Das SWR-Swing-Fagottett ist aus dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart hervorgegangen. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Kulturprogramm: Das SWR-Swing-Fagottett eröffnet den Veranstaltungsreigen in der Wildberger Stadthalle

Das Neujahrskonzert mit dem SWR-Swing-Fagottett in Wildberg bot einen musikalischen Genuss à la Carte.

Wildberg. Im umfangreichen Programm stellte das multiinstrumentale Bläserensemble die leuchtenden Facetten seines fein geschliffenen Spiels zur Schau und amüsierte das Publikum mit bekannten Melodien sowie ungewöhnlichen Musik-Kuriositäten aus mehreren Ländern und Zeitzonen. Für das leibliche Wohl der Konzertgäste sorgte der Förderverein der Musikschule Wildberg.

Das Fagott-Quartett entsprang 1986 dem damaligen Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (seit 2016 SWR-Sinfonieorchester) anlässlich dessen 40-jährigen Bestehens. Seitdem bilden Hanno Dönneweg, Georg ter Voert senior (Initiator des Ensembles, Komponist, Arrangeur, Pianist), Libor Sima (Saxofon, Komposition, Transkription), Georg ter Voert junior (Xylophon, Piccoloflöte, E-Bass) gemeinsam mit dem Gentleman in Person Wolfgang Milde (Moderation) einen exklusiven Musik-Klub mit Niveau.

Getreu dem Konzertmotto "Fagott around the World" lotste der Conferencier die Zuhörer rund um die musikalische Welt von Europa bis nach Nord- und Südamerika, Afrika und Kleinasien und schmeckte seine Erläuterungen mit kultiviertem, auf den Charakter der Musik exakt abgestimmten Humor ab.

Mit einem witzigen Musik-Aperitif gaben die befrackten Virtuosen bereits vor dem ersten Programmpunkt zu verstehen, dass sie ihr technisches Handwerk zwar famos beherrschen, doch eine echte Freude bereite ihnen erst das raffinierte Balancieren zwischen Ernst und Vergnügen. In der Tat wetteiferte die halsbrecherische Chromatik des "Hummelflug" von Nikolai Rimski-Korsakow (Dönneweg) mit schelmischen Saxofon-Schleifern des Csardás von Vittorio Monti (Sima), in der Josef-Strauß-Polka "Feuerfest" aber unterstrichen die Künstler die grazile Eleganz der Tanzmusik.

Feingefühl und instrumentale Leichtigkeit säumten auch die swingenden Züge des jazzig getunten "Badinerie" von Johann Sebastian Bach, und das Duell zwischen Piccoloflöte und Kontrafagott im kessen Melodie-Gebilde aus den "My-fair-Lady"-Themen von Frederick Loewe hob die kontrastierende Farbigkeit des Klangbildes hervor – alles nach Art des Hauses arrangiert und mit ausgesuchten Zutaten aus der geheimen Vorratsküche technischer Mittel garniert – um nur die Carmen-Fantasy nach George Bizet oder die modern-originale Fassung (Sima) der ABBA-Hits zu nennen.

Königlich amüsierte sich das Publikum sowohl bei der großartigen Persiflage (alias "SWR-Urfassung") des Goetheschen "Erlkönig" von Sima (Musik) und Milde (Text) und staunte nicht schlecht, als der Fagottist Georg ter Voert junior zwischen seinen Xylofon-Soli in "Die Wut über den verlorenen Groschen" von Ludwig van Beethoven die Piccoloflöte aus der Hosentasche zückte.

Auch die schwierigste Prüfung, in einem Standard von Benny Goodman ihre vitale Spielart dem Diktat der begleitenden "Musik-Konserve" zu unterwerfen, bestanden die Instrumentalisten im bewundernswert präzisen Zusammenspiel mit Bravour.

Nach dem finalen Samba, "Brazil" von Ary Barroso, bei dem ein Tänzerpaar Bein und Hüfte vor der Bühne schwingen ließ, verlangte das Publikum unentwegt nach Zugaben. Das Fagottett verabschiedete sich mit einem Neujahrsgruß sowie mit zwei reizend verkürzten Evergreens von Johann Strauß – dem "Radetzky Marsch" und der "Tritsch-Tratsch"-Polka.