Andere Orte haben Bücherkisten, Sulz hat eine alte Telefonzelle als BuchtauschplatzFoto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Kurios: Sandra Kunze aus Sulz setzt ihre Idee in der Burghalde um / Bringen und Mitnehmen möglich

In dieser Telefonzelle wird schon lange nicht mehr der Hörer abgenommen. Dafür hat sie eine ganz andere Verwendung gefunden – als öffentlicher Buchtauschplatz.

Wildberg-Sulz. Die Idee zu der Buchtauschzelle hatte Sandra Kunze aus Sulz. Sie hatte das Prinzip bereits in anderen Städten gesehen und war begeistert. "Das ist so eine tolle Idee, das will ich auch", dachte sich die Sulzerin.

Als sie vor ihrem Haus in der Burghalde 2018 ihren Stellplatz richten ließ, plante sie den Standort für eine Telefonzelle daher bereits mit ein.

Eine konkrete Telefonzelle hatte sie auch schon im Auge. Die stand hinter der GTÜ-KFZ-Prüfstelle und war "in einem desolaten Zustand", erinnert sich Nachbarin und Freundin Moni Bachmann. Zunächst wollte sich der Eigentümer nicht von der Telefonzelle trennen. Doch eines Tages entschied er sich um. Daraufhin planten Moni Bachmann und ihre Tochter Luisa zusammen mit Sandra Kunzes Chef Dieter Gehring eine große Geburtstagsüberraschung.

Eigentlich sollte Sandra Kunze spät abends von der Arbeit heimkommen und die Telefonzelle vor ihrem Haus, auf dem bereits vorbereiteten Platz, vorfinden. Inklusive großer Geschenkschleife. Aber eine Kollegin verplapperte sich, wie sich Kunze lachend erinnert.

"Ich werfe ungern etwas weg, was noch nutzbar ist"

Das trübte die Freude über das Geschenk aber keineswegs. Am 15. September 2019 bekam Kunze ihre Zelle und schon am nächsten Tag war sie mit Büchern bestückt und einsatzbereit.

Von der ersten Stunde an zog der große gelbe Kasten die Blicke auf sich. Im Vorbeifahren hätten die Leute staunend geschaut, manche seien auch hergelaufen und hätten sich die Zelle von Nahem angesehen, erinnert sich Kunze. "Kinder kennen die gelben Telefonzellen ja gar nicht mehr", erzählt sie.

Die literarischen Werke stammen zum Teil aus ihrem Fundus, zum Teil bringen die Menschen auch einfach welche vorbei. So entstand eine bunte Sammlung durch alle Genres, von Romanen über Kochbücher bis hin zu Kinderbüchern.

Jeder darf hier so viele Bücher holen wie er möchte. Man muss sie nicht einmal zurückbringen. Wer will, kann auch Bücher bringen. "Es ist alles möglich", erklärt Sandra Kunze. Aktuell stehen etwa 170 Bücher in der Zelle.

"So hat jedes Buch noch einen Sinn und landet nicht im Altpapier", meint Moni Bachmann. Luisa sieht das ähnlich: Ihr ist das wichtigste, dass die Bücher nicht weggeworfen werden. Außerdem, wie sie anmerkt, kostet es hier nichts, sich ein Buch zu holen.

Sandra Kunze selbst kommt nur selten zum Lesen, wie sie erzählt. "Vielleicht kommen ja andere mehr dazu", sagt sie mit Blick auf ihre Telefonzelle. Der Gedanke habe sie beim Einrichten durchaus beschäftigt. "Und", fügt sie lächelnd hinzu, "ich werfe ungern etwas weg, was noch nutzbar ist."