Museumsleiterin Melanie Prange zeigt eine Replika eines Kunstgegenstands im neuen Diözesanmuseum. Foto: Daniel Begemann

Das neugestaltete Diözesanmuseum möchte ein neues Publikum ansprechen. Dafür schafft es einen Brückenschlag zwischen Kunst und dem eigenen Leben der Besucher.

Das neue Diözesanmuseum soll einen Gegenpol bilden zur Hektik des Alltags und der Bilderflut sozialer Medien. Rund ein Jahr lang wurde das Diözesanmuseum in der Karmeliterstraße in Rottenburg ungebaut und konzeptionell erneuert. Das neue Motto des Museums lautet „Mach Dir ein Bild“ – mit ihm verbunden ist eine große Herausforderung, die sich dem Museum heutzutage stellt: ein neues und junges Publikum mit alter Kunst anzusprechen.

 

Virtual-Reality-Erlebnis

Museumsleiterin Melanie Prange sagt „Christliche Kunst aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit, religiöse Zeugnisse aus dem Barock und dem 19. Jahrhundert vermitteln sich einem zeitgenössischen Publikum größtenteils nicht mehr unmittelbar.“ Früher sei das Publikum noch eher kirchlich geprägt gewesen und mit mehr Vorwissen ins Museum gekommen. In Zukunft soll das Museum unter anderem für Familien und Schulklassen attraktiv sein. Prange erklärt: „Die Neukonzeption unter dem Motto ’Mach Dir ein Bild’ geht auf die Entstehungszusammenhänge der alten Bilder ein, bietet Besuchenden zugleich aber Anschlussmomente an ihr Leben und ihre Erfahrungshorizonte. Es wird aufgezeigt, dass die Kunstwerke indirekt Vorstellungen und Fragen behandeln, die immer noch aktuell sind. Woher kommen wir? Was prägt uns? Wie wollen wir gesehen werden? Wie weit sind wir bereit zu gehen? Was gibt uns Halt? Was ist uns heilig?“

Neben der mittelalterlichen Kunst, die rund 75 Prozent der Ausstellung ausmacht, sind einige zeitgenössische Arbeiten ausgestellt. Ein modernes Highlight ist ein Virtual-Reality-Erlebnis: Weil die prunkvolle Schatzkammer des Museums als einziger Bereich im Museum nicht barrierefrei gestaltbar war, lassen sich die dort ausgestellten Objekte über eine sogenannte „XR-Station“ im Foyer erkunden. Zwei XR-Brillen ermöglichen es den Besuchern sogar, die Objekte im virtuellen Raum in die Hand zu nehmen.

Viel Wert hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart bei der Neugestaltung des Museums auch auf die Aufenthaltsqualität gelegt. Prange sagt: „Das zuvor sachlich in Weiß und Schwarz gehaltene Foyer erhielt durch neue Eichenmöbel einen warmen Raumcharakter. Verstärkt wird der Eindruck durch die freigelegten Sandsteinsockel der historischen Wandvorlagen.“

Ein Erbe von 1,7 Millionen

Eine Videoinstallation ist aktuell Teil der neuen Ausstellung. Foto: Daniel Begemann

Für Prange ist das Museum in seiner Neugestaltung mehr als nur eine Ausstellung. Sie sagt: „Der Alltag ist oft sehr stressig. Hier haben wir einen Raum, in dem man loslassen kann.“ In Zeiten des Bilderkonsums könne das Museum ein Ort sein, um zur Ruhe zu kommen und sich mit persönlichen Fragen auseinanderzusetzen, zu reflektieren.

Museumsleiterin Prange gewährt einen Einblick ins Schaudepot des Museums, das eine große Sammlung an Kunstgegenständen beherbergt. Foto: Daniel Begemann

Möglich war die Sanierung des sich seit 1996 in der ehemaligen Karmeliterkirche befindenden Museums, da die Diözese zum Zweck der Erneuerung ein Erbe in Höhe von 1,7 Millionen Euro vom Ehepaar Gertrud und Robert Ulrich aus Tübingen erhalten hat. Weihbischof Gerhard Schneider sagt: „Die Baumaßnahmen im Rahmen der konzeptionellen Neuerungen des Museums kosteten circa 1,2 Millionen Euro und blieben damit im Plan. Schneider sagt, dass das Erbe gemäß dem Wunsch des Ehepaars vollständig für das Museum eingesetzt werde. „Ohne dieses Erbe wären der Umbau und die Renovierung des Museums nicht möglich gewesen“, sagt der Weihbischof. Der nun noch verbleibende Betrag werde für die Renovierung und den Umbau eines kleineren Gebäudes neben dem Museum genutzt. Es soll als Begegnungs- und Kreativraum für Veranstaltungen genutzt werden.

Weitere Informationen

Wiedereröffnung
Bischof Klaus Krämer eröffnet das neu gestaltete Diözesanmuseum gemeinsam mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Samstag, 8. November. Für die Öffentlichkeit findet am Sonntag, 9. November, ab 11 Uhr ein Tag der offenen Tür mit Führungen und abendlicher Begehung mit Musik statt. Am Sonntag, 16. November, gibt es ein „Family Opening“ mit Kunst und Musik. Die Veranstaltungen und Führungen im Rahmen der Wiedereröffnung sind kostenlos.

Regulärer Eintritt
Die regulären Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr. Samstags, sonntags und an Feiertagen ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der reguläre Eintritt für Erwachsene kostet 3,50 Euro. Kinder bis zwölf Jahre haben freien Eintritt.