Die Infektionskrankheit Mpox (Monkeypox) hieß früher Affenpocken, weil sie in den 1950er Jahren erstmals bei Affen nachgewiesen wurde. Foto: Imago/Science Photo Library

Noch scheint die Gefahr weit weg. Doch heutzutage sind Erreger letztlich oft nur eine Flugreise entfernt. Könnte es eine neue, schlimmere und sogar globale Mpox-Welle geben?

Vor zwei Jahren meldeten mehr als 100 Länder Ausbrüche von Mpox. Die Welle der einst Affenpocken genannten Infektionskrankheit verlief letztlich glimpflich. Nun aber kursiert eine neue Variante. „Es ist ohne Zweifel die gefährlichste der bekannten Mpox-Varianten“, sagt John Claude Udahemuka, Dozent an der Universität Ruanda. Die Variante Ib (römisch 1b) verbreite sich ohne Sexualkontakte von Mensch zu Mensch, löse schwerere Symptome aus als andere Varianten und sei für Kinder lebensgefährlich, erklärt Udahemuka.

Eine kolorierte 3D-Illustration des Monkeypox- Virus. Foto: Imago/Science Photo Library

Virus-Variante kann auch Europa erreichen

Die Virus-Variante greift derzeit in der Demokratischen Republik Kongo um sich. „Experten sind alarmiert, weil sie sich in der abgelegenen Region unkontrolliert ausbreitet. Sie kann auch Europa erreichen“, warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf. Die Krankheit hieß früher Affenpocken, weil sie in den 1950er Jahren erstmals bei Affen nachgewiesen wurde.

Für den WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan ist die Ausbreitung nach Europa nicht die größte Sorge: Reiche Länder hätten bei dem Mpox-Ausbruch im Jahr 2022 gezeigt, dass sie die Ressourcen haben, eine Verbreitung einzudämmen. „Meine größte Sorge ist, dass die Krankheit sich in Bevölkerungen ausbreitet, die von großer Armut betroffen sind, wenig Zugang zu medizinischer Hilfe haben und vielleicht Probleme haben, Behörden zu vertrauen“, betont Ryan.

3D-Darstellung einer Infektion mit dem Mpox-Virus.  Foto: Imago/Science Photo Library

Krankheit mit neuer Variante deutlich schlimmer

Infektionen mit der sogenannten Klade Ib sorgen für stärkeren Ausschlag am ganzen Körper und länger anhaltende Symptome. Mit Klade bezeichnet man in der Biologie eine geschlossene Abstammungsgemeinschaft, die einen gemeinsamen Vorfahren und alle seine Nachfahren enthält.

Frauen erleiden Fehlgeburten und für Kinder sei die Krankheit lebensgefährlich, erläutert Leandre Murhula Masirika, Forschungskoordinator der Gesundheitsbehörde von Süd-Kivu im Kongo. Er zeigt Fotos von Frauen und Kindern mit erbsengroßen Pusteln am ganzen Körper, auch auf dem Kopf.

„Wir sind sehr besorgt über den Ausbruch“, unterstreicht WHO-Mpox-Expertin Rosamund Lewis. Die WHO versucht mit Informationskampagnen im Grenzgebiet zu Ruanda, Burundi und Uganda, die Bevölkerung über die Gefahren aufzuklären.

Gefahr der Ausbreitung über Flugverkehr

Die neue Variante breitete sich seit September 2023 von der abgelegenen Bergbaustadt Kamituga im Osten des Kongo ausgehend aus. Inzwischen wurden Fälle aus vielen Ortschaften gemeldet, auch aus Goma, wo es einen internationalen Flughafen gibt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich die neue Variante über die Region hinaus ausbreite, berichtet Masirika.

Wie viele Ib-Infektionen es schon gab, ist unbekannt. Nur schwer Erkrankte suchten Krankenhäuser auf, teilt Trudie Lang, Professorin für globale Gesundheit an der Universität Oxford, mit. „Das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Es ist möglich, dass die Inkubationszeit lang ist, das heißt, dass Menschen andere anstecken können, ohne es zu wissen.“

Die neue Variante hat sich zwar zunächst über Sexarbeiterinnen ausgebreitet, inzwischen geht sie aber unabhängig von derlei Kontakten von Mensch zu Mensch. Foto: Imago/Science Photo Library

Wie Mpox übertragen wird

Die Mpox-Übertragung fand bislang entweder durch Kontakt mit Wildtieren und deren Fleisch (Klade I) oder über Sexualkontakte statt, vor allem unter Männern, die Sex mit Männern haben (Klade II).

Die neue Variante habe sich zwar zunächst über Sexarbeiterinnen ausgebreitet, inzwischen gehe sie aber unabhängig von derlei Kontakten von Mensch zu Mensch, sagt Udahemuka. In einer Schule hätten sich zum Beispiel viele Kinder beim Spielen mit einem Infizierten angesteckt.

Pockenschutzimpfung gab Herdenimmunität

Ob der Impfstoff gegen Pocken, der auch vor den bisher bekannten Varianten von Mpox schützt, gegen die neue Variante wirksam ist, sei noch nicht erforscht, so Udahemuka. Seit den 1970er Jahren sind Mpox-Fälle bei Menschen vor allem in Zentral- und Westafrika bekannt. Lange gab es durch die Schutzimpfungen gegen Pocken eine Herdenimmunität. Seit die Pocken 1980 weltweit ausgerottet und die Schutzimpfungen eingestellt wurden, ist die Zahl der Mpox-Fälle gestiegen.

Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI derzeit als gering ein. Foto: Imago/Science Photo Library

So ist die Lage in Deutschland

2022 wurden Ausbrüche mit der Klade IIb aus mehr als 100 Ländern gemeldet, auch in Deutschland gab es Fälle. In den meisten Ländern waren vor allem Männer betroffen, die Sex mit Männern haben. Die meisten hatten milde Symptome.

In Deutschland wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bisher 3800 Mpox-Fälle erfasst, überwiegend im Jahr 2022. Todesfälle waren nicht darunter. Weniger als ein Prozent der registrierten Infektionen betrafen Frauen, Jugendliche oder Kinder.

Ende Juni ging das RKI in einer Beurteilung der Lage auf die neue Variante im Kongo noch nicht ein. „Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI derzeit als gering ein“, heißt es darin.

Info: M(onkey)pox

Was ist Mpox?
Mpox – wie die WHO die Krankheit seit einiger Zeit nennt – ist eine Viruserkrankung. Die Viren gehören zu einer Unterfamilie der Pockenviren. Ähnlich wie bei diesen bilden sich im Verlauf einer Infektion oftmals Bläschen am Körper.

Wie verläuft eine Infektion?
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwei Wochen.

Woher stammt Mpox?
Die Erkrankung war bis Anfang 2022 praktisch nur aus einigen afrikanischen Ländern bekannt. Im Frühjahr entdeckten Ärzte dann plötzlich zahlreiche Fälle in anderen Ländern. Die WHO rief wie bei Corona einen internationalen Gesundheitsnotstand aus, dieser wurde im Mai 2023 wieder beendet, nachdem die Fallzahlen deutlich gesunken waren. Bekannt wurden insgesamt bislang rund 3700 Fälle hierzulande.

Welche Symptome rufen die Viren hervor?
Die Virus-Erkrankung ruft nach Angaben der britischen UK Health Security Agency (UKHSA) meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend sind demnach nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Laut Experten wird Mpox nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragen, das Risiko für die Allgemeinbevölkerung ist sehr gering. Laut UKHSA zählen zu den ersten Krankheitsanzeichen: Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung. Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteile ausbreite. Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln.

Gibt es eine Therapie gegen Monkeypox?
Es gibt keine spezifische Therapie oder Impfung gegen Mpox. Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut empfiehlt für die Impfung gegen Mpox (Affenpocken) den Impfstoff (Vakzin) Imvanex. Dieser Impfstoff, der primär in der EU zum Schutz vor Pocken zugelassen war, erhielt am 25. Juli 2022 zusätzlich die Zulassung zum Schutz vor Affenpocken.