Coronavirus: Alltag in den Wildberger Alten- und Pflegeheimen muss neu organisiert werden / Angehörige können Kontakt halten
Für Alten- und Pflegeheime gilt ein Besuchsverbot. Das Coronavirus hat den Alltag komplett verändert. Wie – und wie Angehörige trotzdem Kontakt halten können – erzählen Christina Zanter und Brigitte Fiedler.
Wildberg. Christina Zanter leitet das Pflegestift Neubulach und vertritt derzeit Regionalleiter Ulrich Lutz. Brigitte Fiedler leitet das Pflegeheim Bergsteig in Effringen. "Wir legen jetzt Wert auf ganz andere Sachen", so Fiedler. Angebote wie Krankengymnastik müssten entfallen, darum machen die Mitarbeiter beispielsweise vermehrt Gehübungen mit den Bewohnern.
Gruppenaktivitäten können nicht stattfinden. Also gehen jeden Tag die Pflegekräfte zu den Bewohnern ins Zimmer, bieten telefonischen Kontakt zu den Angehörigen an, informieren die Senioren über das aktuelle Tagesgeschehen und die Neuigkeiten in Sachen Corona. Spaziergänge an der frischen Luft gehören ebenfalls zum Programm.
Die Bewohner verstünden die Lage völlig. Angehörige seien zu Anfang etwas weniger angetan gewesen, das habe sich jedoch gelegt, so Zanter und Fiedler. Inzwischen kämen sogar Dankesbriefe, Blumen, Schokolade und ähnliche Aufmerksamkeiten an, um den Mitarbeitern für ihren Einsatz zu danken.
Kontakt können Angehörige dennoch zu den Bewohnern halten. Viele hätten zwar kein Telefon, gibt Brigitte Fiedler zu bedenken, doch Briefe würden gerne angenommen. Man könne am Eingang klingeln und etwas abgeben, seien es Blumen, Kuchen, Süßigkeiten, Bücher, Bilder oder andere nette Dinge. Hauptsache, es macht den Bewohnern Freude und zeigt, dass jemand an sie denkt.
Einen generellen Tipp haben Christina Zanter und Brigitte Fiedler aber: Es sollte etwas Positives sein, motivierend und aufmunternd. Darauf achten auch die Mitarbeiter, wenn sie die Bewohner über die aktuelle Situation informieren.
Die Krise hat den Zusammenhalt gestärkt
Bislang merke man keine negative Stimmung bei den Bewohnern, erzählt Fiedler. Sie genießen vielmehr die Einzelbetreuung. Es gebe noch keine personellen Ausfälle, berichten Zanter und Fiedler, deswegen könne das zeitlich gestemmt werden. Auch seien die Mitarbeiter positiv gestimmt und motiviert. Die Krise habe den Zusammenhalt und die Zusammengehörigkeit gestärkt. Sie blieben sogar mal länger, um beispielsweise bei schönem Wetter noch eine Runde mit den Bewohnern im Garten spazieren zu gehen.
Derzeit sind die Wohnbereiche in den Einrichtungen getrennt, erklärt Fiedler, um den Ausfall im Falle einer Quarantäne oder Infektion möglichst gering zu halten. Übergaben nach dem Dienst beispielsweise finden nur zwischen zwei Personen statt, damit es nur die nötigsten Berührungspunkte gibt. Zudem beobachtet sich jeder Mitarbeiter auf Symptome. Wenn der Verdacht auf eine Infektion mit dem Corona-Virus besteht, wird dieser direkt beim Gesundheitsamt gemeldet.
Kurzzeitpflegepatienten aus den Krankenhäusern müssen trotz der aktuellen Lage noch aufgenommen werden, erklärt Christina Zanter. Jedoch werden diese Patienten auf Corona getestet. Heimaufsicht und Gesundheitsamt bemühen sich um einen reibungslosen Ablauf und kommen den Einrichtungen so gut wie möglich entgegen, betonen Zanter und Fiedler.
Jüngst hatte es die Einrichtung mit einem Corona-Verdachtsfall zu tun. Eine Hausärztin, die einen Patienten im Heim behandelt hatte, erfuhr rückwirkend, dass einer ihrer Praxispatienten corona-positiv war. Hausärzte kommen bereits nur wenn unbedingt nötig in die Einrichtung. Ein Mitarbeiter und ein Bewohner mussten daraufhin getestet werden, erzählt Fiedler. Bei beiden fiel der Test negativ aus, dennoch bleiben sie sicherheitshalber 14 Tage in Quarantäne. Dank Einzelzimmern sei das zum Glück kein Problem, so Fiedler. Doch der Mitarbeiter fehlt im Dienstplan.
In schwerwiegenden Fällen, wenn es um Sterbebegleitung geht, sind Besuche übrigens trotz des allgemeinen Verbots erlaubt, sofern kein Corona-Verdacht besteht, erklärt Brigitte Fiedler. So können sich die Angehörigen dennoch verabschieden.