Oft sind Wetterprognosen ungenau oder überhaupt nicht zutreffend. Laut Diplom-Meteorologe Dominik Jung ist es nahezu unmöglich, das Wetter genau vorherzusagen. Aber warum eigentlich? Wir klären auf.
Der Wetterdienst sagt mal wieder ein heftiges Gewitter voraus, doch draußen scheint die Sonne? Immer wieder stimmen die Vorhersagen nicht oder treffen nur teilweise ein. Wieso kommt es häufiger zu einem „falschen Alarm“ und kann man das Wetter überhaupt zuverlässig vorhersagen?
„Wetterprognosen basieren auf der Analyse aktueller Wetterdaten wie Temperatur, Luftdruck, Windgeschwindigkeit und -richtung sowie Feuchtigkeit“, erklärt Diplom-Meteorologe Dominik Jung. Meteorologen würden diese Daten zusammen mit mathematischen Modellen nutzen, um die Atmosphäre zu simulieren und zukünftige Wetterbedingungen vorhersagen zu können.
Der Experte gibt zu verstehen, dass diese Modelle komplexe Gleichungen verwenden, um die Bewegung von Luftmassen , die Bildung von Wolken und Niederschlag sowie andere atmosphärische Prozesse zu berechnen.
Kurzfristige Prognosen haben eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Prognose eintritt, hinge von der Vorhersagedauer ab. „Kurzfristige Prognosen, ein bis drei Tage vorher, sind meist relativ genau, mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von etwa 80 bis 90 Prozent“, so Jung. Mittelfristige Vorhersagen, die vier bis sieben Tage vorher prognostiziert werden, seien hingegen weniger präzise, da Unsicherheiten in den Berechnungen zunehmen – von langfristigen Prognosen ganz zu schweigen. Insgesamt sind Vorhersagen also umso korrekter, je kürzer der entsprechende Zeitraum ist.
Aufgrund der Komplexität und Dynamik der Atmosphäre können die Wetterprognosen dennoch oft falsch sein. „Die Atmosphäre ist ein chaotisches System, in dem kleine Veränderungen große Auswirkungen haben können, das nennt sich Schmetterlingseffekt“, erklärt Jung. Selbst die besten mathematischen Modelle könnten nicht alle Faktoren vollständig berücksichtigen.
Kurzfristige, lokale Unwetter sind schwer vorherzusagen
Ein weiterer Grund für Ungenauigkeiten sind unvollständige oder ungenaue Daten. „Wetterstationen decken nicht die gesamte Erde ab, insbesondere nicht über Ozeanen oder in abgelegenen Regionen. Auch kurzfristige, lokale Wetterereignisse wie Gewitter oder Nebel sind schwer vorherzusagen, da sie sich schnell und oft unerwartet entwickeln.“ Zudem könne die Auflösung der Modelle und die Qualität der Eingangsdaten die Genauigkeit der Vorhersage beeinflussen. „Eine weitere Herausforderung ist die Simulation komplexer physikalischer Prozesse, wie die Interaktion von Atmosphäre, Boden und Ozeanen. Infolgedessen sind Prognosen besonders schwierig, wenn es um präzise, lokale Wetterbedingungen geht, und können daher oft von der Realität abweichen“.
Warum sind regionale Prognosen oft ungenau?
Regionale Wetterprognosen basieren auf detaillierten Modellen, die speziell für kleinere geografische Gebiete entwickelt wurden. Diese sogenannten „Mesoskala Modelle“ verwenden eine höhere räumliche Auflösung als globale Modelle und berücksichtigen lokale topographische Merkmale wie Gebirge, Täler und Küstenlinien, die das Wetter erheblich beeinflussen können. „Trotzdem sind regionale Prognosen oft ungenau, weil lokale Wetterphänomene, wie Gewitter oder Nebel, schwer vorherzusagen sind. Diese Ereignisse entwickeln sich sehr schnell und können durch kleine Änderungen in der Atmosphäre ausgelöst werden, die von den Modellen nicht immer erfasst werden“, erklärt Jung.
Auch lokale Effekte wie die städtische Wärmeinsel oder Mikroklimate in Tälern könnten zu Abweichungen führen. Hinzu komme, dass die genaue Lokalisierung von Niederschlag, insbesondere bei Schauern und Gewittern, eine besondere Herausforderung darstelle. „Während das Modell eine hohe Wahrscheinlichkeit für Regen vorhersagen kann, ist es schwierig, den genauen Ort und Zeitpunkt festzulegen, was zu scheinbar falschen Vorhersagen führen kann“, so Jung.
Es bleibt immer eine Restunsicherheit
Eine hundertprozentig genaue Wettervorhersage ist generell aufgrund der chaotischen Natur der Atmosphäre nicht möglich. „Selbst mit modernster Technologie und fortschrittlichen mathematischen Modellen bleibt eine Restunsicherheit“, erläutert der Wetterexperte.
Laut Jung nehme die Genauigkeit der Vorhersage mit zunehmendem Vorhersagezeitraum ab, da kleine Fehler in den Anfangsdaten exponentiell anwachsen und zu großen Abweichungen führen könnten. Der Experte weiter: „Es gibt jedoch Fortschritte in der Vorhersagetechnologie, wie etwa verbesserte Wettermodelle, die Verwendung von Künstlicher Intelligenz und bessere Beobachtungssysteme wie Satelliten und Radare. Diese helfen, die Vorhersagen genauer zu machen, besonders für kurzfristige Prognosen“.
Langfristige Vorhersagen seien jedoch immer mit Unsicherheiten behaftet. Die präziseste Wettervorhersage könne momentan für einen Zeitraum von bis zu drei Tagen gemacht werden. „Längerfristige Prognosen sind als Trends oder Wahrscheinlichkeitsabschätzungen zu verstehen, nicht als genaue Vorhersagen“, so Jung. Somit bleibe das Wetter in bestimmten Zeiträumen und Regionen grundsätzlich unvorhersehbar, besonders bei kurzfristigen und lokalen Ereignissen.