Mit heißer Flamme wird der Stahlmast vom Fundament getrennt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Technik: Netze BW lässt Strommasten und -leitungen abbauen

Etwas verloren stehen die Stahlgerippe in der Landschaft. Haben ihren Zweck erfüllt. Längst sind die Stromleitungen im Boden verlegt. Doch was passiert mit den Masten, die einst halfen, die Menschen mit Strom zu versorgen? Die Netze BW lässt sie demontieren – und lässt dabei echte Profis ran.

Wildberg-Schönbronn. Kein lauter Ton ist auf dieser Baustelle zu hören, alles läuft fast wie ein Uhrwerk, von Unruhe keine Spur – und das obwohl hier schwerstes Gerät im Einsatz ist und in 40 Metern Höhe gearbeitet wird. "Das muss so sein, dass es hier so chillig zugeht. Wir dürfen keine Hektik aufkommen lassen", erzählt Peter Eichner. "Jeder hier weiß, dass es gefährlich ist und dass jeder Fehler seine Auswirkungen hat. Und je weniger Hektik, desto weniger Fehler", ergänzt der Mann vom Schönaicher Bauunternehmen Rebmann, das im Auftrag der Netze BW die verbliebenen Strommasten zwischen Wildberg, Ebhausen und Neubulach abbaut.

Schon im vergangenen Jahr hat die Netze BW, ein Tochterunternehmen des Energieversorgers EnBW, das Mittelspannungsnetz zwischen den drei Kommunen modernisiert und neue Erdkabel verlegt, über die nun die Stromversorgung erfolgt. Die nutzlos gewordenen Freileitungen samt Masten bleiben jedoch nicht als Relikte der Vergangenheit in der Schwarzwald-Landschaft stehen. Die Netze BW lässt sie von Spezialisten ab- und zurückbauen.

Mitte Oktober haben die Arbeiten an der fünf Kilometer langen Trasse zwischen dem Schaltwerk im Süden von Neubulach, vorbei am Aussiedlerhof Dingler im Westen von Wildberg-Schönbronn bis zur Umspannstation in Ebhausen-Wenden begonnen. An diesem Wochenende soll die Demontage der Leitungen, der 25 Betonmasten und der sieben Gittermasten abgeschlossen sein.

An diesem Morgen an der schmalen Kreisstraße 4354 zwischen Wenden und Schönbronn ist allen klar, dass das Projekt auf der Zielgeraden ist. Bei eisigen Temperaturen haben sie einen 150 Tonnen schweren Kran mit dem 60 Meter langen Arm in Position gebracht. Auf eigens am Straßenrand angefertigten Abstützelementen ruhen die Stützen des Ungetüms, geben ihm zusätzlichen Halt. Während die Mitarbeiter des Bauunternehmens mit Vorbereitungen beschäftigt sind betritt ein Mann mit etlichen Seilen und Schutzhelm die Szenerie. Kletterexperte Rolf Wurster kommt in diesem Ablauf eine entscheidende Rolle zu.

Er besteigt einen Korb, der am Arm des Krans befestigt ist. Dann geht es für Wurster nach oben. In 40 Meter Höhe, an der Spitze des Gittermastes steigt der Kletterexperte aus und auf den Mast um. Er sichert sich, befestigt eine vom Arm des Krans herabhängende Kette an der Spitze des Stahlgerüsts. Nur kurze Zeit später bereitet sich Roller schon wieder auf den Abstieg vor und seilt sich ohne Hilfe des Krans behende und flink wieder ab.

Während der Kran den Masten von oben hält, können sich die Arbeiter unten daran machen, die Stahlstreben des Masts abzutrennen. Auch das läuft wie am Schnürchen. Nur wenige Minuten später hängt der Mast frei am ausgefahrenen Arm des Krans. Der Kranfahrer hebt ihn ruhig in Richtung Straße. Lässt ihn dort aber nicht fallen, sondern wartet auf den Bagger, der am unteren Ende des Mastes andockt. Mit traumwandlerischer Sicherheit lassen die Fahrer der beiden schweren Maschinen das sechs Tonnen schwere Stahlgerüst von der Vertikalen in die Horizontale gleiten und legen es beinahe schon sanft neben der Straße ab.

Hans Lehmann von der Netze BW betrachtet gelassen das Schauspiel und ist zufrieden: "Ich bin froh, dass hier die richtigen Leute am richtigen Ort sind", sagt der Baukoordinator der Maßnahme, die das Unternehmen rund 160 000 Euro kostet. "Das hier war und ist eine wirklich angenehme Baustelle." Das liege aber nicht nur an den Arbeitern, sondern auch an den anderen Menschen, die in das Projekt involviert waren – von den betroffenen Grundstückseigentümern bis zu den Leuten vom Forst, mit denen man die Maßnahme planen musste. "Das war eine gute Zusammenarbeit", resümiert Lehmann – wohl wissend, dass man bei so einem Vorhaben auch auf Kompromisse angewiesen ist.Während Lehmann schon resümiert, haben die Arbeiter noch einen weiteren Masten vor sich. Doch bevor sie wieder konzentriert ans Werk gehen, gibt es auf der Lauffläche des Baggers erst mal Kaffee und Berliner – eine ganz gechillte Baustelle eben.