Bessere Aussichten verspricht man sich in Bad Herrenalb mit dem Beitritt zur Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald. Foto: Kugel

Ein Beitritt zur Technologieregion Karlsruhe (TRK) ist für die Stadt Bad Herrenalb nicht möglich. Allerdings ist die Kurstadt jetzt seit 1. Juli neue Gesellschafterin der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG).

Bad Herrenalb - "Als Dienstleister für ihre Gesellschafter und die Unternehmen bündelt die WFG die wirtschaftlichen Interessen der Region, um sie als innovativen und attraktiven Standort mit hoher Wirtschaftskraft und unternehmerischer Kompetenz zu vertreten und zu vermarkten", informiert die WFG in einer Pressemitteilung.

Intensiver Austausch

Dem Beitritt von Bad Herrenalb seien Vorüberlegungen und Abwägungen in verschiedene Richtungen seitens der Stadtverwaltung vorausgegangen. Umso mehr freue sich Jochen Protzer, Geschäftsführer der WFG, dass nach einem sehr intensiven Austausch mit Bürgermeister Klaus Hoffmann und der breiten Diskussion im Gemeinderat die Entscheidung für den Beitritt mit klarer Mehrheit fiel. "Die WFG ist Partner und Dienstleister für alle am Wirtschaftsleben Beteiligten in der Region Nordschwarzwald. Mit unserer langjährigen Fachkompetenz und viel Engagement setzen wir uns für eine stetige Verbesserung der wirtschaftlichen Strukturen in der Region ein und freuen uns auf eine vertrauensvolle und fruchtbare Zusammenarbeit mit unserem neuen Gesellschafter", so Protzer.

"Hervorragend aufgestellt"

Mit ihren bisherigen 21 Gesellschaftern sei die WFG bereits "hervorragend aufgestellt" und in der Region Nordschwarzwald breit verankert. Zu den Partnern zählten: Enzkreis, Landkreis Calw, Landkreis Freudenstadt, Stadt Pforzheim, Sparkasse Pforzheim Calw, IHK Nordschwarzwald, Regionalverband Nordschwarzwald, Kreissparkasse Freudenstadt, Handwerkskammer Karlsruhe, Stadt Mühlacker, Stadt Horb am Neckar, Stadt Freudenstadt, Stadt Nagold, Gemeinde Niefern-Öschelbronn, Stadt Knittlingen, Stadt Maulbronn, Stadt Bad Teinach-Zavelstein, Technologiezentrum Horb, Hochschule Pforzheim, Stadt Calw und die Gemeinde Illingen. "Mit Bad Herrenalb bekommt unsere Wirtschaftsregion aber nochmals eine wertvolle Unterstützung", betont Protzer und erläutert: "Zusammen mit den Gesellschaftern ist die WFG eine starke Solidargemeinschaft und der vom Land Baden-Württemberg und der EU geforderte zentrale Ansprechpartner für strukturpolitische Maßnahmen, wie beispielsweise die regionalen Cluster-Aktivitäten, die regionalen Innovationssysteme oder die Fachkräfte Allianz."

Strategische Ausrichtung

Zu den Schwerpunkten der Aktivitäten, so die WFG, zählten das Standortmarketing, der Aufbau von Unternehmensnetzwerken, die digitale Transformation, das Einwerben von Fördermitteln sowie die Fachkräftegewinnung und -bindung für die Region. Mit ihrem Beitritt zur WFG profitiere die Stadt Bad Herrenalb von sämtlichen WFG-Aktivitäten und Kompetenzen im Bereich der Wirtschaftsförderung und könne ihren Standort weiter stärken sowie gleichzeitig den Einfluss in der Region festigen. Als Gesellschafter könne die Siebentälerstadt über die grundlegenden Angelegenheiten der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald mitentscheiden und ihre strategische Ausrichtung mit beeinflussen.

Bürgermeister Klaus Hoffmann zeige sich erfreut, dass Bad Herrenalb ab sofort Teil der WFG-Familie ist: "Wer wirtschaftlich erfolgreich sein möchte, muss sich vernetzen. Das gilt für Kommunen genauso wie für Unternehmen. In der WFG sind beide Bereiche vertreten und deshalb ist sie für Bad Herrenalb genau der richtige Partner. Wir freuen uns auf einen regen Austausch und eine gute und intensive Zusammenarbeit."

Nicht die Lieblingsbraut

Als der Gemeinderat im März bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung Ja zum WFG-Beitritt sagte, meinte Protzer augenzwinkernd: Weil die Stadt ihre Lieblingsbraut nicht bekomme, dürfe er seine GmbH vorstellen. Als Gesellschafter befinde sich die Stadt jedenfalls bei der Wirtschaftspolitik in der ersten Reihe.

Als Mehrwerte für die Gesellschafter wurden aufgeführt:Schärfung des eigenen wirtschaftlichen Profils im gesamtregionalen Kontext Positionierung innerhalb und außerhalb der Region durch gemeinsame  Standortmarketing-Maßnahmen und Kampagnen Ergänzung der kommunalen Wirtschaftsförderung  Einfluss und Mitsprache bei gesamtregionalen Projekten über die Gesellschafterversammlung der WFGBeitrag zur Positionierung der Wirtschaftsregion Nordschwarzwald im Wettbewerb der Regionen – beispielsweise um Fördermittel, Fachkräfte, Unternehmensansiedlungen oder Standort-Investitionenregionaler Schulterschluss und Bekenntnis zur RegionUnterstützung gesamtregionaler Projekte

Auch wenn aus formalen Gründen ein Beitritt zur TRK derzeit nicht möglich sei, so seien dennoch die Beziehungen zur TRK und anderen Wirtschaftszusammenschlüssen zu intensivieren, teilte die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage im März mit.

Gesellschafter bei der TRK könnten nur Große Kreisstädte mit einer Einwohnerzahl größer 20 000 sowie Stadtkreise und Landkreise werden. Die jeweiligen Gemeinden sollten durch die Landkreise vertreten werden.

Enge Beziehungen

Außerdem sei eine Mitgliedschaft nur möglich, wenn sich die Große Kreisstadt in einem der folgenden vier Landkreise befinde: Südliche Weinstraße, Rastatt, Karlsruhe oder Germersheim. Neben den genannten Gesellschaftern könnten zusätzlich auch private Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen Gesellschafter bei der TRK werden. Deshalb sei die Möglichkeit erörtert worden, dass Bad Herrenalb mit der Gründung einer kommunalen GmbH der TRK beitreten könnte. Allerdings müsse auch ein privater Gesellschafter seinen Sitz oder mindestens eine bedeutende Niederlassung im Gebiet der bestehenden TRK haben. Dies wäre bei privatrechtlichen Unternehmen in der Hand der Stadt Bad Herrenalb eher nicht der Fall. Auch sei eine mögliche Zweigstelle derzeit nicht ersichtlich.

Schon heute bestünden enge Beziehungen zu den umliegenden Landkreisen. Manches Unternehmen finde in Bad Herrenalb nicht das für sein Geschäft passende Umfeld. Um den Wirtschaftsstandort zu stärken, gelte es, die Kommunikation über den Standort ebenso auszubauen wie die Ansprache von Unternehmen.

Pro Einwohner

Wie sieht es eigentlich bei der WFG  mit dem finanziellen Aufwand für die Kommunen aus? Die Stammeinlage (einmalig) beträgt 0,10 Euro pro Einwohner, die Jahresumlage 0,30 Euro pro Einwohner. Die Berechnung für Bad Herrenalb ergibt somit eine Stammeinlage von ungefähr 800 Euro sowie eine Jahresumlage von rund 2400 Euro.