiner Familie monatelang in einem Zelt leben. Anfangs unterstützten die Schneiders ihn finanziell, als es mit der Familie Baniya dann wieder aufwärts ging, bedankte er sich und lehnte weitere Unterstützung ab.

Vor einem guten Jahr reiste Gerhard Schneider erneut nach Nepal, dieses Mal in Begleitung seiner Familie. Er habe einfach sehen wollen, wie sich das Land seit dem Erdbeben verändert hat und ob und wie er persönlich helfen kann. Freunde und Bekannte hatten zusammengelegt und dem Ehepaar rund 650 Euro mitgegeben. Davon kauften die Schneiders in Nepal Stoff für Schuluniformen und Süßigkeiten und übergaben diese der Schule, an der Rupak Baniya unterrichtet. "Die Freude der Kinder war riesig", erzählt Heidi Schneider. Und so gingen die Wahl-Wildberger den nächsten Schritt und gründeten die Initiative "Nepal – Hand2Hand". Dieses Mal warben sie aktiv um Spenden – unter anderem mit einem Artikel im Schwarzwälder Boten.

Die Resonanz übertraf die kühnsten Träume des Paars: "Wir haben auf ein paar Hundert Euro gehofft, aber die Leute spendeten weit mehr", berichtet Gerhard Schneider, "wir mussten dauernd unsere Pläne revidieren, weil unser Budget ständig größer wurde." Schließlich standen 4330 Euro zur Verfügung. "Wir haben die gesamte Summe vor Ort an Bedürftige weitergegeben, unsere Kosten für Reise und Unterkunft haben wir selbst bezahlt", betont Heidi Schneider. "Das betrachten wir als unseren Beitrag", ergänzt ihr Mann.

Über Frankfurt und Neu Dehli flogen die Schneiders im Frühjahr nach Kathmandu. Dort hatte Rupak Baniya schon eine Menge Vorarbeit geleistet, Empfänger für die Zuwendungen ausfindig gemacht und einheimische Handwerker – Näherinnen, Schuhmacher und Möbelbauer – engagiert. "Indem wir vor Ort haben fertigen lassen und eingekauft haben, haben wir auch die lokale Wirtschaft unterstützt und zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen", erklärt Gerhard Schneider.

Bedacht wurden eine Tagesstätte für behinderte Kinder, ein Waisenhaus und eine Schule, außerdem versorgten die Schneiders zwei bedürftige Familien mit Grundnahrungsmitteln für sechs Wochen. "Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Gerhard Schneider, "aber die Familien müssen sich wenigstens eine Zeit lang keine Gedanken darum machen, wie sie Essen auf den Tisch bringen sollen."

"Die Kinder konnten ihr Glück kaum fassen"

Bemerkenswert findet das Paar auch, mit wie wenig man schon helfen kann. "Wir hatten bei einem Schuhmacher 16 Paar Lederschuhe für Waisenkinder in Auftrag gegeben", berichtet Gerhard Schneider. "Als der dafür 15 000 Rupien verlangte, dachten wir erst, wir hätten uns verhört." Als dann aber klar war, dass ein Paar Schuhe umgerechnet tatsächlich nur 8,50 Euro kosten sollte, ließen Gerhard und Heidi Schneider jedes Kind ein zweites Paar aussuchen – "die konnten ihr Glück kaum fassen".

Überall standen auch die Süßigkeiten – Lollis, Kekse, Schokolade – hoch im Kurs, die das Ehepaar und sein einheimischer Helfer verteilten.

Außerdem überreichten die Wildberger zwei talentierten Schülern das Schulgeld für das nächste halbe Jahr. "Eigentlich wollten wir kein Bargeld verteilen", sagt Gerhard Schneider. "Aber sonst wäre es ihnen nicht möglich, eine weiterführende Schule zu besuchen", fügt seine Frau hinzu, "die Schüler jobben jetzt schon, damit sie ihren Schulbesuch finanzieren können."

Zurück in Deutschland brauchte das Paar etwas Zeit, um die Flut von Eindrücken zu verarbeiten. Außerdem stellten sie in Form eines pdf-Dokuments eine fast 50-seitige Dokumentation ihres Einsatzes zusammen, die detailliert über ihre Erlebnisse berichtet und Aufschluss darüber gibt, wie die Spenden verwendet worden sind.

Eigentlich wollte Gerhard Schneider erst nächstes Jahr wieder nach Nepal aufbrechen, aber seit wenigen Tagen steht fest, dass er bereits im Herbst wieder an den Himalaja reisen wird. "Wir bekommen immer noch Spenden", haben die Schneiders verwundert festgestellt. Und so planen sie mit Rupak Baniya bereits die nächsten Vorhaben. Auch in Zukunft wollen sie jeden Cent weitergeben und persönlich dafür sorgen, dass das Geld auch da ankommt, wo es gebraucht wird. Die beiden sind sich einig: "Wir können nicht die Welt retten, aber wenigstens ein paar Menschen ein paar Glücksmomente schenken."

Weitere Informationen: Wer Informationen über das Projekt "Nepal – Hand2 Hand" möchte, kann sich unter der E-Mail-Adresse ghsms@gmx.de an das Ehepaar Schneider wenden.