Ein Großteil der Schadstoffe wird durch den Verkehr ausgestoßen. Foto: Berg/dpa

Geht es um Klimaschutz, geht es um eine Reduktion des CO-Austoßes. Zahlen dazu gibt es meist auf Bundes- oder Landesebene. Doch wer weiß schon, wie viel die eigene Stadt beiträgt? Der Klimaschutzmanager Fawad Mehmood stellte nun Bad Liebenzells Bilanz vor.

Bad Liebenzell - 49 000 Tonnen pro Jahr – so viel CO stößt ganz Bad Liebenzell aus (Stand 2017). Entsprechende Zahlen präsentierte unlängst Klimaschutzmanager Fawad Mehmood. Zum Vergleich: Ein Flug von Stuttgart nach Mallorca in der Economy Class verursacht ungefähr 0,25 Tonnen.

 

Mit 49 Prozent seien die privaten Haushalte mit Abstand die größten CO-Emittenten der Stadt, so Mehmood. Der Verkehr verursache 30 Prozent des Ausstoßes. Das Gewerbe sei für 19 Prozent verantwortlich. Kommunale Liegenschaften hingegen verursachten nur drei Prozent der 49 000 Tonnen jährlich. Energiesparmaßnahmen wie im Rathaus oder der Therme bringen also für den städtischen Haushalt etwas, am gesamtem CO-Ausstoß ändern sie aber verhältnismäßig wenig.

Mit den Zahlen für die Stadt konnte Mehmood dann auch Bad Liebenzell mit Baden-Württemberg und ganz Deutschland vergleichen. Im CO-Ausstoß pro Kopf liege man sowohl unter dem Landes- als auch dem Bundesschnitt, ebenso beim Energieverbrauch im Gewerbe und dem Energiebedarf im Individualverkehr. Der Energieverbrauch der privaten Haushalte liege genau im Schnitt. Aufholbedarf habe man bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie der Kraft-Wärme-Kopplung.

146 000 Megawattstunden

Auch den Energieverbrauch hat Mehmood erhoben. Gut 146 000 Megawattstunden verbrauche die gesamte Stadt pro Jahr (Stand 2017). Die prozentuale Aufteilung der Verbraucher gleiche der der CO-Emittenten. Der Verkehr verbrauche logischerweise fast ausschließlich Kraftstoffe. Die privaten Haushalte benötigten Strom, Gas und manche sogar noch Kohle. Der mit Abstand beliebteste Energieträger der privaten Haushalte sei aber immer noch das Heizöl. Auch im Gewerbe sei das so.

Die Daten für seine Erhebungen stammten aus unterschiedlichen Quellen, erklärte Mehmood. Unter anderem kämen sie vom Statistischen Landesamt, dem deutschen Wetterdienst, dem Zensus 2011, von den Energieversorgern, vom Landesamt für Umwelt, von den Industriebetrieben, den Betreibern von Blockheizkraftwerken und aus dem Stadtarchiv. Er habe dafür den Zeitraum von 2009 bis 2017 berücksichtigt. Die Daten der Schornsteinfeger würden indes fehlen. Damit ließe sich ein noch genaueres Bild zeichnen. Er versuche weiter an diese Daten zu kommen, die Schornsteinfeger würden sich bislang aber weigern.

Ball liegt beim Runden Tisch

"Die Zahlen sind ein Status Quo", meinte Sebastian Kopp (UL). Er wollte wissen, ob sie zukünftig regelmäßig aktualisiert würden. Mehmood meinte, man habe jetzt eine Ausgangsbasis. Davon ausgehend könne man sich ein Ziel setzten, bis wann man als Stadt klimaneutral werden wolle und entsprechende Maßnahmen entwickeln. Außerdem sei nun ein Vergleich mit anderen Kommunen möglich.

Katrin Heeskens (UL) fragte, wie man den Bürgern helfen könne, CO einzusparen. Die seien ja der größte Verursacher. "Der Ball liegt beim Runden Tisch Nachhaltiges Bad Liebenzell", meinte Bürgermeister Roberto Chiari. Da müsse die Stadt Impulse setzen. Obwohl die Kommune im Verhältnis selbst nicht viel CO verursache, habe sie eine Vorbildfunktion und müsse auch an den eigenen Stellschrauben drehen, fügte Mehmood hinzu.

Sowohl Franziska Dürr als auch Maik Volz (beide CDU) bemängelten die fehlende Aktualität der Daten. Seit 2017 habe sich im Bereich der PV-Anlagen zum Beispiel einiges getan, so Volz. "Wir stehen deutlich besser da", meinte er. Dass es mehr PV-Anlagen gebe, sah auch Erich Grießhaber (Grüne) so. Allerdings sei hier das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.