Die Versorgungsdichte mit Hausarztpraxen ist sehr unterschiedlich. Foto: dpa

Ländliche Regionen wollen für Mediziner attraktiver werden. Sie überlegen, was sie angehenden Ärzten bieten können.

Ländliche Regionen wollen für Mediziner attraktiver werden. Sie überlegen, was sie angehenden Ärzten bieten können.

Freiburg - „Wenn der Arzt fehlt, bricht nach und nach alles andere auch weg“, warnt Norbert Brugger. Damit sich Landflüchtige nicht in falscher Sicherheit wähnen, schiebt der scheidende Bürgermeister von Löffingen im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald nach: „Und wenn die Ärzte auf dem Land fehlen, wird es irgendwann auch in den Städten Probleme mit der Versorgung geben.“

Nun hat sein Landkreis als erster Kreis in Baden-Württemberg einen Katalog von Handreichungen zur ärztlichen Versorgung für Kommunen, Mediziner und Verbände vorgelegt, mit dem der drohende Schwund an Hausärzten im ländlichen Raum aufgefangen werden soll. Ziel ist es, jungen Ärzten und Medizinstudenten eine Entscheidung für eine Karriere als Landarzt schmackhaft zu machen. Angesichts der überalterten Ärztestruktur in der Region ist es dafür höchste Zeit.

Dabei ist in dem sehr ländlichen Landkreis in Sachen Ärzteversorgung gemessen an der Bevölkerungszahl auf den ersten Blick alles prima: Die Versorgungsdichte mit Hausarztpraxen liegt bei 119 Prozent. Mehr als nötig also, wenn man den Versorgungsschlüssel der Kassenärztlichen Vereinigung KVBW zugrunde legt.

Aber die Zahl ist eben nur im ersten Moment beruhigend, speist sie sich doch vor allem aus dem Großraum Freiburg. Mehr als ein Drittel der niedergelassenen Hausärzte zwischen Breisgau und Hochschwarzwald sind mittlerweile 55 Jahre alt oder älter, was sich schon in wenigen Jahren im Wegfall von heute noch bestehenden Arztpraxen niederzuschlagen droht. Je ländlicher die Region, desto größer die drohenden Engpässe bei der Ärzteversorgung. Andererseits wird die Bevölkerung im Kreis immer älter und damit der Bedarf an medizinischer Betreuung immer größer.

Hilfe bei der Kinderbetreuung oder Grundstückssuche

Ein Lösungsansatz wäre, die Braut – sprich: die ländlichen Regionen – hübsch für junge Mediziner zu machen. Mit simplen Dingen lässt sich schon viel erreichen. In Neuenburg im Markgräflerland wurde zum Beispiel ein Stadtbus eingerichtet, der die Mobilität von Patienten beim Arztbesuch sichern hilft. Jungen Medizinern könne aber auch bei der Kinderbetreuung, der Grundstückssuche oder günstigen Baukrediten geholfen werden, schlägt Neuenburgs Bürgermeister Joachim Schuster vor.

„Das ist auch eine Sache der Wirtschaftsförderung“, meint Schuster. Nur habe noch längst nicht jeder Gemeinderat die Notwendigkeit gesehen, dass man Ärzte heutzutage locken und ihre Ansiedlung fördern muss. „Das ist für viele eine neue Erkenntnis.“

Schließlich seien die Chancen, in eine eigene Praxis einzusteigen, nie so gut gewesen wie heute, ergänzt Wilhelm Niebling vom Ärztlichen Kreisverein Breisgau-Hochschwarzwald. Das Interesse angehender Mediziner, irgendwann als Hausarzt mit eigener Praxis zu arbeiten, nehme schon während des Studiums ständig ab, berichtet Niebling. „Die Allgemeinmedizin muss schon im Studium, im Praxisjahr und der Weiterbildung sichtbarer werden“, fordert der Arzt aus Titisee-Neustadt.

Im Kern ist der Job als Landarzt übrigens eine sehr befriedigende Arbeit, wie die in St. Märgen praktizierende Medizinerin Petra Robben-Bathe berichtet. „Auf dem Land ist die Beziehung zwischen Arzt und Patient noch intakter als in der Stadt“, sagt Robben-Bathe, deren lächelndes Konterfei nun die Handreichungen des Landkreises ziert.