Die Zahlen alarmieren. Ein Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache. Von rund 60 000 Betroffenen überlebt nur jeder Elfte. Das liegt an zu wenig Ersthelfern.
Grund genug, eine „Woche der Wiederbelebung“ nicht nur auszurufen, sondern auch nachdrücklich auf das Problem aufmerksam zu machen. Es könnten nämlich viel mehr Menschen, auch medizinisch ungelernte, reanimieren.
Diese Zahl zu erhöhen, dazu traten am Mittwoch der Kreisverband, die Landesschule und der Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Schwarzwald-Baar in der Villinger Innenstadt an.
Kevin Speth ist Erste-Hilfe-Ausbilder und weiß, wie es geht. Sobald ein verunglückter Mensch nicht mehr ansprechbar und sein Atem nicht wahrnehmbar oder „irgendwie anders“ ist, sollte ein jeder tätig werden und das sofort.
Was sofort zu tun ist
Die 112 wählen und dann 30 Mal mit übereinandergelegten Handballen tief in den Brustkorb drücken, dann zwei Luftschübe durch die Nase am überstreckten Kopf schicken und weiterdrücken. „Und das so lange, bis die Retter neben einem stehen“, betont Speth.
Jede Minute ohne Reanimationsmaßnahmen kann tödlich sein. Hilfreich dabei: Das Handy mit der angewählten Leitstelle neben sich zu legen und sich von den Helfern telefonisch anleiten zu lassen.
Defibrillator hilft
Wenn zur Hand, unterstützt ein Defibrillator die Maßnahmen. Nahe der Villinger Innenstadt ist einer bei der Volksbank zu finden. Auch damit kommen Laien zurecht, denn sobald der kleine Koffer geöffnet wird, „spricht er mit dem Ersthelfer und sagt ihm, was zu tun ist“, so Speth.
Bis zu 15 Minuten gilt es so zu überbrücken, dann, so sollte es zumindest sein, müsste der Rettungsdienst eingetroffen sein und die hauptamtlichen Retter intubieren professionell.
Mehr Mut
„Wir wären froh, wenn mehr Menschen den Mut hätten, so zu handeln“, sagt der Leiter der DRK-Landesschule, Tobias Scherer. In zehn Jahren im Rettungsdienst hat er das leider noch nie erlebt. Die „Ausreden“ sind fast immer die gleichen. Man weiß nicht, was zu tun ist, befürchtet, etwas falsch zu machen oder glaubt, kein Blut sehen zu können. Falsch mache nur der etwas, der gar nichts tue, sagt Scherer. Selbst Rippenbrüche seien bei der Lebensrettung hinnehmbar.
Was zu tun ist, das lerne man in den vielen Erste-Hilfe-Kursen, die der DRK-Kreisverband für alle Bevölkerungsgruppen – selbst für Kinder – anbietet (www.drk-vs.de/rotkreuzkurs) oder sogar schon beim Lesen dieses Artikels.
Ekel vor Verletzungen lässt Scherer auch nicht gelten. „Das regelt das Adrenalin“, verspricht er, denn er weiß, dass die Stresssituation den Laienrettern mehr Kräfte verleiht, als sie ahnen.
Die „Region der Lebensretter“, ist eine erst vor kurzem bundesweit eingerichtete Helfergruppe mit freiwilligen Ersthelfern, die bei Unfällen per App alarmiert werden, wo auch immer sie gerade sind. Laut Scherer ist der Haken dabei: zugelassen sind dafür nur Menschen mit medizinischen Fachkenntnissen.
Diese Einschränkung beschere Deutschland im internationalen Vergleich von durch Reanimation Gerettete schlechte Zahlen. „Wir tun alles, um die schlechte Ersthelfer-Situation zu verbessern“, sagen die DRKler und zeigen vor Ort an Übungspuppen, wie Wiederbelebung geht.