Für seine Brockhaus-Sammlung hat Klaus Leml einen eigenen Raum eingerichtet.Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Sammelleidenschaft: Der Wildberger Klaus Leml nennt rund 1600 Brockhausbände sein Eigen – darunter eine "nullte" Ausgabe

Etwa 97 laufende Regalmeter, etwa 1600 Einzelbände: Klaus Leml ist ein wahrhaft enthusiastischer Brockhaus-Sammler. Mittlerweile, nach fast 30 Jahren, ist sein Fundus beinahe komplett.

Wildberg. "Mich hat dieses außergewöhnliche Lexikon schon seit meiner Jugend begeistert", erzählt der Wahl-Wildberger. Begonnen hat alles mit einem Besuch der Südwest-Messe in Villingen-Schwenningen, bei der Klaus Leml Anfang der 1970er mit seinen Eltern war. An einem der Stände wurde der damals aktuelle Brockhaus präsentiert. Damals war das Werk für die Familie aber unerschwinglich.

Klaus Lemls Sammelleidenschaft für den Brockhaus sollte etwa 20 Jahre nach dem Messebesuch mit dem Kauf seiner ersten Ausgabe beginnen. Er war bei einem Bekannten, der Meyers-Lexika sammelte und zufällig einen Brockhaus aus den 1930er-Jahren besaß. Leml kaufte ihn. "Da bin ich auf den Geschmack gekommen", erzählt der 61-jährige. Peu à peu kamen weitere Ausgaben dazu. Zunächst nutzte Klaus Leml dafür ein Sammleradressbuch mit einem Verzeichnis von Antiquitätenläden. Er sprach die Händler direkt an, klapperte regelmäßig lokale Läden ab. "Da habe ich mir immer wieder mal einen Brockhaus gegönnt", sagt Leml.

Das Internet habe schließlich die Suche nach interessanten Auflagen deutlich vereinfacht, besonders die E-Bay-Kleinanzeigen. "Da gibt es immer mal wieder kleine Schätze", freut sich Leml. Er sammelt nicht nur den so genannten "Großen Brockhaus", sondern alle Sachlexika aus dem Brockhaus-Verlag. Manche hat er in verschiedenen Einbänden, von einfachen Leinen-Einbänden bis hin zu edlen Ganzleder-Ausgaben. Sogar Ausgaben für Kinder und eine Sonderausgabe von Udo Lindenberg finden sich in Lemls Sammlung. Inzwischen hat Klaus Leml beinahe alles beisammen. Nur die erste Auflage des ersten Brockhaus von 1809 sei so gut wie nicht mehr zu bekommen. Dafür nennt er beinahe alles ab der zweiten Auflage sein Eigen. Die Ausgaben von 1814 beispielsweise entdeckte er zufällig bei einem Spaziergang im Schaufenster eines Antiquariats.

Außerdem ist Klaus Leml stolzer Besitzer der – wie er sie nennt – "nullten Ausgabe". Brockhaus erwarb zu seinen Anfängen die Verlagsrechte an dem Lexikon von Löbel und Franke. Deren sechsteiliges Lexikon konnte sich Leml als digitale Version beschaffen. Er ließ sie drucken und von einer Calwer Buchbinderin binden. Leml schätzt, dass er damit der einzige ist, der alle sechs Bände von 1796 bis 1808 gedruckt zu seiner Sammlung zählen kann.

Dazu kommt allerlei "Drumherum", das ebenfalls von Brockhaus stammt, darunter einige "Zufallsschnäppchen", wie Klaus Leml sie nennt. Das sind beispielsweise ein Abreißkalender von 1941, der nie benutzt wurde, ein gusseisernes Ornament zum 100-jährigen Bestehen, ein Taschenbrockhaus mit einer Widmung für einen Soldaten aus dem Jahr 1942, eine Brockhaus-Computermaus, historische Brockhauswerbung, eine Ledermappe eines Brockhausvertreters oder auch Zeitungsschnipsel und Lesezeichen, die Leml in den Büchern gefunden hat. Solche Einzelstücke freuen den "Jäger und Sammler", wie er sich selbst nennt, besonders. Wenn er sie zeigt, leuchten seine Augen vor Begeisterung. Auf seiner Wunschliste hat Klaus Leml vor allem eins noch stehen: ein antikes Regal für Lexika, das vom Verlag ebenfalls angeboten wurde.

All das passt natürlich schon lange nicht mehr in Klaus Lemls Wohnzimmer. Darum hat er sich in seinem Haus eine eigens dafür ausgelegte Bibliothek im Stil eines Herrenzimmers eingerichtet. Das Mobiliar ist natürlich passend zeitgenössisch ausgewählt, vom Schreibtisch über eine alte Schulbank und ein Sofa mit Sesseln bis hin zu den Lampen. Im vergangenen Jahr geschah jedoch ein großes Unglück: Ein Wasserschaden in eben diesem Raum. Zum Glück nahmen die Sammlerstücke keinen Schaden, zur Behebung musste jedoch alles aufwendig ausgeräumt werden. Erst seit Kurzem steht alles wieder an Ort und Stelle.