In Oberndorf sollen künftig drei statt zwei Personen zu Forstwirten ausgebildet werden. Foto: pixabay

In welche Richtung soll sich der Forst in den nächsten zehn Jahren entwickeln? Und wie sieht es mit der Nachwuchssituation aus? Diese Fragen wurden in der Sitzung des Oberndorfer Verwaltungsausschusses geklärt.

Oberndorf - In Oberndorf steht die Forsteinrichtung, die mittelfristige Betriebsplanung für den Wald, für den Zeitraum 2024 bis 2033 an. Teil der Planung sind eine Inventur und eine neue Zielsetzung. Revierförster Simon Köninger stellte zunächst die Rahmenbedingungen vor.

Steilhänge erschweren Arbeit

Mit einem Waldflächenanteil von 35 Prozent ist die Stadt Oberndorf im Vergleich zum Land leicht unterdurchschnittlich ausgestattet und hat laut Köninger "nicht gerade den einfachsten Wald". 53 Prozent der Waldfläche befinden sich in Steilhanglagen (mehr als 30 Prozent Steigung). 20 Prozent würden nur beispielsweise zur Verkehrssicherung bewirtschaftet. 200 Hektar (13 Prozent) werden laut Köninger aufgrund ihrer Steilhanglage nicht regelmäßig bewirtschaftet.

Von guter Qualität sind etwa 65 Prozent der Stadtwaldflächen. 18 Prozent sind trocken, 17 Prozent wechselfeucht, was wiederum ein hohes Risiko in Bezug auf Sturmwurf mit sich bringe. Hinzu kämen die bereits deutlich spürbaren Auswirkungen durch den Klimawandel in Form von Stürmen, Starkregen, Hitze, Trockenheit und Borkenkäfer.

Vielfalt zur Risikominimierung

Maßgabe sei eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung. Dazu gehörten laut Köninger unter anderem Vielfalt bei der Baumartenwahl, standortgerechte Mischbestände, Verjüngungsverfahren, angepasste Wildbestände, die Biotoppflege und die Vermeidung von Schäden.

Aus ökonomischer Sicht wolle man hochwertiges Holz bereitstellen und ein möglichst ausgeglichenes oder positives Betriebsergebnis erzielen. Der Wald sei ein wichtiger Vermögensbestandteil der Stadt, auch wenn die Bewirtschaftung aufgrund der topografischen Lage schwierig sei. Auswirkungen auf das Betriebsergebnis hätten teure Verkehrssicherungshiebe und Seilkraneinsatz. "42 Kilometer öffentliche Straßen führen in Oberndorf durch den Wald", betonte Revierförster Köninger.

1,8 Millionen Ökopunkte generiert

Zur Bewältigung des Klimawandels und zur Risikovorsorge wolle man "klimalabile Wälder umbauen". Dabei könne man auf kostenintensive Eichen-Kulturen oder nichtheimische Baumarten, wie Douglasie oder Roteiche, setzen, wobei es auch heimische robuste Varianten gebe, wie Köninger meinte. Generell wird auf klimaangepasste Mischbestände von Laub- und Nadelholz gesetzt.

Was den Aspekt Ökologie angeht, so habe Oberndorf 2021 das Alt- und Totholzkonzept umgesetzt und zwölf Waldrefugien mit einer Fläche von 45 Hektar ausgewiesen, was fünf Prozent der Forstbetriebsfläche entspricht. Damit habe die Stadt rund 1,8 Millionen Ökopunkte generiert.

Ganz wichtig sei der Gedanke, den Fokus nicht einfach nur auf den finanziellen Gewinn zu legen, sondern den Wald für die kommenden Generationen zu pflegen und zu erhalten, so Köninger.

Einigkeit bei den Zielen

Bei der Gewichtung der drei zentralen Aspekte sprach sich der Ausschuss für die Reihenfolge Soziales, Ökologie, Ökonomie aus. "Im Prinzip will man die eierlegende Wollmilchsau, aber das wird es nicht geben. Man muss Prioritäten setzen", erklärte Bürgermeister Hermann Acker. Jetzt berate man "nur" Werkzeuge und Ziele, die konkrete Umsetzung dieser müsse man dann später definieren, ergänzte der Erste Beigeordnete Lothar Kopf.

Fachkräftemangel im Forst

Simon Köninger sprach anschließend den großen Bedarf an Forstwirten an. Der Fachkräftemangel sei ein echtes Problem. Seit 2014 gebe es in Oberndorf eine Ausbildungsstelle mit jährlich zwei Azubis, so Kopf. Die zweite Ausbildungsstelle im Landkreis Rottweil hatte sich bisher in Deißlingen befunden, wurde aber Ende August aufgelöst, weil eine zeitgemäße Ausbildung nicht mehr gewährleistet werden konnte. Somit sei Oberndorf nun die einzige Ausbildungsstelle für Forstwirte im Kreis.

Von zwei auf drei Azubis

Deshalb plane man, so der Erste Beigeordnete, ab September 2023 eine Aufstockung auf drei Azubis jährlich. Damit hätte man zum einen eine schlagkräftige Gruppe im Oberndorfer Forst, zum anderen erhöhe sich die Chance auf qualifizierte Bewerber für die offenen Stellen kommunaler Arbeitgeber im gesamten Landkreis.

An den Ausbildungskosten in Höhe von 15 000 Euro jährlich pro Azubi beteiligen sich die Kommunen Sulz, Vöhringen, Dunningen, Bösingen, Fluorn-Winzeln, Aichhalden, Schiltach, Villingendorf und Dornhan anteilig – je nach Größe ihrer Waldfläche. Dunningen, Oberndorf und Sulz haben dabei den größten Anteil.

Auf Oberndorf (1200 Hektar) entfielen bisher bei zwei Azubis Kosten von rund 5200 Euro. Ein Vorteil für die Stadt: Durch die Beteiligung weiterer Kommunen (Dietingen, Deißlingen, Zimmern und Wellendingen) würden sich die Kosten nun trotz Aufstockung auf 4400 Euro verringern.

Bleiben Azubis nach Ausbildungsende?

"Andere Kommunen bauen auf uns. Und wir haben regelmäßig hervorragende Ausbildungsergebnisse erzielt", betonte Bürgermeister Acker. Günter Danner (SPD) fragte, ob man die Azubis denn auch halten könne oder ob diese in der Regel zu "potenteren Waldbesitzern" wechseln.

Dazu verpflichten, in Oberndorf zu bleiben, könne man die Azubis nicht, jedoch habe man zwei jüngst nach Dornhan vermitteln können, so Köninger. Es sei gut, wenn sie generell im Landkreis blieben. Der Ausschuss stimmte dem Vorhaben zu.