Die Anlieger befürchten am Schönblick deutliche Einbußen der Lebensqualität durch das geplante Bauprojekt. Foto: Dold

Seit mehreren Wochen sind die Bürger im Sulgener Gebiet Schönblick, Bergstraße und dem südlichen Teil der Hardtstraße aufgrund unterschiedlicher Informationen verunsichert. Grund ist die geplante Überbauung einer Wiese im Schönblick.

Schramberg - Daher legen die Anlieger nun ihre Sicht der Dinge dar. Zum einen hätten sie von den Planungen einer Stichstraße durch die Berichterstattung in unserer Redaktion erfahren. Zum anderen gehe laut Informationen der Anlieger ein Immobilieninvestor von Haus zu Haus, um für sein Bauprojekt von drei- und vierstöckigen Mehrfamilienwohnblocks im Umfeld von Ein- und Zweifamilienhäusern zu werben.

 

Infoveranstaltung der Stadt

Daraufhin haben sich die Betroffenen und Interessierte zu einer Bürgerinitiative zusammengetan und wendeten sich an die Stadtverwaltung. Aufgrund dieser Anfrage gab es vergangene Woche eine Informationsveranstaltung in die Aula des Gymnasiums.

Zu klären waren aus Sicht der Bürger in erster Linie das geplante Großbauprojekt von mehreren Mehrfamilienwohnblocks, die neue Stichstraße sowie die Sanierung, beziehungsweise der Ausbau der Straße Schönblick.

Eingangs hatte die Sprecherin der Bürgerinitiative, Simone Fader, Gelegenheit, ein Statement abzugeben. Sie erläuterte, dass Bürger, die über mehrere Generationen hier leben und arbeiten, betroffen seien. Bereits vor zwei Jahrzehnten waren diese übergangen worden, als ohne eine Einigung mit den Grundstückseigentümern ein Bebauungsplan erstellt wurde, der die Eigentümerinteressen nicht berücksichtigt hatte.

Emotionale Stellungnahme

Von den nun vorliegenden Plänen der konkreten Umsetzung, die Anfang des kommenden Jahres schon beginnen sollten, haben sie aus der Presse erfahren. Sehr emotional fiel ihre Stellungnahme auch deshalb aus, weil von Erschließungsgebühren die Rede sei, die für einige der Anlieger das finanzielle Aus bedeuteten und diese ihre Heimat verlieren würden.

Weitere Bedenken der Anlieger: Flachdach-Wohnkasernen passten nicht nur optisch nicht in die Umgebung, sondern auch menschlich nicht. Sie würden mit dem geplanten Volumen die bisherige Einwohnerzahl in der Straße mehr als verdoppeln. Eine funktionierende Integration in das Gebiet sei dabei unmöglich, so die Anlieger.

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr sagte eingangs den Bürgern zu, dass sie ihre Anliegen sehr ernst nehmen würde.

Bebauungsplan besteht seit 1999

Der Leiter der Stadtplanung, Bent Liebrich, sowie die Abteilungsleiterin Baurecht, Linda Niebel, informierten über die Inhalte der Bauleitplanung sowie die Verfahrensschritte nach dem Baugesetzbuch. Dazu diene der verbindliche Bebauungsplan, der seit 1999 besteht.

Ausführlich wurde seitens der Verwaltung die zulässige Bauweise, die Reihen-, Ketten- und Doppelhausbebauung in verdichteter Form erläutert. Der Bebauungsplan sei somit Gesetz und die Investorengruppe habe sich daran zu halten. Allerdings sei es Auslegungssache, ob auch ein Mehrfamilienhaus im Rahmen sei. Ein konkreter Bauantrag sei noch nicht eingegangen. Linda Niebel wies die Anwesenden auf die Einspruchsfrist nach Offenlegung hin.

Nach Aussage der Stadt bestehe kein Zusammenhang zwischen der möglichen Bebauung und dem Bau einer neuen Stichstraße. Ein weiterer Punkt, der bei den Anwesenden für Unverständnis sorgte – zumal der Investor kommuniziert hatte, dass er ursprünglich geplant habe, die Erschließungsstraße im Rahmen der Bebauung auf eigene Kosten vorzunehmen, was die Stadtverwaltung aber abgelehnt habe.

Sperrung für acht Monate?

Für die Anwohner steht fest, dass die neue Stichstraße dem neuen Großbauprojekt geschuldet ist. Dieses sorge nun dafür, dass alteingesessene Anwohner in Existenzängste ausharren müssten und laut Anlieger in den wirtschaftlichen Ruin getrieben werden.

Mit Verständnis verfolgten die Anwesenden die Pläne, die Ver- und Entsorgungsleitungen zu erneuern, die nach Aussage der Vertreter der Stadtwerke schadhaft seien und saniert werden müssten. Diese Sanierung bedeute für den kompletten Schönblick eine Sperrung ab März für mindestens acht Monate. Diese Aktion sei für die Anwohner – nicht wie vor ein paar Wochen von der Stadt erwähnt – kostenfrei, sondern es werde Anschlusskosten geben.

Dialog auf Augenhöhe angestrebt

In einer emotionalen Schlussdiskussion wurde klar, dass Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr bemüht ist, die Interessen der Bürger aufzunehmen und im Dialog auf Augenhöhe Bedenken auszuräumen. Allerdings wird von den Anliegern bezweifelt, dass ihr dies gelungen ist. Bei den betroffenen Bürgern bleibt daher das ungute Gefühl zurück, dass die tatsächliche Ernsthaftigkeit nicht angekommen sei.