Pfarrer Michael Frey, Gerhard Weber, Trudel Wulle, Walter Schultheiß und Martin Wiedmann freuten sich, dass jetzt eine mit 3333 Bildern illustrierte Wiedmann-Bibel in der Wildberger Martinskirche besichtigt werden kann. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder Bote

Malerei: Gerhard Weber überreichte in der Martinskirche ein Wiedmann-Bibel mit 3333 Einzelbildern

"Das ist schon ein Schatz und eine sehr kunstvoll gestaltete Bibel", machte der Wildberger Pfarrer Michael Frey nach dem sonntäglichen Gottesdienst am Martinstag deutlich.

Wildberg. Zuvor hatte der ehemalige Wildberger Pfarrer Gerhard Weber eine gedruckte Ausgabe der sogenannten "Wiedmann-Bibel" als Geschenk überreicht. Die soll nun im Kirchenraum einen zugänglichen Platz erhalten, wie Pfarrer Frey unterstrich, als er sich für das großzügige Geschenk bedankte. Der 2013 verstorbene Stuttgarter Künstler Willy Wiedmann hat die evangelische Martinskirche in Wildberg allerdings auch maßgeblich mitgeprägt: Drei Kirchenfenster in der Schäferlaufstadt hatte Willy Wiedmann zwischen 1976 und 2004 in dem von ihm selbst kreierten Polykonstil entworfen.

Größtes Werk des auch als "schwäbischer Leonardo" bezeichneten Multitalents ist aber die nach ihm benannte Wiedmann-Bibel, die 3333 handgemalte Einzelblätter umfasst – und an der Willy Wiedmann 16 Jahre lang gearbeitet hatte. Zu Lebzeiten fand der Künstler jedoch keinen Verlag, mit dem er seine Werke hätte veröffentlichen können. Nach seinem Tod entdeckte sein Sohn Martin Wiedmann die Bilder auf dem Dachboden seines Vaters und ließ sie allesamt in einem aufwändigen Prozess digitalisieren.

Schon seit längerem hatte sich auch der frühere Wildberger Pfarrer Gerhard Weber mit der kunstvoll gestalteten Wiedmann-Bibel beschäftigt. In seinen Augen war es eine besondere Fügung, dass Willy Wiedmann den Weg nach Wildberg fand. Dies war vor allem Walter Schultheiß zu verdanken, denn der in Wildberg wohnhafte Schauspieler war nicht nur Freund, sondern auch Schüler des Künstlers aus Stuttgart, der unterm Strich rund 30 000 Bilder geschaffen hat. Einst waren beide in der Provence auf den Spuren van Goghs gewandelt.

Sichtlich bewegt war jetzt aber der Sohn des Stuttgarter Künstlers, als er feststellte: "Wie kann man den Martinstag besser begehen als in der Martinskirche und mit dem Martinsbild meines Vaters." Martin Wiedmann erinnerte daran, dass die illustrierte Bibel im vergangenen Reformationsjahr an zahlreichen Orten ausgestellt war – denn es sei die Vision seines Vaters gewesen, "seine Bibel mit allen Christen zu teilen". Und so kam es in diesem Jahr auch zu einem Kontakt in die Vereinigten Staaten und dazu, dass die 3333 Bilder umfassende Wiedmann-Bibel im größten Bibelmuseum der Welt in Washington ausgestellt wurde.