Auch im Kreis Rottweil gibt es bereits einige Kinder, die an Adipositas leiden. (Symbolfoto) Foto: Markus Scholz/dpa

Wie krank ist der Landkreis Rottweil? Das analysieren wir mithilfe von Daten der AOK Baden-Württemberg – mit verblüffenden Ergebnissen. Die erste Erkrankung, die wir unter die Lupe nehmen: Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt.

Sind in 25 Jahren ein Drittel aller jungen Menschen weltweit zu dick? Das erwarten zumindest Forscher, sollten sich aktuelle Trends fortsetzen. Wir werfen anhand von Daten der Gesundheitskasse AOK Baden-Württemberg einen Blick auf den Ist-Zustand im Kreis Rottweil. Wo sind die Einwohner besonders von Adipositas betroffen?

 

Vorab wichtig: Alle Daten beziehen sich auf AOK-Versicherte und zeigen, wie viele Versicherte im Erfassungsjahr 2023 wegen dieser Erkrankung neu oder immer noch in Behandlung waren.

Der Gesamtüberblick

Insgesamt leiden 7632 AOK-Versicherte im Kreis Rottweil unter Adipositas. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass es einen „Spitzenreiter“ gibt, was den Anteil der Erkrankten in Bezug auf die Einwohnerzahl angeht. So leiden in Lauterbach 12,3 Prozent (191 Personen) an Fettleibigkeit.

Gleich dahinter rangiert Aichhalden mit 292 Erkrankten, was einen Anteil von 11,6 Prozent ausmacht, dicht gefolgt von Eschbronn mit 11,5 Prozent (117).

Am geringsten ist der Anteil der an Adipositas Erkrankten in Bezug auf die Einwohnerzahl in Schiltach (6,1 Prozent, 134 Erkrankte), Vöhringen (7,1 Prozent, 188) und Dietingen (7,1 Prozent, 192). Es konnten bei der Erhebung nur Versicherte erfasst werden, die sich tatsächlich in ärztlicher Behandlung befanden, wie die AOK betont. 

Folgen und Risiken

Von Adipositas spricht man laut AOK ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30. Seit 2020 ist sie als Krankheit anerkannt.

Bei adipösen Menschen kann es zu Entzündungen im Fettgewebe kommen, die das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen. Außerdem belastet das Gewicht Gelenke, Organe und Kreislauf. Mögliche Folgen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Fettleber, Arthrose und Krebs.

Als Risikofaktoren identifiziert die Krankenkasse neben dem persönlichen Lebensstil (ungesunder Ernährung), hormonelle Störungen, Medikamente und einen Rauchstopp, aber auch psychische Belastungen, die zu Heißhungerattacken führen können, und eine genetische Veranlagung.

Deutschlandweit sind laut AOK zwei Drittel der Männer und mehr als die Hälfte der Frauen übergewichtig. 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen gelten sogar als adipös.

Fettleibigkeit bei Kindern

Wenn man sich die Verteilung bei den Altersgruppen anschaut, so stechen bei den Kindern (bis 14 Jahre) die Städte Oberndorf und Rottweil heraus. Dort sind bei der AOK 47 Fälle beziehungsweise 48 Fälle von Adipositas aufgeführt, wobei Jungen etwas häufiger betroffen sind.

Der Anteil im Vergleich zur Gesamtzahl der Kinder in der jeweiligen Stadt liegt jedoch in beiden Fällen im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Bei den anderen Städten und Gemeinden wird die Anzahl der Erkrankten nicht aufgeführt, weil die Fallzahlen zu gering sind.

Ein Bericht des Rottweiler Gesundheitsamtes zeigt, dass besonders in den „Corona-Jahrgängen“ 2022 und 2023 ein deutlicher Anstieg bei Kindern mit Übergewicht und Adipositas festzustellen ist.

Waren im Einschulungsjahrgang 2021 noch 2,5 Prozent der Kinder im Landkreis Rottweil adipös, so stieg der Prozentsatz beim Jahrgang 2022 bereits auf 4,6 Prozent.

(Junge) Erwachsene

Bei den jungen Erwachsenen (20 bis 39 Jahre alt) sind vor allem die Frauen betroffen, wie die Zahlen der AOK zeigen. Unter den Städten und Gemeinden sticht Epfendorf heraus. Dort leiden rund 7,9 Prozent der jungen Frauen an Adipositas (20).

Ein Anteil von mehr als sieben Prozent bei jungen Frauen ist auch in Schramberg festzustellen (7,2 Prozent, 98 Erkrankte), zudem in Deißlingen (7,2 Prozent, 32).

Bei den älteren Erwachsenen zwischen 40 und 64 Jahren liegen die Frauen ebenfalls im negativen Sinne vorne. In Lauterbach liegt der Anteil der an Adipositas erkrankten älteren Frauen bei 16,7 Prozent (42 Personen), in Aichhalden bei 15,5 Prozent (66 Personen). Bei den älteren Männern ist es Hardt mit 15,2 Prozent (28 Erkrankte).

Höhere Anteile bei Senioren

Was die Gruppe der Senioren angeht, so fällt der Blick auf Lauterbach. Dort leiden laut AOK 32,7 Prozent der Frauen (34 Erkrankte) zwischen 65 und 79 Jahren an Adipositas. Bei den Männern wird der höchste Anteil in Aichhalden erreicht. Dort sind es 29 Prozent (45) zwischen 65 und 79 Jahren.

Bei den AOK-Versicherten ab 80 Jahren bewegen sich die Fallzahlen zwischen 20 und 102 Personen. Die Anteile reichen von 9,4 Prozent bei den Männern in Oberndorf bis zu 27 Prozent bei den Frauen in Lauterbach.

Neben präventiven Angeboten, wie Sport-Tipps für Kinder, etwa von den Krankenkassen, Bewegungsprogrammen und der Ernährungsberatung, können auch operative Eingriffe eine mögliche Lösung sein. Spezielle Adipositas-Zentren gibt es unter anderem in Villingen-Schwenningen und Offenburg.