Auch der Wildberger Klärschlamm soll zukünftig in der geplanten Böblinger Verbrennungsanlage entsorgt werden. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder Bote

Zweckverband: Geplante Verbrennungsanlage in Böblingen könnte laut Zeitplan schon im Jahr 2027 in Betrieb gehen

Einstimmig gab der Wildberger Gemeinderat grünes Licht für den Beitritt in den Zweckverband Klärschlammverwertung Böblingen. Die entsprechende Verbrennungsanlage in Böblingen könnte dem ambitionierten Zeitplan zufolge 2027 in Betrieb gehen – was allerdings von der Dauer des Genehmigungsverfahrens abhängig ist.

Wildberg. Wie Stadtkämmerer Andreas Bauer den Räten mitteilte, "wird es immer schwieriger, den anfallenden Klärschlamm zu entsorgen". Nach der 2017 in Kraft getretenen Neuordnung der Klärschlammverordnung ist es beispielsweise verboten, Klärschlamm in der Landwirtschaft als Dünger zu verwenden. Damit soll das Einbringen von giftigen Stoffen oder Mikroplastik in die Böden – und damit in die Nahrungskette - vermieden werden. Daneben werden die Betreiber größerer Kläranlagen ab 2029 zur Rückgewinnung des Phosphors aus Klärschlammen verpflichtet – auch weil es sich bei Phosphor um einen der weltweit wichtigsten Rohstoffe handelt.

In den vergangenen Jahren stiegen die Entsorgungskosten exorbitant: Lagen sie 2016 in Baden-Württemberg noch bei 65 bis 90 Euro je Tonne, sind sie inzwischen auf 110 bis 140 Euro pro Tonne Klärschlamm gestiegen. Ebenfalls eine Rolle spielt bei diesem Thema die Entsorgungssicherheit. Wie lange die Mitverbrennung in Kohlekraftwerken oder Zementwerken möglich sein wird, sei derzeit mit Blick auf den möglichen Kohleausstieg ungewiss, teilte die Stadtverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage mit.

Vor diesem Hintergrund wurde bereits vor vier Jahren eine Machbarkeitsstudie für eine Klärschlamm-Verbrennungsanlage am Standort des Böblinger Restmüllheizkraftwerks vorgestellt – und anschließend eine interkommunale Lösung erarbeitet. Von der Organisationsform eines Zweckverbandes verspricht man sich neben der langfristigen Entsorgungssicherheit auch eine faire Preisbildung für die Mitgliedskommunen. Durch die regionale Entsorgung sollen zudem Transportkosten und damit Emissionen vermieden werden.

Nachdem der Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss Anfang des Monats bereits eine einstimmige Beschlussempfehlung abgegeben hatte, war die Zustimmung jetzt auch im Gemeinderat groß. "Wir sollten dieser ökologisch sinnvollen Lösung auf jeden Fall zustimmen", erklärte Rolf Dittus für die Freien Wähler, während SPD-Rat Dieter Dannenmann betonte: "Die Stadt braucht Sicherheit in Sachen Klärschlamm". Dass auch die CDU dieses "nachhaltige interkommunale Perspektive" unterstützt, signalisierte Gerhard Ostertag. "Die Lösung birgt wenig Risiken, aber große Chancen", ist er überzeugt.