Der Luchs verbindet: Die Wildtierbeauftragten Martin Hauser aus dem Kreis Rastatt (links) und Peter Daiker aus dem Kreis Freudenstadt sind für ihre Aufgaben vorbereitet. Foto: B. Schwarz

Die Gefühlslage der Jäger aus den Landkreisen Freudenstadt und Rastatt reichte von abwartender Skepsis bis zu heller Begeisterung bei einem Informationsabend im Kurhaus Röt über die Wiedereinbürgerung des Luchses im Südwesten.

Zu dem Informationsabend hatten die Kreisjägermeister aus den beiden Landkreisen eingeladen. Vor etwa 60 Jägerinnen und Jägern stellten Landesjagdverband (LJV) und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg das im März vom Landwirtschaftsministerium gestartete Projekt „Luchs Baden-Württemberg“ vor.

Nicht mit Wolf vergleichbar

Kommentiert von den Kreisjägermeistern Barbara Meyer-Böhringer (Freudenstadt) und Frank Schröder (Rastatt) war die Zielrichtung klar: Die Fehler, die bei der Rückkehr des Wolfs in heimische Gefilde gemacht wurden, sollen sich beim Luchs nicht wiederholen. Die Bürger in den betroffenen Gebieten sollen frühzeitig eingebunden werden. Zumal sich die beiden großen Beutegreifer ohnehin nicht vergleichen lassen.

Drei Luchse im Südwesten

Dem Luchs soll durch Auswilderung auch im Nordschwarzwald eine breite Population in Baden-Württemberg ermöglicht werden. Dies ist im Koalitionsvertrag der Landesregierung als „Bestandsstützung“ festgeschrieben.

Rund 250 Jahre nach seiner Ausrottung im Schwarzwald leben derzeit drei Luchse im Südwesten: „Lias“ im Donautal, „Wilhelm“ im Süd- und „Toni“ im Nordschwarzwald. Es sind männliche Tiere, eingewandert vermutlich aus der Schweiz.

Weibchen sollen folgen

Da Experten eine natürliche Wiederbesiedlung unwahrscheinlich erscheint, sollen bis 2027 bis zu zehn Luchse, meist weibliche Tiere aus Zuchtprogrammen, eingesetzt werden, erläuterte Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchsanstalt (FVA). Der zeitliche Schwerpunkt soll in den Jahren 2025 und 2026 liegen, eventuell werde schon diesen Herbst ein Weibchen ausgesetzt.

Die Tiere seien wohl vorbereitet, werden mit einem Senderhalsband ausgestattet und einer „Eignungsprüfung“ über ihr Verhalten gegenüber dem Mensch unterzogen. Wo diese Tiere freigelassen werden, ist angeblich noch nicht bekannt. Das Programm, begleitet von einer Informationskampagne, versteht sich als aktiver Beitrag zum Artenschutz und wird flankiert von zahlreichen Partnern aus Landwirtschaft und Naturschutz sowie vom Landesjagdverband.

Dieser hat, so erläuterte Wildbiologe Klaus Lachenmaier vom LJV, einige Forderungen aufgestellt, die auf ein lokales Monitoring der Ansiedlung sowie auf die Möglichkeit abheben, in besonderen Fällen in die Luchspopulation „eingreifen“ zu können. Den Jägern kommt eine besondere Rolle als Beobachter und Experten zu, die Auftreten, Verhalten und Risse der Luchse melden. „Wir müssen Vertrauen für den Luchs schaffen“, so Lachenmaier. Dazu können auch die Wildtierbeauftragten in den Landkreisen beitragen.

Große Streifgebiete

Als Konkurrenten für Jäger seien die Großkatzen kaum anzusehen. Sie erbeuten in Streifgebieten bis zu 120 000 Hektar vorwiegend weibliche Rehe, Gemsen, Füchse, Dachse oder Hasen, höchst selten Nutztiere. Gefahren für das Auerwild konnte Herdtfelder nicht ausschließen. „Vier bis fünf Rehe im Monat“, bezifferte Armin Hafner vom Kreisjägerverein Sigmaringen seine Erfahrungen mit dem Luchs im Donautal.

Wie Martin Hauser, Wildtierbeauftragter des Kreises Rastatt aus Enzklösterle, vermochte auch Hafner etwas von der Begeisterung zu vermitteln, mit der Jäger die Wiedereinbürgerung begleiten. Allerdings meinte Hauser schmunzelnd: „Vermutlich jagt der Luchs erfolgreicher als wir Jäger.„