Groß war das Interesse an einem Vortrag zum Thema Energiesparen und Heizungsoptimierung. Foto: Hübner

Selten brannte das Thema so vielen Menschen unter den Nägeln wie aktuell. Wie kann man im Alltag Energie sparen? Welche langfristigen Optimierungsmöglichkeiten gibt es? Und welche Förderungen? Tipps vom Profi gab es nun in der Stadthalle.

St. Georgen - Über verschiedene Heizkesselarten, die Notwendigkeit zur Anlagenoptimierung und einfache Sparmöglichkeiten sprach Sven Merz, Energieberater bei der Energieagentur Schwarzwald-Baar-Heuberg, bei einer Veranstaltung der Volkshochschule (VHS) in der Stadthalle.

Laut Merz bietet die Energieagentur kostenlose Erstberatungen an. Darüber hinaus gibt es 30 Euro kostende Basis-, Gebäude-, Heiz- und Solarwärmechecks vor Ort. Dabei gehe es darum, Schwachstellen in der Anlage zu erkennen und zu optimieren. Die Nachfrage nach den Beratungen sei derzeit enorm.

Merz ging auf verschiedene Arten der Heiztechnik ein. Am Standardkessel könne man nichts regeln, es gebe enorm hohe Oberflächen- und Abgasverluste sowie Bereitstellungskosten, da eine recht hohe Vorlauftemperatur erzeugt werde – egal, ob diese nötig sei oder nicht.

Brennwertkessel mit besten Werten

Wesentlich bessere Wärmedämmung und Regelungsmöglichkeiten biete der Niedertemperaturkessel. Die Vorlauftemperatur werde durch die Außentemperatur vorgegeben, der Wirkungsgrad liege bei 95 Prozent. Die aktuell besten Werte biete der Brennwertkessel, bei dem mehrere Heiz- und Brauchwasserheizprogramme möglich seien, ebenso Sondernutzzeiten, Ferienprogramme und mehr.

Änderungen dokumentieren

Merz ging ausführlich auf Heizkurven ein, die den Zusammenhang zwischen Außen- und Kessel- beziehungsweise Vorlauftemperatur darstellen. Dieses Wissen sei wichtig, um die Heizung selbst einstellen zu können, denn der Heizungsbauer habe keine Veranlassung zur effizienten Einstellung. Vor allem sei die Vorlaufwärme abhängig vom Gebäude einzustellen und alle Änderungen zu dokumentieren, um sie später zurücknehmen zu können. Auch solle man immer nur eine Änderung vornehmen und nach eine Woche schauen, ob sich diese bewährt.

Merz riet, bei Außentemperaturen unter sieben Grad Celsius die Nachtabsenkung zu aktivieren, bei Fußbodenheizungen aufgrund deren Trägheit sehr viel früher. Sinke die Vorlauftemperatur um zehn Kelvin, sinke die Raumtemperatur um drei bis fünf Kelvin. In Übergangszeiten und bei mehr als sieben Grad empfehle sich das Abschalten des Heizkreislaufs außerhalb der Nutzungszeiten. Bei 14 bis 17 Grad Außentemperatur solle man den Heizkreislauf komplett abschalten. Der Experte riet zudem zu Stoßheizbetrieb außerhalb der Heizperiode, wenn die Raumtemperatur zu tief sinkt.

Alte Thermostatventile ersetzen

In Bezug auf Thermostate erklärte Merz, dass es nicht schneller warm werde, wenn man diese voll aufdreht. Tatsächlich führe eine Einstellung von drei statt fünf energiesparend zu konstanter Raumtemperatur. Alte Thermostatventile seien zu ersetzen, da sie erst bei einer Differenz von zwei Kelvin reagieren, neuere bei einem. Ein Kelvin geringere Temperatur spare sechs Prozent Energie und Kosten. Programmierbare Ventile könne man genau auf Nutzungszeiten einstellen.

Empfohlene Temperaturen lägen bei 20 bis 23 Grad für Bade-, Wohn- und Kinderzimmer, bei 18 bis 20 Grad für die Küche, bei 17 bis 20 Grad fürs Schlafzimmer, bei 16 bis 19 Grad fürs WC und bei 15 bis 18 Grad für den Flur. Wichtig sei, die Heizkörper untereinander abzugleichen, damit alle Räume möglichst gleich warm sind. Sonst drohe unnötiger Energieverbrauch.

Rohre dämmen

Ungeregelte Heizungspumpen führten gegenüber geregelten Hocheffizienzpumpen zu deutlich mehr Verbrauch und Kosten, das Einsparpotenzial liege bei 194 Euro pro Jahr. Die Außerbetriebnahme der Warmwasserzirkulationspumpe sei aufgrund der Legionellenproblematik nicht empfohlen, die Betriebszeiten seien aber unbedingt den Nutzerbedürfnissen anzupassen. Besser seien selbstlernende Hocheffizienzpumpen. Merz riet auch zu ausreichender Dämmung der Rohre, nämlich zu mindestens 22 bis zu 100 Millimetern. Verdeckte Heizkörper führten zu einem Mehrverbrauch von 15 Prozent.

Luftbefeuchter entfernen

Thermostatventile seien beim Lüften abzustellen. Kellerräume sollten ab 20 Grad Außentemperatur tagsüber nicht belüftet werden, da sonst Schimmel drohe. Kleine, hoch geflieste und schlecht belüftete Badezimmer sollte man nach dem Duschen trocken wischen, Luftbefeuchter und Zimmerbrunnen komplett entfernen. Eine Luftfeuchtigkeit von mehr als 50 Prozent sorge für höheren Energieverbrauch. Kippen der Fenster zur Dauerlüftung sei nur von Mai bis September sinnvoll.

Zuletzt wies Merz auf Förderprogramme zur Heizungsoptimierung hin. Bei Investitionen sind bis zu 30 Prozent, maximal 25 000 Euro, möglich.