Der Wildberger Gemeinderat will das Verkehrsaufkommen auf den Durchgangsstraßen beziffern lassen. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Lärmschutzplan: Gemenderat will zunächst Verkehr auf den Wildberg Durchgangsstraßen zählen lassen

"Die Stadt ist nicht verpflichtet, einen Lärmaktionsplan aufzustellen", sagte Bürgermeister Ulrich Bünger, als er den Punkt im Wildberger Gemeinderat aufrief. Er wurde trotzdem in die Wege geleitet.

Wildberg. Gut 14 000 Fahrzeuge sind es da: Nur am kleinen Zipfel bei den Sieben Tannen wird auf Wildberger Gemarkung mit der B 296 ein Verkehrsaufkommen erreicht, das den Grenzwert von 8200 Fahrzeugen pro Tag überschreitet. Ab dieser Zahl schreiben EU-Richtlinie und Bundesgesetz einen Lärmschutzplan vor – sofern das Gebiet bebaut und bewohnt ist.

Für Ulrich Bünger ist die Lärmbelastung dennoch "ein wichtiges Thema, in allen Teilen der Stadt". Deshalb hatte die Verwaltung das Angebot eines Karlsruher Ingenieurbüros eingeholt und mit Peter Koehler den Lärmfachmann zur Sitzung in den Bürgersaal eingeladen, um die Sachlage zu erläutern.

Wegen der fehlenden Voraussetzungen gibt es für die Wildberger Ortsdurchfahrten bisher auch keine Kartierung der Lärmbelastung. Dem soll der erste Teil des Angebots abhelfen, mit dem das Büro beauftragt werden kann: eine Verkehrszählung. Mit acht Videokameras an Kreuzungen und sechs Radarmessgeräten könnten Autos, Lastwagen und Motorräder erfasst und daraus – nach exakten methodischen Vorgaben – die Lärmbelastung der Anwohner hochgerechnet werden.

Für zustimmende Heiterkeit in der Ratsrunde sorgte die Information des Ingenieurs, dass dabei demnächst Motorräder vom Lärm her wie Sattelzüge verrechnet würden. Eine kompletten Tag lang, so der Anbieter, würde sein Büro das Verkehrsaufkommen zählen, über volle 24 Stunden; in der Regel an einem Dienstag oder Donnerstag. Nach einem bestimmten Schlüssel würden dann auch die Wochenenden in einen Durchschnittswert einberechnet.

Die Punkte der Zählung würden die Lärmfachleute nach eigenen Erfahrungen, aber wegen der Ortskenntnis und möglichen besonderen Wünschen auch in Absprache mit der Verwaltung festlegen. Verzerrungen durch Baustellen, Umleitungen oder Sperrungen werde man nach Möglichkeit vermeiden, so der Büro-Eigner.

Nach dieser gut 11 000 Euro teuren Zählung wäre die Stadt Wildberg frei im weiteren Vorgehen. Als zweite Phase könnte das Büro auf Wunsch für zusätzlich 5200 Euro netto eine kommentierte Kartierung des Straßenverkehrslärms aufstellen. Dritter Abschnitt (5600 Euro teuer) wäre schließlich der Vorschlag einer praktische Lärmaktionsplanung mit allen zur Verfügung stehenden Methoden: Von Tempolimits über Fahrbahnsanierung, "Flüsterasphalt", Verkehrsverflüssigung durch Ampelsteuerung, auch Verkehrsverlagerung, Schließung von Baulücken oder gar Schallschutzbauten bis hin zu passivem Schallschutz durch Wände und Fenster sei vieles denkbar, sagte der Ingenieur.

"Ich kann natürlich keine Tempolimits versprechen", schränkte Koehler ein, "denn dazu müssten die Auslösewerte erreicht werden." Diese Grenzwerte, ab denen Bund, Land oder Kreis als Baulastträger in die Pflicht genommen werden könnten, würden gerade (von gegenwärtig 70 dBA am Tag und 60 dBA nachts) künftig jeweils um 5 Punkte abgesenkt.

Weik: Beharrlichkeit hat in Gültlingen zum Ziel geführt

Vor dem eventuellen Beschluss über einen eigenen Lärmaktionsplan müsste die Stadt die Öffentlichkeit beteiligen und sich mit den Trägern übergeordneter Belange ins Benehmen setzen, erklärte der Geschäftsführer den Stadträten.

"Eine Güterabwägung, den Klassiker des Rechtsstaats", nannte Ulrich Bünger den Lärmschutz und wies wie Dieter Dannenmann (SPD) auf den "Mehrwert" hin, den Wildberg von dem Gutachten hätte: eine Erfassung der tatsächlichen Lärm-Lage aufgrund objektiver Daten.

Ein "dickes Brett" müsse man da bohren, wandte CDU-Rat Jürgen Niethammer ein, während sein Fraktionskollege Rolf Weik darauf aufmerksam machte, dass die Stadt durch Beharrlichkeit etwa bei der Sanierung der Gültlinger Ortsdurchfahrt schon die Aufbringung eines Flüsterasphalts erreicht habe.

Am Ende zeigten sich die Räte von dem abgestuften Konzept für einen Lärmschutzplan überzeugt und erteilten einstimmig den Auftrag an das Karlsruher Büro.